„Meine besondere Begegnung“Manfred Bösinghaus traf in Wiehl Richard von Weizsäcker
- In den nächsten Wochen stellen wir im Rahmen unseres Sommerwettbewerbs 20 Oberberger vor, die eine besondere Begegnung hatten.
Wiehl – Manfred Bösinghaus (71) hat viele Interessen und dementsprechend schon viele interessante Menschen getroffen. Sei es als Tischtennisspieler, als Reisefilmer und natürlich als Rockmusiker mit seinen Slyboots. Diese Hobbys pflegt der Bergneustädter auch im Ruhestand. Herausragend waren aber die Begegnungen, die er bis 2015 als Direktor der Sparkassen der Homburgischen Gemeinden erleben durfte.
Im Auto mit dem Altbundespräsidenten
Im Rahmen des „Homburger Sparkassenforums“ holte er sich regelmäßig prominente Köpfe ins Haus, damit sie Vorträge vor geladenen Gästen halten. „Dazu zählten unter anderem die Theologin Margot Käßmann, der Filmemacher Sönke Wortmann, Uli Hoeneß, der Ex-Bayern-Präsident, und Wolf von Lojewski, der langjährige Moderator des Heute-Journals“, erinnert sich Bösinghaus. Doch eine Persönlichkeit ragt für ihn heraus: Richard von Weizsäcker, der 2007 engagiert worden war, als das Sparkassenforum sein 25. Jubiläum hatte. „Da brauchten wir etwas Besonderes.“
Bösinghaus fuhr nach Köln, um den Altbundespräsidenten selbst vom Flughafen abzuholen. „Es klingt vielleicht ein wenig überheblich und anmaßend, wenn ich sage, dass von Anfang an die Chemie zwischen uns beiden stimmte – aber es war so“, versichert Bösinghaus.
Weizsäcker habe ihm auf der Fahrt berichtet, dass er erst tags zuvor aus Warschau zurückgekehrt war und mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczyński über das Schengen-Abkommen diskutiert hatte. „Und ich dachte so bei mir: Da sitzt Du mit einem der prägendsten Präsidenten, den diese Republik seit ihrem Bestehen gesehen hat, im Auto und unterhältst Dich mit ihm über europäische Sicherheitspolitik!“
Öfters im Oberbergischen gewandert
Richard von Weizsäcker habe ihm übrigens außerdem verraten, dass er in seiner Bonner Zeit gar nicht so selten im Oberbergischen Land gewandert ist.
Am nächsten Tag hielt der Altpräsident dann in der voll besetzten Wiehltalhalle seinen Vortrag zum Thema „Deutschland in der europäischen Familie – Wo bleibt die politische Union?“ Schon auf der Fahrt nach Wiehl habe Weizsäcker seine Sorge darüber geäußert, ob die Einheit der Union und der zu diesem Zeitpunkt seit mehr als sechs Jahrzehnten andauernde Frieden in Europa auf Dauer Bestand haben würde. Manfred Bösinghaus meint heute: „Die aktuelle Entwicklung in der Ukraine und Ungarns Haltung zu bestimmten Sanktionen bestätigen posthum seine Sorgen.“
Die Vitalität Weizsäckers beeindruckte
Beeindruckt hat Manfred Bösinghaus die geistige, aber auch die körperliche Vitalität des damals immerhin schon 86-jährigen Gastes. Dieser stemmte sich mit beiden Händen schwungvoll hoch, um sich auf den Bühnenrand zu setzen. Bösinghaus überreichte ihm ein Bild des Malers Eugen Daub. Danach legte Weizsäcker für das Pressefoto seinen Arm freundschaftlich auf Bösinghaus’ Schulter. Der Bergneustädter hat aus dieser und vielen anderen Begegnungen gelernt: „Viele prominente Persönlichkeiten erweisen sich aus der Nähe als Menschen wie du und ich.“
Das könnte Sie auch interessieren:
In den Tagen nach der Veranstaltung stellte Bösinghaus’ Frau Petra dem Besucher ein Album mit Fotos und Zeitungsberichten zusammen. In einem sehr persönlichen Schreiben bedankte sich Richard von Weizsäcker bei seinen Gastgebern und hob hervor, wie wohl er sich im Homburger Land gefühlt hat.