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Gartentag im FreilichtmuseumDer besondere Geschmack der Region

Lesezeit 4 Minuten

Bunte Vielfalt: Erkundungstour im Kräutergarten mit Katja Wopfner.

Lindlar – „Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, findet immer wieder einen Grund zum Staunen“ sagt ein altes Sprichwort. Für die Besucher des Gartentages im LVR-Freilichtmuseum traf das hundertprozentig zu, denn in allen Ecken des Geländes gab es allerhand zu entdecken und die Möglichkeit, das Museum einmal von einer ganz anderen Seite, nämlich aus Sicht der Bienchen und Blümchen, kennenzulernen.

Viele Informationen zu Pflanzen und Tieren

Ein paar Quadratmeter ist der Kräutergarten groß, lädt aber ziemlich lange zum Verweilen ein. Das liegt beim Gartentag unter anderem an Katja und Klaus Wopfner von NaturGarten e.V., die ganz schön viel über das, was dort wächst, wissen und an die Besucher weitergeben. Ob Fenchel, wilde Möhre oder Dill: „Der Schwalbenschwanz mag die Doldenblütler gerne und legt seine Eier dort ab. Das Landkärtchen gibt es in zwei Versionen: der Frühlingsgeneration, bei denen die Flügel orange sind und die Sommergeneration, das sind die mit dem dunklen Muster. Aus Ringelblumen kann Kräuteröl gemacht werden, Spitzwegerich Abhilfe gegen Mückenstiche schaffen.“ Das sind nur ein paar der lehrreichen Informationen, die von dem kurzen Besuch hängenbleiben.

Diese Schmetterling- und Kräuterarten finden sich alle im Gärtchen und ergänzen sich prächtig, es flattert und surrt zwischen den lilafarbenen, gelben und rötlichen Blumenblättern, die alle eine Verwendung haben. Eine Kostprobe gibt es von Katja Wopfner direkt mit. Beispielsweise ein Blättchen und eine lila Blüte Borretsch, die stark an den Geschmack von Gurke erinnert und dessen Blüten sich rosa färben, sobald sie mit Säure in Berührung kommen. Der Sauerampfer macht seinem Namen alle Ehre und dass 100 Gramm der Nachtkerzenwurzel so nahrhaft sind, wie die gleiche Menge Steak, lässt den Besucher mindestens genau so staunen, wie die Erfahrung der Ehrenamtlichen, die sich auch um die Pflege der Gärten im Museum kümmern.

Christina Marquardt zeigt, wie man Kräutersalz herstellt.

Was man neben bunten Salaten sonst noch anstellen kann mit den Schätzen aus dem Kräutergarten, demonstriert Museumspädagogin Christina Marquardt ein paar Meter weiter. Sie macht gerade mit Elif, Aleya und Malek Kräutersalz für zuhause und Mama Judith Erginay schaut gespannt zu. „Wir werden Brot backen und die Kreationen auf Butter gemeinsam probeessen“, freut sich die Kölnerin schon. Darauf sind auch die Kinder gespannt, die ihre Kreationen erst geduldig zerkleinern und dann mit Meersalz mischen, selbst gemacht bedeutet ein wenig mehr Mühe. Zur Auswahl stehen zwei Varianten: Blütensalz oder mediterrane Art. „Man kann Kräutersalze zwar auch im Supermarkt kaufen, aber da weiß man eben nicht, ob es einem schmeckt und muss den Kostenfaktor beachten“, findet Marquardt und bekommt von der Familie recht, die sich in der Coronazeit eine Winterweide zu einem Nutzgarten umgestaltet hat und nun das Erlebnis vom Samen setzen bis zum fertig Gewachsenen und somit die Wertschätzung für das Selbstgemachte kennen gelernt hat.

Cornelia Lösche überreicht ein Samentütchen an eine Besucherin.

Ebenfalls etwas für Macher hat Cornelia Lösche von der Bergischen Kulturlandschaft im Rahmen des Leader-Projektes „Bergisches Blütenmee(h)r“. Bei ihr gibt es Samentütchen, die fürs Bergische typische Arten enthalten. „Das Beste ist, sie können auch jetzt noch gesät werden, denn die Herbstsaat gerät nicht so sehr in Trockenheit wie eine Frühlingssaat“, weiß Lösche, bei der auch Interessierte, die kein Tütchen vom Gartentag mitnehmen konnten, postalisch welche anfordern können.

Marianne Frielingsdorf und Simone Kremer ernten (l.),

Der Archegarten befindet sich seit März zwischen der Schule und der Sattlerei, wo Marianne Frielingsdorf sich immer wieder bückt unter der heißen Sommersonne und Erbsen erntet. Keine gewöhnlichen, denn alles an Gemüse, was in dem Gärtchen wächst, hat einen Bergischen Hintergrund. Wie zum Beispiel die Feuerbohne, auch „Wöllepitter“ genannt, die gerade feuerrot blüht. Aus ihr könnte einmal ein Eintopf werden, aus dem Rhabarber vis à vis, der ursprünglich aus Wipperfürth stammt und dessen Ur-Ur-Ur-Enkel-Stengel nun im Museum weiterwachsen, ein Kuchen.

Alte regionale Sorten erhalten

„Man muss in der Umgebung auch mal über die Gartenzäune schauen und herausfinden: wer hat noch sowas und können wir Ableger davon haben?“, erklärt die Kennerin von der Gartenarche. „Regionale Sorten sollen vermehrt werden, denn sie haben ihren eigenen Geschmack, sind allerdings auch schwerer zu ernten“, fährt sie fort.

Wer etwas für zuhause mitnehmen wollte, konnte dies am zugehörigen Infostand, denn da gab es Tütchen mit regionalem Saatgut, aber auch Infomaterial rund ums Gärtnern im Bergischen mit viel Liebe gestaltet von Frielingsdorf.

So wie sie, die sich das ganze Jahr über mit viel Liebe um die verschiedenen Museumsgärten ehrenamtlich kümmert, ist wohl jeder der anwesenden Experten, weit über den Gartentag hinaus, unverzichtbar für die regelmäßige Pflege der Anlagen im Freilichtmuseum.

Hier gibt es die Samentütchen mit alten bergischen Sorten:

Cornelia Lösche, Bergische Agentur für Kulturlandschaft, Zweigstelle Rösrath, Kammerbroich 67, 51503 Rösrath, bitte frankierten Rückumschlag zusenden