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Aggertal-GymnasiumAnbau an Engelskirchener Schule dauert drei Mal so lang wie geplant

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer stehen in einem modernen Klassenraum, sie schauen auf die Deckenverkleidung.

Eigentlich fertig, doch die neuen ATG-Räume können noch nicht genutzt werden, ärgern sich Schulleiter Balthasar Rechner und Beigeordneter Norbert Hamm (l.)

Die neuen Räume des ATG in Engelskichen sind eigentlich fertig, die Freigabe verzögert sich weiter. Jetzt platzte dem Schulleiter der Kragen.

Die Tafeln hängen, Tische und Stühle stehen bereit. Doch die neuen Räume im Anbau des Engelskirchener Aggertal-Gymnasiums (ATG) bleiben ungenutzt. Erst nach den Herbstferien können Schülerinnen und Schüler die neuen Klassenräume beziehen und in den offenen Lernlandschaften büffeln.

Die Fertigstellung des über 4,6 Millionen Euro teuren Anbaus verzögert sich. Aus geplanten fünf Monaten Bauzeit wurden 16 Monate. Schulleiter Balthasar Rechner äußerte Anfang der Woche in einem Elternbrief seinen Unmut und warf der Baufirma Planungsfehler und mangelhafte Koordination vor.

Mehr als 4,6 Millionen Euro kostet der Anbau an das ATG

Was noch fehlt, ist unter anderem die Abnahme durch die Bauaufsicht. Engelskirchens Beigeordneter Norbert Hamm berichtet aus Sicht des Schulträgers: „Wir haben diese Woche ein sehr deutliches Gespräch mit der Baufirma geführt. “ Immerhin: „Wir gehen davon aus, dass es nicht wesentlich teurer wird und wir unter 4,8 Millionen Euro bleiben. “

Das ATG ist ein kommunales Gymnasium, der Campus an der Olper Straße zählt zu den modernsten Schulgebäuden in der Region. Der Bau wurde nach Abriss- und Neubauarbeiten erst 2016 bezogen.

Dass der 15-Millionen-Euro-Bau schon nach weniger als zehn Jahren erweitert werden muss, liegt an der Kehrtwende in der NRW-Schulpolitik. Der Wechsel zurück zum Abitur nach 13 statt 12 Jahren bedeutet, dass ab dem Schuljahr 2026/2027 ein ganzer Jahrgang mehr am ATG unterrichtet werden muss – ein Problem, das praktisch alle weiterführenden Schulen im Land betrifft.

ATG Neubau wurde erst 2016 eingeweiht

„Wir haben immer noch einen großen Zeitpuffer“, sagt Schulleiter Rechner. Dennoch: Die Verzögerung beeinträchtigt aus Sicht von Schule und Schulträger den laufenden Schulbetrieb. Die neuen Räume sollten schon im jetzigen Schuljahr von den 10. Klassen genutzt werden. „Da mussten wir alles umplanen“, berichtet Rechner.

Die Baufirma sieht das anders. Zu Beginn des Schuljahrs sei die „bauliche Fertigstellung erfolgt“, berichtet das Unternehmen Goldbeck auf Anfrage. Ein Sachverständiger habe dann „nachträglich umzusetzende Aufgaben dokumentiert“, so das Unternehmen weiter. Die hätte man auch im laufenden Betrieb umsetzen können, ohne den Schulbetrieb zu beeinträchtigen, teilt die Firma mit Sitz in Bielefeld mit.

Dass sich Gemeinde, Schule und Baufirma am Ende einigen, ist anzunehmen. Der ATG-Neubau von 2016 ist ein Private-Public-Partnership-Modell (PPP) mit Goldbeck. Die Firma baut und kümmert sich um die technische Seite, die Gemeinde mietet das Gebäude praktisch zurück. „Wir waren mit den Leistungen bislang immer zufrieden“, erklärt Beigeordneter Hamm. Der PPP-Vertrag über das ATG-Gebäude läuft noch rund 22 Jahre.

PPP-Modell in Engelskirchen läuft noch 22 Jahre

Der Ausbau, der jetzt in Verzug geraten ist, umfasst eine Aufstockung: Auf das Gebäudeteil B wurde eine Etage aufgesetzt. Das war schon in den Plänen von 2016 vorgesehen.

Verzögerungen resultieren auch aus verschärften Auflagen, berichtet Hamm. Zum Beispiel bei der Abluftanlage der Naturwissenschaftsräume. Die Räume liegen unterhalb der neu hinzugekommenen Etage.

Die Anlage von 2016 hätte ohne Umbau „noch 50 Jahre laufen können, sie hatte Bestandsschutz“, berichtet Schulleiter Rechner. Durch den Anbau mussten jedoch Rohre durch das neue Stockwerk gelegt werden.

Klassen haben eigene Belüftungsanlagen

Damit erlosch der Bestandsschutz und die Anlage musste auf den Stand von 2024 gebracht werden. Gemeinde und Schule sind nun zuversichtlich, dass die Schülerinnen und Schüler ab Herbst ihre neuen Räume nutzen können.

Die haben dann auch eine stationäre Belüftungsanlage für jeden einzelnen Klassenraum, denn die neuen Räume wurden unter Corona-Bedingungen geplant.