„Gibt immer ein Auf und Ab“Oberbergische Lieferanten sehen keinen Mangel beim Heizöl
Oberberg – „Wer eine Ölheizung hat, kann entspannt auf den Winter warten. Wer mit Gas heizt, muss sich wohl leider einen Pullover anziehen“, meint Dirk Salz. Viel Zeit hat er gerade nicht, sind doch die beiden Tankwagen ständig unterwegs.
Seit 1963 beliefert der Familienbetrieb Salz Mineralöltransporte in Niederseßmar oberbergische Haushalte mit Heizöl. „Die Nachfrage ist groß, die Leute gucken ja Nachrichten. Sie sind beunruhigt und bestellen, obwohl der Tank noch halb voll ist, damit sie für ein ganzes Jahr Wärme auf Vorrat haben. Früher sind sie erst mal in Ruhe in den Sommerurlaub gefahren und haben dann bestellt, wenn es nötig war.“ Früher – das ist die Zeit vor dem Krieg in der Ukraine und dem EU-Beschluss, kein Öl mehr aus Russland zu kaufen.
Rheinland Energie geht zuversichtlich in den Winter
„Es gibt immer ein Auf und Ab“, versucht Andreas Brass, Verkaufsleiter von Rheinland Energie in Bergisch Gladbach, die oberbergische Kunden von Waldbröl aus mit Heizöl beliefert, zu beschwichtigen. Auch Salz hat schon manche Krise gemeistert, etwa, als vor drei Jahren wegen der extremen Trockenheit keine Schiffe den Rhein befahren konnten. Da ist er mit Sohn Jan, der bald die Firma übernehmen soll, jede Nacht nach Bremen zum Hafen gefahren, um Öl für Oberberg zu holen.
Im Moment sieht er die Versorgungslage auf dem Heizölmarkt relativ entspannt, ebenso wie Brass. „Die Situation ist relativ gut“, findet der Verkaufsleiter von Rheinland Energie. „Ich empfehle den Kunden, den Bedarf so zu decken, dass sie gut über den Winter kommen, aber nicht mehr.“
Heißt: Keine Hamsterkäufe. „Wir können bei der Raffinerie in Wesseling nicht mehr so viel abholen wie wir wollen“, berichtet Salz. „Durften wir bisher rund um die Uhr laden, so gilt zurzeit eine Beschränkung auf zwei Tanklastzüge am Tag, pro Zug sind das 32 000 Liter. Aber das macht uns noch keine Probleme. Die Besitzer von Ölheizungen können sich freuen.“
Sorge um Ölknappheit ist groß
Dabei galt doch gerade das Mineralöl bisher als nicht mehr zeitgemäßes und klimaschädliches Schmuddelkind der Energieversorgung. Ölheizungen sollen ausgetauscht, neue ab 2026 nicht mehr eingebaut werden, so die Pläne der Politik. „Leider wurde die Ölheizung verteufelt, und in den Köpfen der Leute gilt Gas als umweltfreundlich. Dabei sind doch beides fossile Brennstoffe“, meint Salz kopfschüttelnd.
Er bekomme gerade viele Bestellungen aus der Industrie, die ihre Tanks füllen. Und er wisse auch von Firmen, die aus Sorge, dass Russland doch noch den Gashahn zudrehen könnte, Öltanks gekauft und ihre Brenner umgestellt haben: „Bei manchen geht das.“ Auch Brass kennt derartige Überlegungen in der Industrie: „Noch gibt es aber bei uns keine Bestellungen, alles hängt davon ab, wie es mit dem russischen Gas weitergeht“, prophezeit der Verkaufsleiter.„Die Kunden beobachten den Markt sehr aufmerksam.“
Und die Preise: „Vor einem Jahr kostete Heizöl die Hälfte, vor zwei Jahren im Corona-Jahr ein Viertel“, erinnert sich Salz. Und die Preise könnten noch steigen. „Das Ölembargo geht nach hinten los“, stellt Brass fest. „Zurzeit befinden wir uns in einer Boom-Phase. Das kann sich auch wieder beruhigen. Je nachdem, was Russland macht.“