Seit 50 Jahren bilden Ründeroth und Engelskirchen eine Gemeinde, doch das Zusammenwachsen dauert.
50 Jahre GebietsreformWie Ründeroth seine Identität bewahrt
Tausende Menschen feierten 2024 in Ründeroth die 850-Jahr-Feier. Und auch 2025 dürfte der Ort im Aggertal brummen: Eine neue Mobilstation mit Hotel und Gastronomie sind im Bau, mit dem Höhlenerlebniszentrum steht eine Millionen-Investition in den Fremdenverkehr an, die den Ort auch überregional bekannter machen dürfte.
In Ründeroth entwickelt sich viel
Auf dem Gelände der Alten Bücherfabrik wird ein neuer Ortsteil entwickelt, auf dem gegenüberliegenden Aggerufer entsteht bei Buschhausen ein großes Neubaugebiet. Es gibt kaum einen Ort in Oberberg, in dem sich so viel tut, wie in dem 3500-Seelen-Dorf im Aggertal.
Wermutstropfen war vergangenes Jahr das Aus für den Martinsmarkt. Die Sekundarschule in Ründeroth dürfte in den kommenden Jahren außerdem bei den Schülerzahlen Konkurrenz durch die Gesamtschule in Wiehl erhalten. Die Gemeinde Engelskirchen jedenfalls schaltete in der Sache eine Anwaltskanzlei ein. Auch, um den Schulstandort Ründeroth zu sichern.
Ründeroth als Verlierer der Neugleiderung?
Die Flächengemeinde Engelskirchen und ihr Zweitzentrum Ründeroth gibt es erst seit 1975. Seit 50 Jahren entwickeln sich die beiden früher eigenständigen Kommunen gemeinsam. Es mochte helfen, dass mit Bürgermeister Gero Karthaus in den vergangenen Jahren ein Ründerother abwärts der Agger im Chefsessel sitzt.
Doch das war nicht immer so. Vor 25 Jahren war das noch anders: Im Jahr 2002 formulierte es Ratsherr Jochen Alberts in unserer Zeitung so, dass das Ründerother Empfinden sei, der Ort sei „der große Verlierer der kommunalen Neuordnung“ gewesen.
„Wie Köln und Düsseldorf“
Und auch heute noch ist das Ründerother Selbstverständnis groß. Das bemerkte auch Sebastian Gissinger, Vorsitzender der Einzelhandelsvereinigung „Aktivkreis Ründeroth“ als er vergangenes Jahr die 850-Jahr-Feier des Ortes mit organisierte. „Ründerother sind Ründerother“, das gelte auch heute im Alltag noch.
Das Verhältnis zwischen Hauptort und Zweitzentrum sei „ein bisschen, wie das Verhältnis zwischen Köln und Düsseldorf“, überlegt der Apotheker. Wobei er sich freute, bei den Feiern zum Ründerother Jubiläum auch viele Nachbarn aus den anderen Gemeindeteilen zu begrüßen.
Gissinger selbst ist Jahrgang 1975 und hat die eigenständige Gemeinde gar nicht erlebt. „Und das geht ja vielen so.“ Berührungsängste zu den Nachbarn im Westen gebe es bei allem Lokalpatriotismus jedenfalls nicht mehr.
Der heutige Bürgermeister Gero Karthaus sieht in den kleinen Unterschieden zwischen den Engelskirchener Ortsteilen sogar Vorteile. Das Aggertal ergänze sich gut und dieser Umstand habe immer mehr Gestalt angenommen.
Von den beiden eigenständigen Gemeinden hin zu einer Einheit mit zwei Zentren sei es aber ein langer Weg gewesen. „Früher wäre es undenkbar gewesen, dass die Engelskirchener Karnevalisten, Tollitäten und der Vorstand mit bei der Proklamation der Ründerother feiern und umgekehrt“, sagt Karthaus.
Das sei heute eine Selbstverständlichkeit und nur ein Beispiel, für die Entwicklung: So pendelt der Bürgerbus von Loope bis Ründeroth, die katholischen und die evangelischen Gemeinden kooperieren, die beiden Vorratskammern, die Aufgaben der Tafel übernehmen, ebenso. „Es wäre doch verrückt, heute noch eher das Trennende zu betonen, als das, was wir gemeinsam haben“, so Karthaus.