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ReportageSusanne Simon ist seit 20 Jahren Bademeisterin im Panoramabad in Engelskirchen

Lesezeit 5 Minuten
Eine Bademeisterin schaut von einem Aussichtspunkt aus auf ein Schwimmbecken und pfeift mit einer Trillerpfeife.

Vom Aussichtspunkt hat Susanne Simon eine gute Übersicht über das Schwimmbecken in Engelskirchen

Wir haben Susanne Simon einen Tag lang begleitet. Dabei hat sie uns gezeigt, was alles zu ihren Aufgaben im Freibad gehört.

Wenn Susanne Simon morgens um Viertel vor neun das Tor am Eingang des Panoramabads in Engelskirchen aufschließt, dann ist es noch ganz ruhig auf dem Gelände. Denn das Bad öffnet an diesem Samstag erst um 10 Uhr. „Diese Ruhe vor dem Trubel genieße ich sehr“, sagt sie schmunzelnd. Denn ruhig ist der Arbeitsalltag der 62-Jährigen als Bademeisterin im Schwimmbad ganz und gar nicht.

Simon ist bei der Gemeinde Engelskirchen angestellt und im Sommer hauptamtlich als Bademeisterin im Einsatz. Wir haben sie einen Tag lang begleitet. Dabei hat sie uns gezeigt, was alles zu ihren Aufgaben gehört, und uns auch hinter die Kulissen schauen lassen.

8.45 bis 10 Uhr: Vorbereitungen für den Badebetrieb in Engelskirchen

Wenn Susanne Simon morgens im Freibad ankommt, steht ein erster Kontrollgang an. „Ich schaue, ob die Wiese sauber ist oder ob sich nachts jemand Zugang zum Freibad verschafft und Müll zurückgelassen hat“, erzählt sie. Nächtliche Einbrüche ins Bad seien zuletzt weniger geworden, auch dank der neuen Zaunanlage. Nach der Wiese folgt der Rundgang um das Schwimmbecken: Ein Bodensauger hat über Nacht den Grund des Beckens gereinigt. Simon setzt ihn in die Sprungkuhle unter dem Drei-Meter-Brett.

Susanne Simon füllt Flockungsmittel von einem Kanister in einen anderen.

Im Keller hat Susanne Simon vor dem Badebetrieb Flockungsmittel nachgefüllt.

Während dieser dort seine Arbeit fortsetzt, geht es für die 62-Jährige in den Keller. Dort befinden sich Pumpen, Filter und weitere Technik, die dafür sorgt, dass im Schwimmbecken alles läuft und vor allem sauber ist. Die Bademeisterin kontrolliert die Kanister mit Natronlauge, die den pH-Wert des Wassers erhöht. Der Kanister ist noch voll. Nachfüllen muss sie jedoch das Flockungsmittel. „Das dient dazu, dass alles, was fettig ist – beispielsweise Reste von Sonnenmilch – geflockt wird und aus dem Wasser herausgefiltert werden kann“, erklärt Simon. Über Pumpen werden beide Mittel in Richtung der Becken befördert.

Susanne Simon kontrolliert die pH- und Chlorwerte im Keller eines Freibads.

Susanne Simon kontrolliert die pH- und Chlorwerte im Keller eines Freibads.

Dann steht der Chlorgasraum im Fokus. Die Flaschen sind noch gut gefüllt. Per Bildschirm kann Simon die Werte ablesen, darunter den pH- und den Chlorwert. Beide liegen im Soll. Die Wassertemperatur beträgt 27 Grad. Die Umwälzpumpen für die Zirkulation des Wassers sind auch nachts in Betrieb. Vor der Kellertreppe befinden sich vier Filter, die regelmäßig durchgespült werden.

