Grenze zum Rhein-Sieg-KreisSchwere Unfallserie auf Schladernring in Oberberg hält an
Waldbröl – Donnerstagnachmittag, kurz nach 17 Uhr. Oliver Zur und ein Kollege fahren mit dem Auto von der Arbeit nach Hause. Wie immer, so nehmen die beiden auch an diesem Tag für den Heimweg nach Waldbröl den Schladernring, die Bundesstraße 256. „Diesmal hatte ich aber ein mulmiges Gefühl im Bauch“, erinnert sich der 45 Jahre alte Vertriebsleiter eines IT-Unternehmens mit Sitz in Buchholz-Mendt (Landkreis Neuwied).
Etwa 45 Minuten später stirbt ein 28 Jahre alter Motorradfahrer aus Witten auf der stark befahrenen Straße zwischen Waldbröl und Windeck: Er ist zuvor ins Schleudern geraten und unter einen Sattelzug gerutscht.
Gefährlicher Abschnitt an der Grenze zu Rhein-Sieg
Zur blickt zurück: „An diesem Nachmittag war auf der Strecke die Hölle los, in den Haltebuchten standen Bikergruppen und machten sich startklar.“ Die Nachricht vom tödlichen Unfall habe ihn also nicht überrascht: „Da musste wieder was passieren“, sagt der Waldbröler. Und seitdem Oliver Zur die B 256, die Siegstraße, wegen der Arbeit täglich fährt, wisse er: „Da geht’s richtig krass zu.“
Das Stück, auf dem der 28-Jährige ums Leben kam, liegt nahezu auf der Grenze der Kreise Rhein-Sieg und Oberberg: Die Kreispolizei in Siegburg hat Konsequenzen gezogen und am Wochenende an der Strecke kontrolliert. Doch das Tempolimit, wie es der Waldbröler Stadtrat einstimmig fordert, lässt auf sich warten. Jüngst hatte der Landesbetrieb Straßenbau erklärt, man sehe keine Notwendigkeit, das Tempo auf 70 und stellenweise auf 50 zu drosseln. „Aus unserer Sicht reichen Schilder, die auf Gefahren hinweisen“, betont Sprecher Rainer Herzog. Und: „Ein einstimmiges Votum aus der Politik ist uns nicht bekannt.“ Unterstützung erhalten Waldbröls Stadtverordnete jetzt von der SPD, den Grünen und der Linken im Kreistag: Gemeinsam haben sie einen Antrag für die Sitzung am 24. Juni formuliert. Dieser hat die Umsetzung des Ratsbeschlusses aus der Marktstadt zum Ziel.
Forderung: Schladernring für Motorräder sperren
Zuständige Behörde ist indes der Oberbergische Kreis, der sich weiterhin abwartend gibt. „Das Straßenverkehrsamt lotet ständig mit der Polizei und den sonstigen maßgeblichen Stellen alle Möglichkeiten aus“, schildert Sprecherin Iris Trespe und ergänzt mit Blick auf die Straßenverkehrsordnung: „Um zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen, wird eine gründliche Abwägung der verschiedenen Interessen vorausgesetzt.“ Das solle bei einer Besprechung geschehen, sobald diese in einer größeren Runde wieder zulässig sei.
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Unterdessen schlägt der Tod des Bikers in den sozialen Medien hohe Wellen, auch auf dem Facebook-Profil dieser Zeitung. Oliver Zur gehört zu denjenigen, die dort ihre Meinung äußern: „Der Schladernring sollte für Motorräder komplett gesperrt werden, damit da keine Rennen mehr stattfinden“, schildert Zur, selbst begeisterter Biker. „Wenn man die Strecke mit Bedacht und Genuss fährt, ist dagegen nichts einzuwenden, aber mit einem Rennen etwa bringt man sich und andere in Lebensgefahr.“
Trauerfahrt am Sonntag
Zudem berichtet die Kreispolizei Rhein-Sieg, dass sich am Sonntagnachmittag Angehörige des Toten zu einer Andacht an der Unfallstelle versammelt haben. Dazu Sprecher Burkhard Rick: „Weil sie in einer Kurve standen und das nicht ungefährlich war, hat die Polizei die Stelle abgesichert.“ Nach dieser Andacht seien, ebenso von Beamten gesichert, „40 bis 50 Motorradfahrer“ bei einer Art Trauerfahrt an der Stelle vorbeigerollt. Der Mann, so heißt es von anderer Stelle, soll zu einer Gruppe gehören, die in Bikerkreisen für ihre Touren bekannt ist. Und auch am Donnerstag soll der getötete Wittener in einer Vierergruppe unterwegs gewesen sein.
Gleich danach gab es nach Angaben der Polizei einen weiteren Unfall: In der Nähe stürzte gegen 16 Uhr ein Kölner mit seiner Maschine. Der 34-Jährige trug dabei leichte Verletzungen davon.