Tom Pedall nennt sich selbst Geisterjäger, was das genau heißt und was er und sein Team machen, erzählt er hier.
Spuk, Horror und ein GeisterjägerTom Pedall – der „Ghostbuster“ von Engelskirchen
Wie stellt man sich einen Geisterjäger vor? Getrieben von seiner Leidenschaft für das Übersinnliche, umgeben von einer Aura des Unheimlichen, gefangen im Glauben an Spuk und Horror? Nichts davon trifft zu auf Tom Pedall: Ein freundlicher Mann mit einem großen Herzen für Streunerhunde, gern bereit zu einem Lächeln, von Beruf juristischer Mitarbeiter in einer Anwaltskanzlei, wohnt er seit einem Jahr ganz bodenständig in einem kleinen Haus in Engelskirchen.
Doch da ist auch seine Faszination für nächtliche Schritte auf dem Dachboden. Stimmen, die in der Dunkelheit raunen und flüstern. Schatten, die aus dem Nichts auftauchen. „Das reizt mich, dem möchte ich unbedingt auf den Grund gehen.“ So beschreibt Pedall, der sich „Ghosthunter“ nennt, seine Leidenschaft für das Übersinnliche, das – vielleicht – Unerklärliche.
Mit einem Team von sechs Leuten untersucht er heute paranormale Phänomene
Gepackt habe sie ihn vor über 40 Jahren im alten Haus seiner Großmutter in Luxemburg, erzählt der 51-Jährige. Da schlugen nachts schon mal schwere Türen ohne einen einzigen Lufthauch zu, geisterten Schritte durchs Treppenhaus, und hinter vorgehaltener Hand munkelte man in der Familie über ein Skelett in Naziuniform, das bei Ausschachtungsarbeiten im Kohlenkeller gefunden worden sein sollte.
Stoff genug für wilde Spekulationen und für sein Interesse an paranormalen Phänomenen, das vor 16 Jahren befeuert wurde durch seltsame Vorkommnisse in seiner damaligen Wuppertaler Altbauwohnung: „Da gab es Geräusche in der Nacht, als rücke über uns jemand einen schweren Schrank. Es war aber niemand da, und es war auch kein Tier. Das haben wir gründlich untersucht.“ Was dahinter steckte, hat er nie herausgefunden – aber in den nächsten Jahren ein Team von Menschen um sich geschart, die seine Faszination teilen.
Sechs Männer und Frauen sind es, alle über 40, mit ganz unterschiedlichen Berufen. Ihr Ziel: Menschen aufklären. „Wir wollen niemandem einreden, dass es Geister gibt“, erklärt Pedall. Eher im Gegenteil. Seit zwölf Jahren wenden sich Menschen an ihn, wenn ihnen was nicht geheuer ist, schicken Fotos und Videos, beschreiben, was ihnen zugestoßen ist.
Im Schnitt passiert das zweimal pro Monat. „Oft genügen schon ein oder zwei ausführliche Telefonate, um die Sache aufzuklären. Sonst machen wir eine Untersuchung vor Ort, unter anderem mit Fotokameras, um Lichtwellen einzufangen und wir machen Tonaufnahmen“, berichtet er. So entpuppte sich als Ursache eines Knackens in der Wand zum Beispiel ein Heizungsrohr, die rätselhaften blauen Flecken beim Aufwachen einer Frau als Symptom einer Krankheit, die unheimliche Spiegelung im Fenster als Hand des Fotografen selbst.
„Menschen, die sensibilisiert sind für das Thema, neigen dazu, eine esoterische Erklärung zu suchen, steigern sich sogar hinein in den Glauben an Geistererscheinungen oder Dämonen.“ Häufig würden Menschen auch nicht fertig mit der Trauer um einen nahen Angehörigen, der vermeintlich nachts als Phantom erscheint. „Ihnen empfehlen wir eine Trauerbegleitung.“ Manchmal sei auch ein Psychologe gefragt.
Geisterjäger distanzieren sich von Methoden dubioser Abzocker
Rund 70 Prozent der Ratsuchenden könnten sie helfen, indem sie die Phänomene aufklärten. Geld nehmen sie nicht für die Beratung, „Kaffee und Kekse sind okay“, schmunzelt der Geisterjäger und distanziert sich energisch von zahlreichen dubiosen Anbietern, die sich auf dem Gebiet tummelten. Angefangen von Apps, in denen angebliche Geister als Strichmännchen auftauchten, über Geräte, die per Zufallsgenerator angstmachende Wörter wie „Verrotten“ und „Blut“ ausspucken. Am meisten ärgert sich Pedall, wenn so Geschäfte gemacht werden, „wenn etwa als sogenannte Hilfe Salz rund ums Haus gestreut wird und dafür dann 500 Euro fällig sind“.
Und die Geister, die er seit über 40 Jahren sucht? In einigen ganz wenigen Fällen sei es – bisher – nicht gelungen, rätselhafte Phänomene aufzuklären, räumt Pedall ein. „Wir hinterfragen das ständig, ich fühle mich manchmal wie eine Mischung aus Indiana Jones und Sherlock Holmes.“ Es ist ein ständiger Balanceakt zwischen Rationalität und der Faszination für die so schwer zu fassende andere Welt mit ihren seltsamen Phänomenen.
So reist er zusammen mit seinem Team an einschlägige Orte, um dem Spuk vielleicht doch auf die Spur zu kommen, einmal in Begleitung eines Fernsehteams zu einem Grandhotel in der Schweiz, wo allerhand seltsame Erscheinungen beobachtet worden sein sollen, dann wieder zur Ruine der ehemaligen „Landesirrenanstalt Domjüch“ in Neustrelitz, berüchtigt durch Euthanasie-Morde im Dritten Reich, auch in den unheimlichen Wald Hoia Baciu in Transsilvanien, der als Hotspot der Szene gilt, als „Bermudadreieck Rumäniens“, weil dort immer wieder Menschen auf rätselhafte Weise verschwinden.
Pedall fand „einen sehr stillen Wald mit seltsam geformten, bizarren Bäumen und einer ganz besonderen Atmosphäre.“ Aber Geister? Er zuckt die Schultern. Vielleicht findet er sie ja in Engelskirchen? „Bisher nicht“, wehrt er ab und zwinkert. Monika Siegfried-Hagenow