10 bis 19 Uhr: Betrieb im Engelskirchener Panoramabad

Währenddessen kommen die ersten Badegäste an. Und auch die anderen des Freibadteams sind mittlerweile eingetroffen. Susanne Simon hat zuvor noch alle Toiletten und Umkleidekabinen aufgeschlossen und auch das Planschbecken für die Kinder parat gemacht. Die Kasse ist nun besetzt. „Obwohl wir so ein teures Kassensystem haben, können wir leider nicht zählen lassen, wie viele Badegäste zu uns kommen“, erzählt sie. Am Samstagnachmittag schätzt sie die Besucherzahl auf 2000. Deshalb sind an diesem Tag auch vier Leute am Beckenrand im Einsatz. Unterstützung gibt es von drei Rettungsschwimmern.

Neben Susanne Simon gibt es einen weiteren hauptamtlichen Bademeister. „Wir benötigen dringend weitere Unterstützung“, betont sie. Wegen des Personalmangels mussten die Öffnungszeiten in der Woche verkürzt werden. Morgens gehts nun eine halbe Stunde später los, also erst um 11 Uhr, abends ist schon um 19 Uhr Schluss. „Gerade abends fehlt vielen, die nach der Arbeit noch schwimmen wollen, die halbe Stunde“, bedauert Simon, die über ein Walkie-Talkie mit den Kollegen kommuniziert. Einmal ist das Toilettenpapier ausgegangen. Ein anderes Mal muss sie einer Schwimmerin mit einem kaputten Badeanzug mit einer Sicherheitsnadel aushelfen.

Ein junger Mann steht mit Walki-Talki am Beckenrand.

Unterstützung erhält sie von Rettungsschwimmer Max Schmalenbach.

Erst vor zwei Tagen habe sie ins Wasser springen müssen, um einen Mann zu retten, der nicht schwimmen konnte. Einen Tag später habe ihre Kollegin ein Kind gerettet, das vom Turm gesprungen war, obwohl es nicht schwimmen konnte, berichtet sie. Beide Einsätze verliefen glimpflich. Richtig schlimme Unfälle hat Susanne Simon in 20 Jahren glücklicherweise nicht erlebt – auch weil sie und die anderen bestenfalls schon zur Stelle sind, bevor es zum Schlimmsten kommt.

„Ich würde sagen, dass ich eher streng bin“, meint die 62-Jährige mit einem Augenzwinkern, ehe sie einen Jungen ermahnt, nicht im Umkleidebereich Ball zu spielen. Im Freibad zu arbeiten, sei schon immer ihr Traum gewesen, berichtet die Lindlarerin.

Dort machte sie in der achten Klasse ein Schulpraktikum. Als sie keine Ausbildungsstelle bekam, orientierte sie sich zunächst um. „Dann war eine Ausbildung zur Fachangestellten für Bäderbetriebe in Engelskirchen ausgeschrieben. Ich war damals 40 Jahre alt und meine Zwillingstöchter 16. Wir haben dann zeitgleich unsere Ausbildungen angefangen“, erzählt sie. Bereut habe sie ihre Wahl nicht. Wenn das Freibad geschlossen ist, arbeitet sie für die Gemeinde im Bürgerbüro.

19 bis 20.15 Uhr: Aufräumen nach dem Badebetrieb in Engelskirchen

Abends leert sich das Freibad langsam, nachdem sich über den Tag Unzählige im Nass abgekühlt haben. Susanne Simon spritzt den Beckenrand ab. Es ist 20.15 Uhr, als die 62-Jährige alle Türen schließen kann. Mehr als elf Stunden Arbeit liegen hinter ihr. „Abends bin ich schon platt. Vor allem nach Tagen wie diesem, wenn es richtig voll ist“, sagt sie. Manchmal gehe sie zum Abschluss selbst noch schwimmen. „Aber eigentlich mache ich das lieber morgens. Dann bin ich ganz alleine im Wasser, während über mir die Flugzeuge am Himmel fliegen.“

Es war ein arbeitsreicher Tag für Susanne Simon, für die am Ende des Tages aber nur eins zählt: „Ich bin immer froh, wenn alle wieder heile nach Hause gekommen sind.“