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Ein Jahr späterDas große Aufatmen der Posaunen

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Zum Auftakt am Freitagabend trat das Auswahlensemble des Posaunenwerks auf.

Oberberg – „Schon beim ersten Stück, dem ,Te Deum Laudamus’, habe ich gedacht, der Himmel geht auf“, sagt Lothar Jacob, Leiter des Posaunenchores Odenspiel, beim Auftakt zum Posaunentag „100+1“ in der evangelischen Kirche in Waldbröl. Nachdem die Veranstaltung zum 100-Jährigen im Vorjahr coronabedingt ausfiel, hatte die Oberbergische Posaunenvereinigung (OPV) am Sonntag zu mehreren dezentralen Veranstaltungen unter dem Motto „Kommt – atmet auf“ eingeladen. So gab es gestern auch in Wiehl, Odenspiel, Hackenberg, Lieberhausen und Nümbrecht Musik.

„Heute können wir erleichtert und befreit aufatmen.“

Zur Einstimmung am Freitagabend gestaltete das Auswahlensemble des Posaunenwerks der evangelischen Kirche im Rheinland „Con Spirito“ unter Leitung von Landesposaunenwart Jörg Häusler eine geistliche Abendmusik gemeinsam mit dem Waldbröler Kantor Pascal Salzmann. Vor rund 50 Zuhörern intonierten die acht Bläser mit Trompeten, Posaunen, Waldhorn und Tuba eine ansprechende Mischung aus geistlichen Stücken und Musik aus Frankreich.

Nach der Begrüßung durch Salzmann und dem Mottolied „Kommt, atmet auf“ von Dieter Wendel bezeichnete OPV-Vorsitzende Beate Ising den Posaunentag als Impuls und Start nach der Corona-Pause für die Posaunenchöre. Vor einem Jahr habe sie einen Monatsspruch zitiert, dass ein weiter und schwieriger Weg zu bewältigen sei: „Heute können wir erleichtert und befreit aufatmen.“

„101 Jahre sind eine lange Zeit“, sagte Superintendent Michael Braun vor der Psalmlesung. „Wie wunderbar, heute einen solchen Abend zu erleben.“ In vollendeter Perfektion folgten die Bläser dem kleinsten Fingerzeig ihres Dirigenten. Äußerst feinfühlig reagierten die Musiker gerade in den Pianissimo-Passagen. Kristallklar ertönte der Mezzosopran von Farina Baßfeld bei ihrem Solo „Pie Jesu“ von Gabriel Fauré. Sie hatte keine Schwierigkeiten, sich gegen die Instrumente durchzusetzen, sondern ihre Stimme schwebte eindrucksvoll über dem Bläserfundament.

Stehende Ovationen belohnten die Musiker für das außerordentliche Konzert.

„Menschen, die bis ans Äußerste gehen, zeigen tiefes Gottvertrauen“, sagte Häusler nach „Fantasien“ zu Marc Chagalls in die Apsis projizierten Bildern von der Opferung Isaaks und dem brennenden Dornbusch. „Alles Vertrauen in eine neue Zukunft zu setzen, ist eine gewaltige Entscheidung.“ Mit fröhlichen Tönen verbreitete Organist Salzmann daraufhin ein Ambiente von Lebenslust auf der Kreienbrink-Orgel.

Zu kräftigen Klängen aus der Bretagne führte das Ensemble sein Publikum schließlich auf eine „Tour de France“, beschwingt an der Côte d’Azur, festlich in der Bourgogne und leicht fließend bei einer Fahrt auf der Loire.

Stehende Ovationen belohnten die Musiker für das außerordentliche Konzert. „Musik ist ein Fenster zum Himmel“, dankte Beate Ising. „Ihr habt das Fenster für uns heute ganz weit aufgemacht.“