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Ein Bus mit Hilfsmitteln für die UkraineSchmitzhöher holen Geflüchtete ab

Lesezeit 4 Minuten

Auf der Hinfahrt transportiert der Bus Hilfsgüter und Lebensmittel, auf dem Rückweg bringt er Flüchtlinge mit.

Schmitzhöhe – Rund einen Monat ist es her, dass Erich Wester gemeinsam mit seiner Frau Edith deren polnische Familie in Krakau besuchte. Hygieneartikel, Windeln und Kinderspielzeug hatten sie damals im Gepäck, um es an einer Sammelstelle für ukrainische Kriegsgeflohene in der südpolnischen Stadt abzugeben. „Das Leid der Menschen, das wir dort vor Ort erlebten, ließ uns nicht mehr los. Sofort war uns klar, dass wir noch viel mehr Familien helfen möchten“, erinnert sich der 63-Jährige.

Auf Facebook sahen sie einen Aufruf einer jungen Mutter, die für sich, ihren dreijährigen Sohn und ihr kleines Baby eine Fahrgelegenheit nach Deutschland suchte. Kurzerhand entschlossen sie sich, die Ukrainerin mitzunehmen. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Zurück im heimischen Schmitzhöhe entstand kurzum die Idee, einen Reisebus zu buchen, um weitere Hilfsgüter ins Kriegsgebiet zu bringen und auf dem Rückweg 50 Ukrainern die Flucht ins Rheinland zu ermöglichen. Zwei Tage vor der Abfahrt zur polnisch-ukrainischen Grenze trafen wir das Ehepaar.

Riesiges Engagement der Lindlarer

Dass aus der Idee, Geflüchtete in ihrem Zuhause in Schmitzhöhe aufzunehmen, so schnell eine Hilfsaktion mit einem so großen Ausmaß werden würde, davon waren Erich und Edith Wester selbst überrascht. „Da wir nur zwei Gästezimmer und keinen abgetrennten Wohnbereich haben, riet uns die Gemeinde von unserer ursprünglichen Idee ab. Also musste eine andere neue her“, erklärt das Paar.

Kontakt

Aktuell bauen die Organisatoren eine Website auf, auf der sie über ihre Hilfsaktion berichten und den Sponsoren danken: www.wir-helfen-der-ukraine.de

Wer sich an zukünftigen Projekten beteiligen möchte, kann sich unter 0173/6137639 an Erich Wester wenden.

In den sozialen Medien, über das Radio und mit Flugblättern in Lindlarer Geschäften starteten sie Ende März einen Hilfeaufruf. Dort baten sie um Sach- und Geldspenden und erklärten ihr Vorhaben, einen Reisebus zu chartern. „Das riesige Engagement der Lindlarer hat uns wirklich überwältigt“ so Erich Wester. 500 Feuerlöscher, sechs Zentner Kerzen, 1000 Konservendosen sind nur ein Teil der Hilfsgüter, die zusammenkamen. Nicht nur zahlreiche Privatpersonen, auch viele Unternehmen aus ganz Oberberg beteiligten sich mit Sach- und Geldspenden an der Aktion: „Dank des Busunternehmens Meurer aus Rösrath, welches sich auch sehr entgegenkommend und großzügig zeigte, kam so das Geld für den Reisebus schnell zusammen“.

Auch ein Organisationsteam von 25 Personen fand sich schnell ein. Darunter sind auch Sebastian Blume (38) und seine Frau Katrin (35). Mit einem Kleinbus machte sich der Vater vor wenigen Wochen selbst mit Hilfsgütern auf den Weg an die ukrainische Grenze: „22 Stunden war ich durchgehend unterwegs. Ich kam müde, aber auch mit dem Willen nachhause, noch mehr helfen zu wollen“, erinnert er sich.

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Besonders herzerwärmend seien die Spendenaktionen von Lindlarer Kindern, erzählen die Organisatoren. So kam bei einem Spenden-Schwimmen der Gemeinschaftsgrundschule Kapellen-Süng eine vierstellige Summe zusammen und auch der Kindergarten Bollerwagen aus Hohkeppel übergab für die Hilfsaktion eine beachtliche Geldspende, die sie aus dem Verkauf von Waffeln gesammelt hatten. Um den Geflüchteten bereits auf der Reise nach Deutschland ein Willkommensgefühl zu geben, schrieben Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Lindlar rührende Grußkarten, die im Reisebus ausgelegt werden.

Rund 1300 Kilometer sind es bis Łapajówka, einem kleinen Ort an der ukrainischen Grenze. Neben dem Ehepaar Wester und den drei Bushfahrern, wird auch ein Dolmetscher an Bord sein, um die Kommunikation vor Ort zu erleichtern. „Wir haben zu Bekannten an der Grenze Kontakt, die uns gesagt haben, was für Hilfsgüter benötigt werden und die 50 Geflüchteten über den Ablauf informieren“, erklärt der 63-Jährige.

Die Geflüchteten werden dann auf der Rückfahrt nach Köln gebracht, wo bereits Unterkünfte für sie organisiert sind. Erich und Edith Wester stellen sich auf eine sehr emotionale Reise ein: „Eins steht für uns bereits jetzt fest: Mit der Busreise wird es nicht enden. Wir wissen zwar noch nicht wie, aber wir möchten noch mehr helfen“.