Freilichtmuseum in LindlarNeue Ausstellung zeigt den Alltag von Frauen in den 20-ern
Lindlar – „Land – Frauen – Arbeit“ ist der Titel einer neuen Ausstellung im Freilichtmuseum Lindlar. In der Umweltwerkstatt im Müllershammer ermöglichen Exponate, Bilder und Informationstafeln einen Blick auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen im Bergischen Land zur Zeit der Weimarer Republik. Hatten sich die Aufgaben der Frau noch im Kaiserreich auf „Kinder, Küche und Kirche“ beschränkt, so hieß es in den 20-er Jahren plötzlich „Konsum, Kino und Kultur“.
Doch hatte dieser, in der Öffentlichkeit publizierte Wahlspruch tatsächlich Einfluss auf den Alltag von Frauen auf dem Land? Was änderte sich wirklich durch das neue Wahlrecht, durch das Frauen erstmals 1919 an der Wahlurne abstimmen durften?
Besonders Mode hat sich verändert
Mit diesen Fragen setzt sich die Ausstellung mithilfe verschiedener Themenbereiche auseinander. „Vor allem im Bereich der Mode hat es in den 20-er Jahren sichtbare Veränderungen gegeben“, sagt Marie Kramm, wissenschaftliche Volontärin des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).
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Kurze Röcke, tiefsitzende Taillen und Strumpfhosen ersetzten die langen Kleider und steifen Korsetts der Kaiserzeit, außerdem kamen Kurzhaarfrisuren in Mode. Dennoch sei die modische Kleidung nicht unbedingt ein Hinweis auf eine emanzipatorische Entwicklung im Alltag gewesen: „Grundsätzlich hatten Frauen nach dem Ersten Weltkrieg schon größere Teilhabe am Arbeits- und Freizeitleben, viele arbeiteten aber dennoch weiterhin ohne Ausbildung in der heimischen Landwirtschaft“, so Petra Dittmar, wissenschaftliche Referentin im Freilichtmuseum.
Arbeit und Ausbildung in den 20-ern
Dem Thema Arbeit und Ausbildung widmet sich ein weiterer Teilbereich. Ein digitaler Bilderrahmen zeigt unter anderem Fotos von Näherinnen des Bergneustädter Textilunternehmens Krawinkel bei der Arbeit. „Wenn man genau hinschaut, findet man auf solchen alten Fotos immer irgendwo einen Mann, der als Aufseher oder Vorgesetzter fungierte“, so Petra Dittmar.
So gingen zwar Mitte der 20-er Jahre 30 Prozent der Frauen einer bezahlten Arbeit nach, allerdings hauptsächlich in schlecht bezahlten Berufen wie Verkäuferin, Fabrikarbeiterin oder Krankenschwester, Führungspositionen wurden weiterhin von Männern besetzt.
Rahmenprogramm mit Poesie, Chansons und Mode geplant
Die Ausstellung „Land – Frauen – Arbeit in der Weimarer Republik“ ist ab dem heutigen Dienstag, 10. März, geöffnet und kann bis zum 31. Dezember 2020 besucht werden. Ausstellungsort ist die Umweltwerkstatt des LVR-Freilichtmuseums im Obergeschoss des Müllershammers.
Zur Eröffnung sollte am Sonntag, 8. März – dem Internationalen Weltfrauentag – eine Talkrunde mit Ausstellungskuratorin Petra Dittmar, drei Kulturwissenschaftlerinnen und einem Historiker stattfinden, wegen der Ausbreitung des Corona-Virus wurde die offizielle Eröffnungsveranstaltung jedoch abgesagt. Diese Talkrunde soll jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, ein Termin steht noch nicht fest.
Angelehnt an die Ausstellung im Freilichtmuseum sind aktuell weitere Veranstaltungen, wie etwa ein Kulturabend mit Poesie und Chansons der 20-er Jahre, oder ein Workshop mit einer Hutmacherin geplant. Nähere Informationen dazu unter der Telefonnummer 0 22 66/47 19 20 und im Internet
www.freilichtmuseum-
lindlar.lvr.de.
Erst die Einrichtung von Landwirtschaftsschulen ermöglichte Mädchen und jungen Frauen auf dem Land ab 1925 eine erste Grundausbildung, wobei der ausgestellte Stundenplan die althergebrachte Rollenverteilung verdeutlicht: Wurden die Jungen in Pflanzenschutz, Buchführung und Betriebslehre unterrichtet, standen für Mädchen Ernährungs- und Gesundheitslehre sowie Geflügelzucht auf dem Programm.
Auch in Lindlar gab es ab 1927 eine solche Einrichtung, eine Informationstafel gibt Einblicke in die Geschichte der ehemaligen „Winterschule“.
Alltag einer damaligen Hausfrau
Im Bereich „Landwirtschaft“ präsentiert die Ausstellung mit Staubsauger, Kühlschrank und Butterfass Exponate aus der damaligen Zeit, die verdeutlichen, wie der Alltag der bäuerlichen Hausfrau damals aussah.
Dass es auch in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts schon Frauen gab, die den gängigen Rollenklischees widersprachen, zeigen die Kurzbiografien dreier Lindlarer Bürgerinnen: Luise Kremer, Klara Kiwitz und Carola Lob waren ihrer Zeit voraus und prägten das Leben in der Gemeinde auf unterschiedliche Art und Weise.
Weiterhin thematisiert die Ausstellung die Auswirkungen der Bereiche Gesundheit und Politik auf das Leben der Frauen in den ländlichen Regionen des Bergischen Landes.