Ehemaliges Krankenhaus LindlarUmbau fördert Luftschutzbunker zutage
- Im ehemaligen Krankenhaus Lindlar entstehen Wohnungen für Senioren.
- An einigen Stellen ruht der Umbau allerdings zur Zeit, weil es zu kalt ist für bestimmte Arbeiten.
- Beim Umbau des Gebäudes erlebten die Bauarbeiter eine echte Überraschung.
Lindlar – Die Handwerker haben viel zu tun. Im ehemaligen Bettenhaus des Herz-Jesu-Krankenhauses baut der Investor HKM 30 seniorengerechte, barrierearme Wohnungen. Im Herbst 2020 sollen die ersten Bewohner einziehen.
Philipp Müller, Prokurist der HKM-Bauprojektentwicklung, führt eine Gruppe von Interessenten über die Flure und Treppenhäuser des Altbaus. Im Erdgeschoss neben dem Ärztehaus sollen künftig eine Tagespflege mit 17 Plätzen und ein Restaurant Platz finden.
Cafeteria in ehemaliger Böhm-Kapelle
Erster Halt: die 90 Jahre alte, ehemalige Kapelle des Krankenhauses, erbaut nach Plänen des berühmten Kölner Architekten Dominikus Böhm. Hier, in dem aus Bruchsteinen gemauerte Halbrund mit seinen vielen schmalen Fenstern, ist eine Cafeteria vorgesehen.
Die dafür notwendigen Arbeiten ruhen allerdings. Aufgrund der Bruchstein-Fassade, die in ihrer ursprünglichen Optik erhalten bleiben soll, kann die ehemalige Kapelle nicht von außen, sondern nur von innen gedämmt werden, wie Müller erläutert. Dazu soll ein spezieller Dämmstoff aufgespritzt werden.
Doch der lässt sich nur bei etwas höheren Außentemperaturen verarbeiten. Das gleiche Bild herrscht in der Kapelle ein Stockwerk höher, wo ein Büro entstehen soll.
Nächster Stopp: „Hier haben wir eine echte Überraschung erlebt“, erzählt Philipp Müller und weist nach unten. „Wir sind auf einen ehemaligen Luftschutzbunker gestoßen, der in den Plänen gar nicht verzeichnet war.“
Abriss mit dem Presslufthammer
Der Bunker sei nur über Kriechgänge erreichbar gewesen. Mit Presslufthämmern hätten die Bauarbeiter die 80 Zentimeter dicke Stahlbetondecke abreißen müssen. Für einen Bagger habe der Platz einfach nicht ausgereicht.
Zu den Überraschungen zählt auch, dass die Decken der Krankenhausflure weniger stark sind als angenommen. „Wir mussten wegen der geringeren Traglast deshalb einen leichten Spezialestrich verwenden, der besonders belastbar ist“, erklärt Müller.
Den langgestrecken Baukörper des ehemaligen Bettenhauses entlang der Hauptstraße haben die Planer der besseren Übersicht halber in zwei Abschnitte unterteilt. Abschnitt 1 reicht vom Ärztehaus bis zur Mitte des Gebäudes. Hier sind die Arbeiten schon weit fortgeschritten. Die neuen Wände stehen, alle Leitungen sind verlegt. Anfang Januar sollen bereits die Maler anrücken.
Im zweiten Abschnitt laufen dagegen noch die Rohbauarbeiten. Weil es keinen Keller gibt, müssen die Abwasserleitungen in den Boden eingefräst werden, und zwar so, dass ein leichtes Gefälle entsteht. Um die laufenden Arbeiten zu überwachen, haben man ständig parallel drei Bauingenieure im Einsatz, so Müller.
Das verteuert die Arbeiten nicht unmaßgeblich. Bei einem Neubau reiche es, wenn man ab und zu vorbeischaue. „Beim Bauen im Bestand muss man immer mit Überraschungen rechnen“, sagt Philipp Müller.