Neu entdeckte Höhle in Ründeroth„Das hat was von der ersten Landung auf dem Mond“
- Höhlenkundler erforschen immer mehr Teile der im März entdeckten Höhle in Ründeroth.
- Räume und Abschnitte auf den bislang erforschten 1,5 Kilometern haben Namen erhalten, wie das „Oberstübchen“ oder das „Käselabyrinth“. Bei uns erfahren Sie den neuesten Stand – und natürlich zeigen wir auch neue Fotos.
Ründeroth – Stefan Voigt kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Seit Jahrzehnten ist der Vorsitzende des Arbeitskreises Kluterthöhle mit Sitz in Ennepetal auch in der oberbergischen Unterwelt unterwegs. Doch die Höhle, die er und seine Mitstreiter des Arbeitskreises im März unweit der Aggertalhöhle bei Ründeroth entdeckt haben, lässt den 56-Jährigen noch immer ins Schwärmen geraten.
Und das hat seinen Grund: Die Höhle scheint Ausmaße zu haben, wie man sie hier in der Region bis dato noch nicht angetroffen hat. Stand jetzt hat das vermessene Höhlennetz eine Länge von mehr als 1,5 Kilometer.
„Das ist der Hammer, einfach nur geil“, kommentiert Voigt das Ergebnis. Das, was er und seine Vereinskameraden dort erlebten, mache die Magie ihres gemeinsamen Hobbys aus. „Das hat was von Kolumbus oder der ersten Landung auf dem Mond“, verrät der Ennepetaler.
Dabei sind er und seine Vereinskollegen noch längst nicht dort angekommen, wo die Erstbegehung im März endete. „Das schlägt einfach alles Bekannte in der Region um Längen“, sagt der Vorsitzende. Nicht nur das labyrinthartige Wegenetz hat offenbar noch ungeahnte Ausmaße. Auch die Dimension einzelner Räume ist atemberaubend. „Bis zu zehn Meter hoch sind die Hallen“, erläutert der ambitionierte Höhlenforscher. Kein Wunder also, dass auch eine Alluleiter mit zur Ausrüstung gehört, wenn das Team der Arbeitskreises in die Höhe einsteigt. Nur so können die Höhenunterscheide einzelner Abschnitte bewältigt werden.
Räume bekommen Namen
Damit es bei der weiteren Erkundung nicht zu Verwechslungen kommt, haben Räume und Abschnitte bereits Namen bekommen. So gibt es unter Tage nicht nur ein Oberstübchen, sondern auch ein Käselabyrinth, weil dieser Teil der Höhle so löchrig ist wie ein Schweizer Käse, sagt Stefan Voigt.
Auch unter Experten ist die Höhlenentdeckung auf großes Interesse gestoßen, wie der 56-Jährige sagt. So durfte er über den bisherigen Stand der Erkundungen bereits einen Vortrag für den Geologischen Dienst halten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Bei dem Dienst handelt es sich um die zentrale geowissenschaftliche Einrichtung des Landes im Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. „Eine neue Höhle dieser Dimension sorgt auch in Fachkreisen immer wieder für Aufsehen“, berichtet der Vereinschef. Wobei die Länge einer Höhle allein nicht alles sei. So sei die Feldhofer Höhle im Kreis Mettmann, in der der Neandertaler entdeckt worden sei, nur wenige Meter lang.Dennoch hat Voigt schon mal einen Blick in die Liste der längsten Höhlen in Deutschland geworfen. Die bisher vermessene Länge von 1538 Metern bedeutet Platz 54. „Wir haben aber mindestens 2000 Meter, sodass wir dann schon auf Platz 40 wären“, sagt der Höhlenkundler.
Keine Öffnung für Publikumsverkehr
Einen Namen hat die Höhle inzwischen auch bekommen. Wegen des stark spürbaren Luftzugs im Eingangsbereich heißt die Neuentdeckung „Windloch im Mühlenberg“. Für frischen Wind hat das Windloch offenbar auch bei der benachbarten Aggertalhöhle gesorgt, wie Voigt erfahren hat. So hat sich nach seinen Informationen die Zahl der Besucher in der Schauhöhle im Vergleich zum Vorjahr bereits deutlich erhöht.
Dass das Windloch im Mühlenberg jemals für Publikumsverkehr geöffnet wird, schließt der Vorsitzende allerdings weiter aus. Dennoch glaubt Voigt, dass die Entdeckung dazu genutzt werden kann, das Umfeld der Aggertalhöhle als Ziel für Besucher auf Vordermann zu bringen. Ob am Ende der Hotspot dabei heraus kommt, den er von vergleichbaren Höhlen im Land kennt und für Ründeroth vor Augen hat, muss allerdings noch abgewartet werden.
Das Windloch
Am nahegelegenen Walbach waren bereits schon seit längerer Zeit mehrere sogenannte Bachschwinden bzw. Erdöffnungen bekannt, wie Stefan Voigt erläutert. Diese entwässern Richtung Südosten mit einer Höhendifferenz von etwa 31 Metern zur rund 900 Meter entfernten Agger. Dabei wird der Mühlenberg unterquert.
Bei Färbeversuchen wurde eine Durchflusszeit von unter vier Stunden nachgewiesen. Das war für den Arbeitskreis Kluterthöhle Beleg genug, um bereits 1988 erste Versuche zu starten, einen Zugang zu dem dort vermuteten Höhlensystem zu finden.
So wurde im Jahr 2009 eine Spalte mit einem starken Luftzug entdeckt, die die Forscher in ihrer Idee bestätigte, und weiter suchen ließ. Im Jahr 2019 schließlich konnte diese Spalte mit Genehmigung der Gemeinde Engelskirchen geöffnet werden. In vier Metern Tiefe weitete sich die Spalte auf befahrbare Breite. Und 14 Meter weiter unten standen die Forscher am Zugang zu einem labyrinthischen Höhlensystem. (ar)