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ErmittlungenNoch viele offene Fragen nach tödlichem Unfall bei Motocross-Rennen

Lesezeit 4 Minuten

Ein Spezialteam des Landeskriminalamts hat die Unfallstelle am Sonntag in 3D-Technik vermessen.

Bielstein – Die Untersuchungen auf und rund um den tödlichen Unfall am Sonntagnachmittag auf der Bielsteiner Motocross-Strecke laufen auf Hochtouren. Ein 28-jähriger Gummersbacher, der die Veranstaltung mit Frau und zwei kleinen Kindern besucht hatte, war ums Leben gekommen, als während eines Rennens ein 25-jähriger belgischer Fahrer die Kontrolle über sein Motorrad verlor. Das Krad flog über die Streckenbegrenzung und traf den Gummersbacher so unglücklich am Kopf, dass er noch an der Unfallstelle starb.

Ebenfalls am Kopf getroffen wurde ein 15-jähriger Reichshofer. Dazu kamen ein verletzter Sportwart und der Motorradfahrer, die ebenfalls ins Krankenhaus kamen.

Von den vielen Fragen nach dem Unglück sind erst einige sicher geklärt:

Durften die Zuschauer dort stehen, wo sich das Unglück ereignete?

Dass sich beide in einer für Zuschauer verbotenen Sperrzone aufhielten, ist laut Polizei anhand des Sicherheitskonzeptes erwiesen. Der Gummersbacher hatte wohl bei einsetzendem Regen Schutz unter der große Eiche gesucht, die direkt an der Fahrbahn liegt. Das Unglück soll sich nur Augenblicke später ereignet haben.

Rechts im Bild der kleine Baum, den die Maschine abriss, ehe sie in die Zuschauer krachte, die unterhalb der Strecke Schutz vor dem Regen gesucht hatten.

Was wird untersucht?

Untersucht wird in erster Linie, ob und wie die Zone als gesperrter Bereich gekennzeichnet war. Nahe der Unglücksstelle lag gestern noch ein Sperrzonenschild in der Wiese. „Die Tatortgruppe des Landeskriminalamts unterstützt uns bei der Tatortvermessung“, sagt Monika Treutler, Pressesprecherin der Polizei Oberberg. Da die Motocross-Strecke sehr hügelig ist, wurde gestern vom LKA eine spezielle 3-D-Technik eingesetzt, um die Unfallstelle exakt zu vermessen.

Gegen wen wird ermittelt?

Die Ermittlungen wurden von der Polizei an die Kripo weitergegeben und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. „Ermittelt wird wegen fahrlässiger Tötung“, so Treutler. Das geschieht in verschiedene Richtungen: So müsse geklärt werden, ob der Motocrossfahrer eine Mitschuld am Unfall trage. Sein Motorrad wurde beschlagnahmt.

Was ist mit dem Sicherheitskonzept für die Veranstaltung?

Derzeit wird noch geprüft, ob das Sicherheitskonzept des Veranstalters umgesetzt wurde. Und es muss ermittelt werden, ob es für die Zuschauer in der Sperrzone deutlich sichtbar war, dass sie dort nicht sein durften. „Dazu befragen wir im Moment Zeugen, was einige Tage dauern wird“, so Treutler.

Wie stand es um die Sicherheit an der Strecke?

Rund um die 1,8 Kilometer lange Strecke waren am Renntag 47 Streckenposten im Einsatz. „Damit hatten wir fast alle neuralgischen Punkte sogar doppelt besetzt“, sagt Rennleiter Gerd Vilshöver.

Unter den Verletzten ist ein Sportwart. Hat er eingegriffen?

Nach den ersten Recherchen heißt es, dass der Sportwart die Zuschauer aufgefordert habe, den Sperrbereich zu verlassen. Dazu gibt es bisher aber keine offizielle Aussage. Sicher scheint es dagegen, dass sich die Zuschauer unter die große Eiche geflüchtet hatten, um sich vor dem Regen zu schützen. Als Zuschauerpunkt ist die Stelle ungeeignet, da es von dort aufgrund der Hanglage nur einen sehr eingeschränkten Blick auf die Strecke gibt.

Die MX Masters sind eine hochkarätige Großveranstaltung des ADAC. Wie wird die Sicherheit geprüft?

„Der ADAC ist der Rechteinhaber der Serie, die Streckenabnahme geht über den DMSB“, sagt ADAC-Pressesprecher Oliver Rundschke. Und der DMSB, der Dachverband für den Automobil- und Motorrad-Sport, hatte am Donnerstag mit Marcel Dornhöfer einen seiner erfahrensten Streckenabnehmer im Motocross-Sport vor Ort. Insgesamt gibt es in Deutschland nur rund 20 Kommissare, die speziell dafür ausgebildet sind. „Die Sicherheit ist eine der Hauptsäulen des DMSB“, erklärt Pressesprecher Michael Kramp.

Das Motorrad traf einen 28-jährigen Gummersbacher so schwer am Kopf, das dieser noch an der Unfallstelle starb.

Wie reagiert der MSC Drabenderhöhe-Bielstein als Organisator der Veranstaltung, die zum zweiten Mal auf dem Waldkurs stattfand?

„Der Unfall trifft uns massiv und in einer Dimension, die wir uns nicht vorstellen konnten“, sagt ein hörbar erschütterter MSC-Vorsitzender Jörg Steinhausen. Das ganze Mitgefühl gelte den Familien der Opfer. Es ist das erste Mal, dass es in der 55-jährigen Vereinsgeschichte im Rahmen einer Rennsportveranstaltung auf dem Traditionskurs einen Toten gab.

Wie geht es jetzt weiter?

Bis auf weiteres hat der MSC den Betrieb auf dem Waldkurs eingestellt und alle Veranstaltungen abgesagt, darunter auch den MX-Cup, der am kommenden Wochenende in Bielstein stattfinden sollte und das Sommercamp in den Ferien. „Wir müssen jetzt erst einmal die Untersuchungen abwarten“, sagt Rennleiter Gerd Vilshöver.

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