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Freibad in Bielstein wieder geöffnetEine Schwimmerautobahn sorgt für Abstand

Lesezeit 4 Minuten

Der Sprungtum ist gesperrt.

Bielstein – Die Sonne steht am Himmel. Es ist warm, ein leichter Wind weht. Ein kleiner Junge mit blonden Haaren und Mundschutz läuft Richtung Männerumkleide des Bielsteiner Freibads. Er ist einer von etwa 500 Menschen, die am Samstag und Sonntag zu den ersten Gästen einer Freibadsaison gehören, die anders sein wird als sonst.

Die Laufwege im Freibad sind genau markiert.

Der Junge weiß, wie die Sache läuft: Rechts geht es hinein zu den Einzelumkleiden. Das zeigen die Markierungen am Boden und die große Plane, die von der Decke hängt. Auf der linken Hälfte des Wegs geht man wieder nach draußen. Überall hängen die bekannten Schilder mit den Hinweisen: Abstand halten, Hände desinfizieren, Nieß- und Hustenetikette bewahren. Im Eingangsbereich des Freibads besteht Maskenpflicht.

Zwei Badezeitfenster pro Tag

„Ich habe das Gefühl, dass die Leute schon sehr vertraut sind mit den Hygienemaßnahmen“, sagt Andreas Zurek, Betriebsleiter der Freizeit- und Sportstätten Wiehl. Er ist zufrieden mit der Besucherzahl am zweiten Tag nach der Öffnung des Freibads. Es ist das erste in Oberberg, das zu Pfingsten wieder das Schwimmen im Freien ermöglicht. Doch wie überall gelten auch hier Einschränkungen. Wer schwimmen will, muss sich vorher im Internet für eine von zwei Badezeiten am Tag anmelden. Die sind von 8 bis 13.30 Uhr und von 14.30 bis 20 Uhr. „Dazwischen müssen die Gäste das Freibad verlassen“, sagt Zurek. „Dann werden hier alle Oberflächen desinfiziert, mit denen Menschen in Kontakt kommen können.“

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Kommen sonst an heißen Tagen bis zu 2000 Menschen ins Freibad, werden es in diesem Sommer nicht mehr als 800 pro Tag sein. Denn pro Badezeit sind nur 400 Menschen auf dem Gelände zugelassen. Davon dürfen 60 gleichzeitig ins Wasser: 30 in den Nichtschwimmer- und 30 in den Schwimmer-Bereich. Auch der sieht anders aus als sonst. „Wir haben eine Schwimmerautobahn eingerichtet“, sagt Zurek. Drei Leinen teilen die Bahnen im Schwimmerbereich auf. Geschwommen wird hintereinander. „So können wir sehen, ob der Abstand eingehalten wird.“

Doppelt so viel Personal als vor Corona

Der Sprungturm ist außerdem gesperrt, genau wie die Rutsche und das Beachvolleyballfeld. Die Snackautomaten sind außer Betrieb. Man kann vor Ort nicht, wie üblich, etwas zu essen kaufen. „Das ist schade“, sagt Eberhard Klein, Vorsitzender des Fördervereins des Bielsteiner Freibads. Aber:„Es gibt ja noch andere Dinge, die man hier entdecken kann.“ Damit meint er den Barfußpfad, das Bocciafeld und das Kneipp-Becken. Auch der Spielplatz ist geöffnet.

Weil die Sammelumkleiden gesperrt sind, hat das Schwimmbadteam improvisiert. Mit Sichtschutz verkleidete Bauzäune stehen auf dem Gelände. Da drin können sich etwa Familien umziehen. Steht das Schild am Eingang auf grün, ist die Umkleide frei. Schwimmmeisterin Nina Hagemeyer sagt: „Man muss aufpassen, manchmal weht der Wind das Schild um.“ Sie ist seit über 30 Jahren Schwimmmeisterin, seit sechs Jahren in Bielstein. Was an ihrer Arbeit nun anders ist? „Gar nicht so viel“, sagt sie. Es sei eben weniger los. „Man hat einen besseren Überblick als sonst, wenn der Laden voll ist.“ Bis jetzt gab es aber nicht viel zu tun: „Die Leute halten super Abstand.“

Schwimmmeister wie Nina Hagemeyer achten darauf, dass auch im Wasser der Abstand eingehalten wird.

Damit im Freibad alles nach den Regeln läuft, arbeitet dort zu den Öffnungszeiten ein halbes Dutzend Leute, doppelt so viele wie vor Corona. Ob sich dieser Sommer rentieren wird? „Aus betriebswirtschaftlicher Sicht? Nein!“, sagt Andreas Zurek schmunzelnd. „Aber da haben wir gar nicht drüber nachgedacht. Es ist gut und wichtig, dass wir geöffnet haben. Gezählt wird am Ende des Jahres.“

Die Besucher freuen sich

Dass man in Bielstein wieder schwimmen darf, freut auch Barbara Effer. Die 74-Jährige ist mit ihrer autistischen Tochter Alexandra (49) im Freibad. Für sie sei der Corona-Lockdown besonders schwer gewesen, da sie nicht mehr wie sonst täglich schwimmen konnte. „Sie hat jeden Tag danach gefragt.“ Wie der erste Schwimmbadbesuch nach neun Wochen für sie war? Alexandra sagt: „Es war gut. Ich bin richtig gut drauf und glücklich.“ Dass sie sich an die Regeln halten muss, hat sie verstanden, sagt sie. Aber: „Das Coronavirus stört mich ein bisschen.“

Ein paar Meter weiter sitzen ebenfalls Mutter und Tochter auf einem Handtuch. Die Bielsteiner sind jedes Jahr hier. „Wir kommen gern spontan und haben sonst immer eine Saisonkarte“, sagt Mutter Yvonne, „na ja, in diesem Jahr nicht.“ Trotzdem sei es schön, wieder schwimmen zu können. Dass jetzt weniger Leute da sind, sei auch nicht zu schlimm, sagt sie und lacht. Was man im Schwimmbad nun tut, wenn Rutsche und Turm gesperrt sind? Tochter Zoe (11) sagt: „Ballspielen!“