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250 Arbeitsstellen in GefahrFirma Aptiv will die Produktion in Engelskirchen schließen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Firmengebäude in Form eines weißen, eckigen Hauses ist zu sehen.

Die Firma Aptiv in Engelskirchen-Wiehlpuhl.

Die Firma Aptiv will ihre Produktion für Fahrzeugelektronik in Engelskirchen am Traditionsstandort in Wiehlpuhl schließen.

Der Automobilzulieferer Aptiv (vormals Delphi) möchte seinen Produktionsstandort in Engelskirchen-Osberghausen aufgeben. Auf Nachfrage bestätigt ein Unternehmenssprecher entsprechende Informationen dieser Zeitung. Demnach sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Kenntnis gesetzt worden, dass Aptiv mit dem Betriebsrat verhandelt, um die gesamte Produktion aus dem Bereich Connectivity und Security (C&S) bis Mitte 2024 an andere Standorte in Polen und Nord-Mazedonien zu verlegen.

Rund 250 Beschäftigte sind betroffen. Das Unternehmen teilt mit, dass es mit der Verlagerung Synergien erzeugen will. „Die geplante Konsolidierung unserer Kapazitäten an diesen Standorten wird es uns ermöglichen, effektiv die anstehenden Herausforderungen anzugehen.“ Diese ergäben sich aus einer veränderten Nachfrage für die im Osberghausener Ortsteil Wiehlpuhl hergestellten Produkte und dem damit verbundenen Kostendruck. Die Maßnahmen seien notwendig, um den langfristigen Erfolg des Unternehmens „in einem sehr wettbewerbsintensiven Marktumfeld“ sicherzustellen.

In Osberghausen werden vor allem kleinere Elektronikteile produziert

Das Werk in Engelskirchen-Osberghausen widmet sich nach Unternehmensangaben vor allem der Produktion kleiner Elektronikteile, darunter Ultraschallsensoren, Funkübertragungsmodule, Zentraleinheiten und Bordnetzsteuergeräte. Zudem unterhält Aptiv in Wiehl-Bomig ein Entwicklungszentrum und in Marienhagen ein Labor, die von der aktuellen Umstrukturierung aber offenbar nicht betroffen sind. Im „Technical Center Wiehl“ sind laut Unternehmenshomepage 300 Mitarbeiter damit beauftragt, Technologien für die aktive Fahrzeugsicherheit und das autonome Fahren zu entwickeln.

Die IG Metall Oberberg begleitet den Betriebsrat bei den laufenden Verhandlungen. Werner Kusel, geschäftsführender Bevollmächtigter der Gewerkschaft, sagt: „Die Mitarbeiter sind in Schockstarre. Mit dieser Entscheidung hat niemand gerechnet.“ Zunächst müsse das Unternehmen nun darlegen, ob es sich tatsächlich um eine wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme handelt. Dann könne man über den Interessenausgleich sprechen und einen Sozialplan verhandeln, der etwa über eine Transfergesellschaft gewährleistet, dass die Beschäftigten wieder in Lohn und Brot kommen.

Zugleich will die Gewerkschaft klären, wie der Standort Bomig gesichert werden kann. „Man kann an diesem Beispiel wieder erkennen“, sagt Kusel, „dass nach dem Übergang eines Familienunternehmens in einen Konzern ein Standort schnell in Gefahr gerät.“

In Engelskirchen-Osberghausen würde eine fast 40-jährige Industriegeschichte enden. Das dortige Werk geht zurück auf die 1985 gegründete Firma Megamos, die wiederum ihre Ursprünge in der Textilfabrik Baldus hat. Seit 1987 wird in Osberghausen Elektronik produziert.

Betriebsratssprecher Martin Feldmann ist selbst seit fast 30 Jahren dabei und berichtet von vielen Kollegen, die um die 60 Jahre alt sind und große Sorge haben, dass sie so kurz vor der Rente keine neue Anstellung finden. „Wir sind ein gesunder Standort“, versichert Feldmann, „wir schreiben schwarze Zahlen und haben volle Auftragsbücher.“ Feldmann hält es für technisch und betriebswirtschaftlich unsinnig, die Kapazitäten innerhalb von eineinhalb Jahren zu verlagern. „Eine Schließung zum jetzigen Zeitpunkt ist absolut nicht nachvollziehbar.“


Das Unternehmen „Aptiv“

Das Unternehmen Aptiv entstand 2017 aus der Aufspaltung des Konzerns Delphi Automotive. Es beschäftigt nach eigenen Angaben deutschlandweit rund 2500 Mitarbeiter an acht Standorten, darunter vier Produktionen in der Wuppertaler Deutschlandzentrale, zudem in Neumarkt und Nürnberg und eben in Osberghausen mit insgesamt 1050 Mitarbeitern.

Weltweit gehören über 190.000 Beschäftigte zum Aptiv-Konzern, der seine Wurzeln beim US-Fahrzeughersteller General Motors und seinen Hauptsitz in Dublin hat. Die Produkte aus den Bereichen Aktive Sicherheit, Fahrzeugkonnektivität, Steck- und Verbindungssysteme sowie Strom- und Datenverteilung werden laut Unternehmenswerbung von allen bedeutenden deutschen und europäischen Fahrzeugherstellern genutzt.