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Ein Jahr nach Übernahme-GerüchtenSo wollen die Energiewerke Waldbröl weiter arbeiten

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Den Waldbröler Energiewerken möchte der neue Geschäftsführer Heinz-Peter Schröder seinen Stempel aufdrücken.

Waldbröl – „Gemeinsam für ein lebendiges Waldbröl“: Geht es nach Heinz-Peter Schröder, werden die Marktstädter diesen Slogan der Energiewerke Waldbröl (EWW) auch in vielen Jahren noch lesen. Am 1. Januar dieses Jahres ist Schröder als Prokurist bei den EWW eingestiegen, seit dem 30. April ist der 54 Jahre alte Gummersbacher nun Geschäftsführer des Strom- und Gaslieferanten, der nach dem Ausstieg der Aachener Stadtwerke (Stawag) zu 100 Prozent eine Tochter der Aggerenergie ist.

Diese hatte im Geschäftsbericht für das vergangene Jahr den Erwerb aller Anteile am Waldbröler Versorger für 2021 angekündigt, um – so steht es zudem in dieser Bilanz – die „Lokal-Marke EWW zunächst weiterzuführen“. Es könne aber keine Rede davon sein, dass diese aufgegeben werden solle, sagt Frank Röttger, Geschäftsführer der Aggerenergie. Sein Unternehmen habe bereits seit der Gründung großes Interesse an den EWW. „Und als das Angebot aus Aachen kam, haben wir zugegriffen – die EWW passen zu uns, da lag der Einstieg auf der Hand.“

Die EWW wechselten den Besitzer

Genau vor einem Jahr berichtete diese Zeitung über Gerüchte, die EWW wechselten den Besitzer nach einem Ausscheiden der Stawag. Diese waren mit 51 Prozent an den EWW beteiligt, 49 Prozent hielten die Waldbröler Stadtwerke, zu 100 Prozent wiederum eine Tochterfirma der Stadt. Bestätigen wollten dies auf Anfrage damals weder die Aggerenergie, noch Anja Brauer, Kämmerin der Stadt, und Mirco Kujbida, Geschäftsführer der Stadtwerke. Auch heute wollen sie sich zu dieser Übernahme nicht äußern, verweisen auf die Aggerenergie und die Stawag. Diese zogen offenbar eine Vertragsoption zur Übernahme aller Anteile, die dem Stawag-Geschäftsbericht für 2020 zufolge am 18. November jenes Jahres der Aggerenergie vertraglich zugesichert wurden. Damit wurden die Waldbröler Stadtwerke als Minderheitseigner und die Stadt selbst als mittelbar Beteiligte aus den EWW gedrängt.

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Grund für den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung sei eine strategische Neuausrichtung aller Stawag-Beteiligungen, berichtet Sprecherin Eva Wußing. „Waldbröl passte da leider nicht mehr in unser Portfolio.“ Eine solche Veränderung sei üblich und bedürfe keiner Kommunikation.

Kunden beklagen sich über den Wechsel

Aus der Waldbröler Stadtpolitik ist anderes zu hören. So war immer nur in nicht-öffentlichen Sitzungen des Rats und seiner Ausschüsse über das Geschäft gesprochen worden, zuletzt seien die Mandatsträger sozusagen nur noch zur Kenntnisnahme aufgefordert gewesen. Und Kunden beklagen, dass sie bis heute nicht über den Wechsel informiert worden seien. Das sei auch nicht nötig, da es keinen völligen Anbieterwechsel gegeben habe, sagt EWW-Geschäftsführer Schröder. Für den Kunden ändere sich schließlich nichts, Kündigungen habe es bisher keine gegeben. Und auch das soziale Engagement in der Stadt werde fortgesetzt, betont der Gummersbacher, der gleichzeitig Personalchef bei der Aggerenergie ist und auch bleiben werde.

Den Schwerpunkt seiner Arbeit sehe er aber in Waldbröl: „Ziel ist es, den Markt hier weiterzuentwickeln, die Geschäftsbereiche Photovoltaik und E-Mobilität deutlich auszubauen.“ Gerade da biete die Stadt ein großes Potenzial, auch seien die EWW nicht nur eine stabile Marke, sondern zudem eine dynamisch wachsende: Zurzeit bekämen etwa 2300 Kunden ihren Strom von den EWW, 500 Kunden würden mit Gas versorgt. Ende Dezember 2015 zum Beispiel habe der am 1. Januar 2014 gegründete Versorger 1141 Strom- und 317 Erdgas-Abnehmer gezählt. Damals firmierte die Stadttochter EWW als Energie und Wasser Waldbröl GmbH, die Wassersparte wurde im Herbst 2017 den Stadtwerken übertragen.

Nur drei Monate nach der Gründung hatte eine einstweilige Verfügung der Aggerenergie gegen die Vergabe der Konzessionen für Gas und Strom an die EWW Erfolg, eine Neuvergabe erfolgte. Damals waren die Stadt mit 51 und die Stawag mit 49 Prozent am Unternehmen beteiligt, bis das Aachener Unternehmen dann im Juli 2017 die Mehrheit übernahm und die Waldbröler Stadtwerke die übrigen Anteile führten.