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NaturschutzWarum sich ein Lehrer aus Engelskirchen um Apfelbäume kümmert

Lesezeit 3 Minuten
Jens Herrmann (41) ist Lehrer an der Sekundarschule im Walbachtal in Engelskirchen-Ründeroth. Als einer der ersten Lehrer in NRW hat er sich zum zertifizierten Obstwiesenwart ausbilden lassen.

Jens Herrmann (41) ist Lehrer an der Sekundarschule im Walbachtal in Engelskirchen-Ründeroth und betreut die Streuobstwiese der Schule.

Jens Herrmann unterrichtet in Engelskirchen-Ründeroth und hat sich als einer der ersten Lehrer zum Obstbaumwart weitergebildet.

In diesem Klassenzimmer summen Bienen, kriechen Schnecken und grasen Schafe. Lehrer Jens Herrmann (41) pflückt einen Apfel vom Baum. Die Frucht ist eine Rote Sternrenette. Der Apfelsaft aus dieser alten Sorte hat einen kräftigen Geschmack.

Herrmann ist zertifizierter Obstbaumwart und weiß genau, welche Zweige er im Frühjahr zurückschneiden wird. Eigentlich unterrichtet der 41-Jährige Englisch, Geschichte und Technik an der Sekundarschule im Walbachtal in Engelskirchen-Ründeroth.

Blick auf eine Wiese mit Obstbäumen, grünem Gras und darauf grasenden Schafen.

Die Streuobstwiese Bellingroth bei Engelskirchen ist rund zwei Hektar groß, die Schafe eines örtlichen Schäfers halten das Gras kurz.

Nach rund zwei Jahren Weiterbildung ist er nun einer der wenigen Lehrer in NRW, die von der Landwirtschaftskammer als Obstbaumwart zertifiziert wurden. Das Weiterbildungsangebot ist in dieser Form noch neu in NRW.

Die Landwirtschaftskammer, die Naturschützer des Nabu, das Netzwerk Streuobstwiesenschutz und die Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA) haben sich dafür zusammengeschlossen. 69 Stunden dauerte die Weiterbildung mit Blockunterricht in Höxter und Bielefeld.

25 Teilnehmer haben mitgemacht. Aber Jens Herrmann war in seinem Kurs der einzige Lehrer. Seine Mitschüler kamen vor allem aus dem Garten- und Landschaftsbau, arbeiteten bei Behörden und Verbänden und im Naturschutz.

Weiterbildung zum Obstbaumwart bei der Landwirtschaftskammer

Norbert Blumenroth, Leiter der NUA, hofft, dass in Zukunft mehr Lehrerinnen und Lehrer die Weiterbildung absolvieren: „Da sehe ich großes Potenzial.“

Jetzt ist es Ende September und der Lehrer sortiert mit den Schülerinnen und Schülern das Tafelobst aus: Das sind die schönsten Äpfel, die sofort gegessen oder später im Hauswirtschaftsunterricht zu Apfelchips verarbeitet werden.

Die Streuobstwiese Bellingroth und ihre Bewirtschaftung sind seit 2021 Teil des Unterrichts an der Sekundarschule. Die Arbeit ist Teil des Unterrichtskonzepts zu „Bildung und Nachhaltiger Entwicklung“.

„Schule der Zukunft“ darf sich die Sekundarschule dafür seit Mitte September erneut nennen. Nach 2018 wurde sie zum zweiten Mal vom Land ausgezeichnet.

Jens Herrmann (41) ist Lehrer an der Sekundarschule im Walbachtal in Engelskirchen-Ründeroth. Als einer der ersten Lehrer in NRW hat er sich zum zertifizierten Obstwiesenwart ausbilden lassen.

Jens Herrmann (41) ist Lehrer an der Sekundarschule im Walbachtal in Engelskirchen-Ründeroth. Als einer der ersten Lehrer in NRW hat er sich zum zertifizierten Obstwiesenwart ausbilden lassen.

Im vergangenen Herbst warfen die Bäume 3400 Kilogramm Äpfel ab. In Zukunft sollen es deutlich mehr werden. „Irgendwann geht es an die zehn Tonnen, schätze ich“, sagt Herrmann.

Apfelbäume sind Kulturpflanzen: Werden sie gehegt und gepflegt, werfen sie mehr Ertrag ab. Im kommenden Frühjahr will Herrmann daher seine Mitabsolventen zusammentrommeln, um die Bäume auf der rund zwei Hektar großen Wiese zu beschneiden.

Die Streuobstwiese ist in den Unterricht an der Sekundarschule im Walbachtal integriert

Vor rund 20 Jahren wurden die Apfelbäume von der Gemeinde gepflanzt, seit drei Jahren hat die weiterführende Schule das Stück Land in ihren Unterricht integriert. Ein Ziel der Fortbildung war es, altes Wissen zu bewahren. „Vieles davon ist längst verloren gegangen“, erklärt der Pädagoge.

Die frisch zertifizierten Obstbaumwarte sollen das Wissen um den Obstanbau weitergeben. In Ründeroth wird das auch Teil des Unterrichts auf der Streuobstwiese sein.

Dass der Unterricht draußen in der Natur gut bei den Schülern ankommt, hat der Pädagoge durch Zufall herausgefunden. „Ich habe mit der Survival-AG angefangen“, berichtet Herrmann.

Anfangs gab er rund um das Schulgebäude im Walbachtal Basiswissen rund um das Verhalten im Wald und einfache Kniffe wie das Budenbauen weiter. „Draußen in der Natur unterwegs sein, das habe ich seit meiner eigenen Kindheit immer gerne gemacht“, berichtet der 41-Jährige.

Eine Flasche des Apfelsafts der Sekundarschule im Walbachtal in Engelskirchen-Ründeroth. Der Apfelsaft wird aus Früchten der Streuobstwiese Bellingroth hergestellt.

Eine Flasche des Apfelsafts der Sekundarschule im Walbachtal in Engelskirchen-Ründeroth. Der Apfelsaft wird aus Früchten der Streuobstwiese Bellingroth hergestellt.

Aufgewachsen im Bergischen Land, war Herrmann immer gerne an der frischen Luft. Erfahrungen, die viele Schülerinnen und Schüler selbst im ländlichen Raum heute seltener machen. Das Obstwiesenprojekt passte gut und bot viele Anknüpfungspunkte.

Demnächst soll der große Erntetag stattfinden, zu dem rund 300 Schüler mit Planen ausrücken, an den Baumstämmen rütteln und die Früchte kiloweise sortieren. Im Unterricht werden die Äpfel später zu Chips gedörrt, zu Apfelmus verarbeitet und zu naturtrübem Apfelsaft gepresst.