Ex-DM im MotocrossHerbert Simon aus Waldbröl liebt Motorräder
Bohlenhagen – Gerade bereitet er sich und sein Motorrad, Marke Eigenbau, auf ein Wochenende in Belgien vor. Dort findet der letzte Trial-Wettkampf des Jahres statt. Darum steht auch das Wohnmobil noch im Hof. Damit ist Herbert Simon gerade aus Bayern zurückgekehrt. Er hat einen langjährigen Motorsportkameraden besucht. „Wir sind seit 53 Jahren befreundet“, erzählt Simon, dem man seine knapp 78 Jahre nicht ansieht.
Kein Wunder. Denn bei der Sportart, die er bis heute leidenschaftlich ausübt, muss man sowohl geistig als auch körperlich fit sein. Und dafür trainiert der ehemalige Deutsche Meister im Motocross regelmäßig auf dem Fahrrad, beim Schwimmen oder beim „Brennholz machen“, wie er augenzwinkernd sagt. Zehnmal im Jahr misst er sich noch immer bei den Trials in der Veteranen-Klasse. Simons’ Motorsport-Karriere begann in den 60er Jahren, nachdem er bereits als Zwölfjähriger mit seinem Vater erstmals auf der 1952 eröffneten Motocross-Strecke in Bielstein gewesen war.
Nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker lernte er zufällig den erfolgreichen Motocross-Piloten Siegfried Wirtz kennen. Und der suchte jemanden, der seine Maschine während der Rennläufe wartet, was Simon tat. „1963 bin ich das erste Mal selbst in Bielstein mit einer ausrangierten Maschine von ihm mitgefahren“, erzählt der Motorsport-Fan, der schon zwei Jahre später den dritten Platz bei der Deutschen Junioren-Meisterschaft belegte. „Wenn einen der Benzin-Bazillus ergriffen hat, lässt er einen nicht mehr los“, berichtet Simon von jenen Tagen, als er mit dem Bus und einer schwedischen Monark rund 70 000 Kilometer quer durch Europa tourte.
Ausstieg aus der „Dampfhammer“-Klasse
Dazu gehört auch die Zeit, in der die „Dampfhammer-Klasse“ nicht mehr gefragt war und Simon auf Seitenwagen umstieg. Auf einer leichten tschechischen Maschine fuhr er mit seinem Beifahrer Hans-Georg Peppinghaus, einem bis dato ebenfalls erfolgreichen Solo-Fahrer, zahlreiche Erfolge ein: Pokalsieg 1972, Deutsche Meister 1974 und viele Titel mehr. Zwischendurch absolvierte Simon seine Meisterprüfung, heiratete und wurde dreimal Vater. „Für den Europa-Meister reichte die Zeit nicht“, erzählt er von seiner Familie, seiner Firma und später dem Ehrenamt im Berufsverband. 1975 hängte er sein Hobby an den Nagel und trainierte lange Jahre die Jugend im MSC Drabenderhöhe-Bielstein.
Bis heute ist Simon seiner Ehefrau dankbar, dass sie seine Motorsport-Leidenschaft mittrug und es noch immer noch tut. Denn Anfang der 90er Jahre war es erneut Siegfried Wirtz, der an alte Erfolge anknüpfen wollte und ihn anspitzte. Das war nach einem Jubiläum eines Motorsportvereins in Belgien, bei dem die ehemaligen Piloten in Kontakt mit den Trials kamen.
„Das war etwas ganz anderes“, erzählt Simon von den Unterschieden, die er anfangs unterschätzt hatte. Denn bei dieser Sportart geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern um Geschicklichkeit. Wirtz und Simon möbelten ihre alten Schätzchen auf und kauften Veteranen-Motorräder zurück. Seine Selbstständigkeit mit einer eigenen Opel-Niederlassung, die er mit seinem mittleren Sohn betrieb, gab ihm den nötigen Freiraum.
2004 verkaufte Simon seine Firma und nimmt bis heute „aus Spaß an der Freude“ an Gleichmäßigkeitsprüfungen teil. Bei denen kommt es darauf an, die Strecke zuvor zu erkunden. Denn als Strafpunkt zählt der Fuß-Einsatz. Jüngst schaffte er es bei der „Pre 65 Historik“ in Ölbronn-Dürrn (Baden-Württemberg), diesen zu vermeiden und landete auf dem ersten Platz in seiner Klasse. „Hier geht es ums Denken und Einteilen, heizen brauchen wir nicht mehr“, sagt er und schwärmt von der Gemeinschaft unter den Fahrern. Und damit auch seine drei Motorräder fit bleiben, hat er den Stall auf dem väterlichen Bauernhof zur Werkstatt umgebaut. An den Wänden und in den Regalen zeugen Kränze und Pokale von den Erfolgen eines langen Motorsport-Lebens.