FH Köln Campus GummersbachStudentenwohnheim wurde nicht ans Internet angeschlossen
Gummersbach – Die Gummersbacher Fachhochschule beschäftigt sich mit Fachgebieten, die ohne das Internet undenkbar wären – und wenige Meter vom Campus entfernt befinden sich die Studenten in der digitalen Steinzeit. Ausgerechnet im neuen Studentenwohnheim „Auf der Platte“ warten die Bewohner seit zwei Monaten darauf, das Internet nutzen zu können. Denn das brauchen sie dringend für ihre Studien. Die Studenten sind verärgert, dass ihr Vermieter, das Kölner Studierendenwerk, den Hausanschluss nicht auf die Reihe bekommt – und das Studierendenwerk verzweifelt langsam an der Telekom.
Im Flur des vor zwei Monaten bezogenen Gebäudes haben einige Bewohner Plakate aufgehängt, die Galgenhumor offenbaren. „Siehst du das Haus gegenüber? Da gibt es Internet!“, ist auf einem Ausdruck zu lesen. Tyrone Ospelkaus (24) kann darüber nicht wirklich lachen. Der Maschinenbaustudent steckt wie alle anderen der 60 Bewohner mitten in der Klausurphase – gerade jetzt ist er aufs Netz angewiesen: „Etwa, um mich auf eine Matheklausur vorzubereiten.“ Ospelkaus berichtet, dass Studieren ohne Internet nicht möglich ist: „Anmeldungen, Rückmeldungen, Mitschriften von Vorlesungen – alles läuft bei der Fachhochschule online. Viele Professoren informieren auf eigenen Webseiten.“
Studenten zapfen das Funknetz der FH an
Im Obergeschoss teilen sich die Studenten Matthias Herrmann und Eugen Rohwein eine WG, die an der Straßenseite liegt. Direkt gegenüber können sie die FH sehen. Die räumliche Nähe kommt ihnen nun zupass: Mittels eines Empfängers haben sie das Funknetz der FH angezapft – wie mehrere ihrer Nachbarn. „Das klappt aber nur zeitweise“, sagt der 27-jährige Herrmann: „Und die Verbindung reicht gerade mal, um E-Mails abzurufen.“ Mitbewohner Rohwein (26) geht deswegen mit seinem Laptop nun oft in die FH, um sich dort ins Internet einzuwählen. Wer keinen portablen Rechner besitzt, muss sich in der FH einen PC-Arbeitsplatz ergattern – wer da zu spät kommt, schaut in die Röhre. Und: Um 22 Uhr wird der Campus ohnehin abgeschlossen.
Weil Rohwein gerne abends zu Hause lernt, verbindet er seinen Computer nun übers Smartphone mit dem Internet. „Das wiederum treibt meine Telefonrechnung in die Höhe, im vergangenen Monat habe ich 50 Euro mehr gezahlt.“ Viel Geld für einen Studenten.
Kölner Studierendenwerk als Hausherr ratlos
Warum das Wohnheim nach wie vor keinen Internetanschluss hat, würde Ruth Schamlott vom Kölner Studierendenwerk auch gerne verstehen: „Bereits am 1. Mai vergangenen Jahres hat uns die Telekom bestätigt, den Anschluss zu realisieren.“ Damals wurde das Haus noch gebaut. Es folgte ein Hin und Her, an der auch andere Telekommunikationsfirmen beteiligt waren – mit dem Ergebnis, dass zum Wohnheim offenbar nach wie vor kein Glasfaserkabel gelegt wurde. Diese Info von der Telekom erreichte das Studierendenwerk in dieser Woche. Schamlott: „Wir sind aus allen Wolken gefallen.“
Nun hofft das Studierendenwerk auf die technische Hilfe der benachbarten FH. Eine Anfrage wurde gestellt – die FH prüft, ob sie Unterstützung leisten kann. Allen Mietern des Wohnheims werden fortan zehn Euro monatlich gutgeschrieben, bis das Internet funktioniert. Wann das der Fall sein wird, weiß indes weder das Kölner Studierendenwerk noch die Deutsche Telekom. Auf Anfrage unserer Zeitung konnte das Unternehmen gestern nicht mitteilen, warum der Hausanschluss binnen eines Jahres nicht gelegt wurde.