Der Ründerother Karnevalsverein hat seinen schwulen Präsidenten mitten in der Session abgewählt.
Fetisch als Grund?Ründerother Karnevalisten wählen schwulen Präsidenten wegen „Unstimmigkeiten“ ab
Erdbeben beim Ründerother Karnevalsverein: Wenige Tage vor der großen Kostümsitzung des RKV hat sich der Verein von seinem erst 19 Jahre alten Präsidenten Gabriel Geishüttner per Abwahl getrennt. Das ist das Ergebnis einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, bei der Geishüttners Abberufung laut Mitteilung des Vereins von 76 der 80 Anwesenden beschlossen wurde, vier enthielten sich demnach.
Schwere Vorwürfe gegen den Ründerother Karnevalsverein
Während der Verein „Unstimmigkeiten zwischen Vorstand und Präsidenten“ als Grund für die Abwahl des 19-Jährigen angibt, kommen von dessen Familie schwere Vorwürfe gegen den RKV: Weil ihr Sohn schwul sei, habe der Verein sich von ihm getrennt, sagt Geishüttners Mutter Karina.
Eine Anschuldigung, die Vorsitzender Klaus-Jürgen Merten entschieden zurückweist. Man habe gewusst, dass Gabriel Geishüttner schwul ist, als er gewählt wurde, das habe mit seiner Abwahl rein gar nichts zu tun, wie Merten betont. „Wir haben ihn so kennengelernt“, fährt der Vorsitzende fort. Er betont, dass der RKV genau so bunt sei wie jeder andere Karnevalsverein in der Region. In diesem Zusammenhang verweist er darauf, dass Ründeroth vor einigen Jahren einen schwulen Prinzen gehabt habe. „Diskriminierung lehnen wir ab, wir sind vielmehr absolut tolerant“, sagt der Vorsitzende.
Instagram-Post als Stein des Anstoßes
Doch genau das verneint Gabriel Geishüttner. Man könne zwar die Schwulenrechte wahren, aber dennoch intolerant sein. Stein des Anstoßes ist offenbar ein Bild, das Geishüttner auf Instagram gepostet hat.
Das zeigt ihn mit Hundemaske und Narrenkappe. Der 19-Jährige ist darauf nicht zu erkennen, zumal er auf dem Insta-Account nicht mit Klarnamen zu finden sei, wie er sagt. Er habe mit dem Post zum Ausdruck bringen wollen, dass Karneval tolerant sei. Für Aufklärung und Toleranz setze er sich auch in anderen Vereinen ein. So im Umfeld von Puppy & Friends NRW. Bei dem Verein geht es um „Pupplay“ (Englisch für „Menschliches Hundespielen“), einem Lebensstil, der auch als Fetisch gilt.
Seit Monaten Unstimmigkeiten zwischen RKV-Vorstand und Präsident
Dieses Bild selbst, so sagt Merten, würde ihn nicht interessieren, aber dass Geishüttner dort mit RKV-Vorstandsjacke zu sehen sei, sehr wohl. Das geht in seinen Augen nicht, zumal man nicht wisse, was noch komme.
Laut Mitteilung des RKV hatte es zwischen dem Vorstand und dem im Juni 2022 gewählten Geishüttner bereits „in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt Unstimmigkeiten gegeben“. „Eine weitere Zusammenarbeit war aus diesem Grund für die Vorstandsmitglieder nicht denkbar“, schreibt der RKV.
„Absprachen nicht nachgekommen“
Geishüttner indes sagt, dass alle Unstimmigkeiten spätestens Anfang Januar ausgeräumt gewesen seien, ehe dann besagtes Bild von ihm aufgetaucht sei. Vereinsvorsitzender Merten widerspricht: „Wir kamen mit ihm einfach nicht übereinander. Er kam Absprachen nicht nach. Wir wollten einen Teamplayer.“
Und zu dessen Abwahl erklärt der Vorsitzende: „Wir mussten reagieren, weil wir keine Kriegssituation im Verein wollten. Es ging einfach darum, Ruhe reinzubringen.“ Und das Bild sei am Ende das i-Tüpfelchen gewesen. Daraufhin habe sich der Vorstand entschlossen, eine Mitgliederversammlung einzuberufen, um über das Ausscheiden Geishüttners aus dem Amt abstimmen zu lassen.
„Nicht mehr sicher gefühlt“
Wie der Verein weiter mitteilt, ist Geishüttner inzwischen „eigenständig mit sofortiger Wirkung aus dem RKV ausgetreten“. Geishüttner selbst gibt als Grund an, dass er sich nach „diversen Beleidigungen und Drohungen aus dem Verein nicht mehr sicher gefühlt“ habe.
Für die restliche Session hat sich der ehemalige RKV-Präsident Andreas Heckener bereiterklärt, das Prinzenpaar auf den Veranstaltungen zu präsentieren und die Kostümsitzung zu moderieren.