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Geschichte des GrotenbachgymnasiumsEine höhere Schule in Gummersbach nur für Mädchen

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Gummersbach – Zwei Gymnasien – das eine für Jungen und das andere für Mädchen – waren auch in Gummersbach viele Jahrzehnte die Regel. Während das ehemalige Gymnasium Moltkestraße seinen Ursprung in der Oberrealschule bzw. dem späteren Jungengymnasium hatte, geht das Grotenbachgymnasium auf das Mädchengymnasium zurück. Die höhere Mädchenschule wurde im Jahr 1867 gegründet. Das 150-Jährige wurde vom Lindengymnasium, der Nachfolgeschule, im vergangenen Jahr indes nicht gefeiert.

Der Stadthistoriker Gerhard Pomykaj berichtet in der Gummersbacher Geschichte, dass Marie Stiefelhagen nach der Genehmigung durch den Regierungspräsidenten eine private höhere Töchterschule gründete. Dabei hatte es in Gummersbach bis dahin im Gegensatz zu vielen anderen Städten eine strikte Trennung von Jungen und Mädchen im weiterführenden Schulwesen nicht gegeben.

Das Schulgebäude des  Mädchengymnasiums – links von der Moltkestraße und rechts vom Hepel aus gesehen – wurde abgerissen, als an gleicher Stelle ein Neubau entstand, in dem sich heute das Lindengymnasium befindet.

Die 1764 gegründete Rektoratsschule, der Ursprung des späteren Jungengymnasiums, habe von Beginn an auch Mädchen aufgenommen, berichtet der Historiker. Beim Amtsantritt von Rektor Johann Heuser im Jahr 1783 waren auch die Namen von drei Mädchen in der Schülerliste verzeichnet. Später dann, in der Zeit von Rektor Johann Christian Wiedemann, besuchten neben 103 Jungen auch elf Mädchen die Schule. Erst mit der Gründung der Mädchenschule sei die Bürgerschule eine reine Jungenschule geworden, weiß Pomykaj.

Nach vier Jahren Volksschule kam der Wechsel

Fortan wechselten die Töchter des Bürgertums nach vier Jahren Volksschule auf die neue Mädchenschule. Unterrichtet wurden neben den Elementarfächern sowie Handarbeit und Zeichnen auch die Sprachen Englisch und Französisch. „Zudem war die Schulgründerin der Ansicht, dass auch Unterricht in alten Sprachen, Geometrie und Naturwissenschaften erteilt werden sollte“, schreibt Pomykaj. Rasch hatte sich die Schule einen guten Ruf erworben. Binnen fünf Jahren stieg die Zahl der Schülerinnen von 16 auf 38.

Unter der Leitung von Minna Stiefelhagen, einer Schwägerin der Gründerin, ging die Schule im Jahr 1889 in den Besitz der Stadt, was für die Einrichtung eine gesicherte materielle und eine äußere Aufwertung bedeutete, da sie nun den Namen „höhere Mädchenschule“ trug. Im Jahr 1901 wurde die Schule um eine dritte Klasse erweitert. Allerdings zeigten sich in den Folgejahren auch Grenzen: An der höheren Mädchenschule in Gummersbach konnte nicht die Hochschulreife erworben werden.

Dafür mussten die Schülerinnen an die höheren Mädchenschulen anderer Städte wechseln. Nachdem die benachbarte Jungen-Realschule zur Oberrealschule ausgebaut worden war, kam die Idee auf, dass auch Mädchen an dieser Schule ihr Abitur ablegen können. Bis es so weit war, vergingen aber noch viele Jahre.

Erstes Abitur erst zu Beginn der 1920er Jahre möglich

Erst zu Beginn der 1920er Jahre wurden diese Pläne Wirklichkeit. Irma Jacobi aus Wetzlar (1921) und Liselotte Arnold aus Gummersbach (1922) waren die ersten Mädchen, die an der Oberrealschule ihr Abi machten. Bis am Gummersbacher Lyzeum, das aus der höheren Töchterschule hervorgegangen war, das Abitur abgelegt werden konnte, vergingen noch einmal weitere 20 Jahre.

Das Schulgebäude des  Mädchengymnasiums – links von der Moltkestraße und rechts vom Hepel aus gesehen – wurde abgerissen, als an gleicher Stelle ein Neubau entstand, in dem sich heute das Lindengymnasium befindet.

Für Pomykaj ist diese schleppende Entwicklung auch ein Zeugnis dafür, dass man Jungen für begabter gehalten habe. Dazu passe auch, dass junge Frauen erst ab dem Jahr 1908 in Deutschland hätten studieren können. Länder wie die USA (1853), Frankreich (1863) oder England (1878) seien in dieser Hinsicht viel fortschrittlicher gewesen.

Mädchen und Jungen in einer Klasse waren indes erst ab den 1970er Jahren in Gummersbach selbstverständlich. So ist in der Schulchronik des Grotenbachgymnasiums zu lesen, dass auf Beschluss des Stadtrats ab dem Schuljahr 1971/72 alle Anfangsklassen der beiden städtischen Gymnasien als Koedukationsklassen eingerichtet werden.