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BenefizkonzertDrei Oberberger Gruppen machen Musik für eine querschnittgelähmte Frau

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe von Frauen und Männern steht auf einer Bühne und singt.

Konzert in der Christuskirche in Engelskirchen-Schnellenbach.

Seit sieben Jahren sitzt Tanja Platz im Rollstuhl, Hilfe verspricht eine neue OP-Methode. Doch die müsste die Oberbergerin selber zahlen.

Seinen Mitmenschen auf Augenhöhe begegnen – eine grundlegende Voraussetzung für ein gutes Miteinander im Alltag. Aber was, wenn man sich grundsätzlich unterhalb der Augenhöhe seiner Mitmenschen befindet und das wortwörtlich? Ihre Lebenssituation beschrieb Tanja Platz, die seit einem Unfall mit ihrem Mountainbike vor sieben Jahren querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt.

Erstes Konzert für die Kairos Band aus Engelskirchen-Ründeroth

Aber sie hat Hoffnung: Mit Hilfe von Nervenfasertransplantationen könnte sie eines Tages aus eigener Kraft wieder laufen können. Doch die Behandlung ist teuer, und die Krankenkasse deckt die Kosten nicht. An diesem Punkt hat sich die Band Kairos der evangelischen Gemeinde Ründeroth eingeschaltet und am Sonntagabend ein Benefizkonzert zu ihren Gunsten in der evangelischen Kirche Schnellenbach organisiert.

Die Band, die sich vor drei Jahren unter der Leitung von Achim Becker formierte, trat bereits bei Gottesdiensten und Konzerten des Fördervereins auf – ein eigenes Konzert hatten sie bis Sonntag noch nicht gegeben.

Eine Frau im Rollstuhl sitzt mit weiteren Menschen in der Christuskirche.

Tanja Platz ist seit sieben Jahren auf den Rollstuhl angewiesen, eine neue OP macht Hofnung.

Musiker aus Ründeroth, Gummersbach und Windhagen

Der Anlass war nun ideal, und die Band begeisterte das Publikum mit modernen christlichen Songs und Popklassikern. Unterstützung erhielten sie vom Saxophonquartett der Musikschule Gummersbach und dem Gospelchor der Freien Christlichen Gemeinde Windhagen.

Gemeinsam boten die drei Ensembles eine Mischung aus Jazz, Pop und Rock, unter anderem mit Hits von Bob Dylan und „I will follow him“ von Peggy March, das durch den Film Sister Act wieder bekannt geworden ist.

Ein bewegender Moment war die Begrüßung von Tanja Platz, die die Moderation des Abends übernahm und überwältigt von der großen Resonanz war: „Für mich ist das etwas ganz Besonderes. Mit so vielen Besuchern habe ich nicht gerechnet.“

Im Interview mit der Kairos-Sängerin und Gemeindesekretärin Simone Polifka erzählte die junge Frau mutig und offen, wie sie trotz ihres Schicksalsschlags die Prüfung zu ihrem Führerschein absolvierte, in eine eigene Wohnung zog und eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten abschloss.

Hoffnung auf OP in der Aachener Pauwelsklinik

Der Gedanke, nie wieder laufen zu können, ließ sie dennoch nicht los. Bei ihrer Suche nach Behandlungsmöglichkeiten stieß sie auf Hanns-Joachim Becker von der Aachener Pauwelsklinik. Der Arzt machte ihr Mut und führte kostenlos eine erste Operation durch, bei der Nervenfasern aus Armen und Beinen in Bauch und Becken verlegt wurden.

Die sollen nun an die gesunden Nerven in ihren Beinen angeschlossen werden. Der Eingriff ist für das Frühjahr geplant. Becker hat solch eine OP schon einmal durchgeführt – aber nicht häufig genug, damit die Krankenkasse die noch anstehenden medizinischen Kosten von zirka 40.000 Euro übernimmt.

Gemeinde Schnellenbach veröffentlicht Spendenmöglichkeit

Grund genug für Sponsoren und die Besucher des Konzerts, mit Spenden zu helfen. 2546 Euro kamen zusammen – deutlich mehr als erhofft, sagte Pfarrer Henning Strunk. So ist Tanja Platz etwas näher an ihrem Ziel: „Nächstes Jahr Weihnachten oder spätestens im Sommer danach werde ich wieder auf meinen Beinen stehen und mit euch auf Augenhöhe sein!“

Wer das Konzert verpasst hat, Tanja aber unterstützen möchte, findet in alle notwendigen Infos zur Spendenmöglichkeit auf der Website der evangelischen Gemeinde Ründeroth.