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Bücher als KunstAusstellung im Wolllager erinnert an Ründerother Industrietradition

Lesezeit 3 Minuten

Karsten Heider und Anke Ahle freuen sich über die positive Resonanz.

  1. Glänzend gepflegte, heute exotisch anmutende Werkzeuge, wunderschöne Folianten, solide Geschäftsbücher, kunstvolle Schriften, historische Maschinenfotos sind ausgestellt..
  2. Im Alten Wolllager konnten Besucher am Wochenende die alte Handwerkskunst des Buchbindens erleben.
  3. Diese hat in der Gemeinde Engelskirchen eine lange Tradition, die auch heute noch lebendig ist.

Engelskirchen – Für den Ründerother Karsten Heider ist die Buchbinderei viel mehr als ein Hobby. Zusammen mit seiner Frau, der Antiquarin Anke Ahle, hat er für die Ausstellung „Facetten des Bucheinbands“ der Kulturinitiative EngelsArt zahlreiche Exponate seiner privaten Sammlung ebenso liebevoll wie anschaulich zusammengestellt.

Er selbst fertigt in seiner Werkstatt künstlerisch gestaltete Einbände. „Es ist einer meiner Lebensinhalte, meine Leidenschaft“, bekennt der 51-jährige und streicht sacht über einen vom vielen Gebrauch glatten Holzgriff eines Werkzeugs mit scharfer, gebogener Klinge: Es ist ein Achatglättzahn, mit dem man Goldschnitte poliert. Daneben auf dem Tisch stehen Kästen mit Prägestempeln und Buchstaben aus schimmerndem Messing, marmorierte Papiermuster.

Ausstellung weckt Erinnerungen an alte Tradition

Mittendrin der vergilbte Ausweis seines Großvaters, der als Buchbinder in der Ründerother Geschäftsbücherfabrik Gustav Jaeger gearbeitet hat, ebenso wie Heiders Vater. Den habe er einmal am Arbeitsplatz besucht: „Den ganz speziellen Geruch von Kleister und Pappe habe ich nie vergessen“, sagt Heider. In dem markanten roten Ziegelbauten der Geschäftsbücherfabrik waren zu Spitzenzeiten mehr als 700 Mitarbeiter beschäftigt, sie war einer der großen Arbeitgeber im Aggertal und die führende Geschäftsbücherfabrik in Westdeutschland. 1973 kam der Konkurs: Veraltete Maschinen, ein veränderter Markt und den Druck der Konkurrenz macht Christine Jaeger, Urenkelin des Gründers und Tochter des letzten Geschäftsführers dafür verantwortlich. Zur Ausstellung war sie aus Berlin angereist.

Moderne und Tradition liegen nah beieinander.

Die Ausstellung fällt in einen Zeit, in der die Gemeinde Engelskirchen große Pläne für den Industriekomplex in der Oststraße hat, den die Entwicklungsgesellschaft vor einigen Jahren erwarb. Eine Gesundheitsmanufaktur und ein Bürgerzentrum sollen dort entstehen. Anlässlich der Ausstellungseröffnung berichtete Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, dass sich die Gemeinde um den A-Stempel der Regionale beworben hat, um Fördermittel für das rund 37 Millionen teure Projekt zu erhalten.

„Kunsterlebnis mit allen Sinnen“

Ob in den mehr als 10 000 Quadratmetern der ehemaligen Bücherfabrik auch Raum ist für eine Ausstellung zur früheren Nutzung? Christine Jaeger findet, das sei geradezu ein Muss. Karsten Heider wäre „nur zu gern bereit, dafür Exponate als Leihgabe zur Verfügung zu stellen“. Bürgermeister Karthaus sagt: „Konkret ist das nicht geplant, aber in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein oder der Bücherei wäre so etwas vorstellbar.“

Mit ihrer Ausstellung knüpften Karsten Heider und Anke Ahle an die Bücherfabrik Jaeger an, die bis 1973 an der Oststraße eine große Fabrik unterhielt.

Wie schön so eine Schau sein kann, zeigte die temporäre Ausstellung im Alten Wolllagers. In den Vitrinen im oberen Stockwerk war die Vielfalt künstlerisch gestalteter Bucheinbände von Mitglieder des Vereins Meister der Einbandkunst (MDE) zu bewundern, ergänzt von handwerklichen Vorführungen.

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„Die Ausstellung sollte ein Kunsterlebnis mit allen Sinnen sein“, sagt Anke Ahle, die auch im Sprecherrat von EngelsArt sitzt. „Und außerdem ein Zeichen, dass wir noch da sind.“