Gnadenbrot statt TötungsstationZu Besuch auf dem Boxer-Seniorenhof von Elli Klein

Elli Klein inmitten ihrer Hunde, die sich von Frauchen am Liebsten ausgiebig beschmusen lassen.
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Reichshof-Blasseifen – Sie liegt friedlich in ihrem Körbchen und schert sich wenig um den Besuch – kein Wunder, schließlich ist Esperanza schon 17 Jahre alt. „Im Alter von zehn Jahren kam sie zum Sterben aus einer Zwingerhaltung in Spanien hierher“, erzählt Elli Klein von dem Schicksal der Boxerhündin. Esperanza habe nicht laufen und nicht stehen können und vor Männern wahnsinnige Angst gehabt, sagt die Pflegemutter. Ellie Klein freut sich, dass die alte Hündin heute noch immer gerne draußen herumläuft.
Bereits seit 14 Jahren engagiert sich die 67-Jährige für die Hunderasse und betreibt einen Boxer-Seniorenhof in ihrer Hälfte eines ehemaligen Bauernhofes. So teilt sie sich das Haus und das 6000 Quadratmeter große Grundstück derzeit mit sechs Hunden, dazu kommen Hühner, Enten, Gänse und Schafe.„Eigentlich wollte ich eine Hundezucht aufmachen“, erzählt Klein von dem prächtigen Boxer-Rüden, den sie sich anschaffte, nachdem ihr Mann verstorben war. Die Gummersbacherin war aufs Land gezogen, um Tiere halten zu können. Im Wartezimmer des Tierarztes sei sie dann auf den Tierschutz aufmerksam geworden. Zudem habe ihr die WDR-Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ zu denken gegeben. Dort seien Pflegestellen für Hunde gesucht worden, die keine Chance mehr auf Vermittlung hatten. Klein wandte sich an die inzwischen verstorbene Tierschützerin Heidrun Ulbrig, die den Verein Boxerhilfe gegründet hatte. Vor fünf Jahren dann folgte die Gründung des Vereins „Ein Herz für Boxer“, unter dessen Trägerschaft die Boxer-Liebhaberin heute ihren Seniorenhof betreibt.
Die Mitglieder beider Vereine engagieren sich im In- und Ausland besonders für diese Hunderasse und betreiben zahlreiche Pflegestellen. Viele Tiere stammen aus Tötungsstationen auf Mallorca oder dem spanischen Festland. „Wir kaufen die Tiere auf und vermitteln sie an Pflegestellen“, erzählt die Tierschützerin. Ihre Hundesenioren im Alter zwischen acht und 17 Jahren betreut sie dauerhaft. Dazu gehört auch die Dogge Charlotte, die sie eigentlich wieder hatte abgeben wollen. Als sie aber im Impfpass gesehen habe, dass die achtjährige Hündin in jedem ihrer Lebensjahre einen anderen Besitzer gehabt hat, brachte sie es nicht übers Herz, sie noch einmal abzugeben.
Herz für Boxer
Der Verein „Ein Herz für Boxer“ feiert an Pfingstmontag zwischen 11 und 17 Uhr sein fünfjähriges Bestehen auf dem Seniorenhof in Reichshof-Blasseifen. Seit der Vereinsgründung konnten knapp 1000 Boxer und Boxermixe vermittelt werden.
Bei der Pflegestelle in Blasseifen werden vornehmlich alte Hunde betreut. Die Kosten für den Tierarzt, der regelmäßig ins Hundeseniorenheim kommt, trägt der Verein. Die wöchentlich 15 Kilo Trockenfutter, das Nassfutter und das Selbstgekochte übernimmt Pflegemutter Elli Klein. Daher freut sie sich besonders über Futterspenden. Erst kürzlich schaffte sie von Spendengeldern eine Hunde-Couch an, die den Boxer-Senioren nun in ihrem Wohnzimmer zur Verfügung steht.
„Ein Herz für Boxer“ ist eng vernetzt mit der Boxerhilfe, die ebenfalls über viele Pflegestellen im In- und Ausland verfügt. Weitere Infos zu den Vereinen gibt es auf der Internetseite oder am Jubiläumstag, zu dem man sich vorher anmelden sollte. (ins)
Ansonsten vermittelt Klein die bis zu acht auf ihrer Pflegestelle möglichen Tiere aber auch gerne an ältere Menschen, die bei den meisten Tierschutzvereinen wegen ihres Alters kein Tier mehr bekommen. So habe sie etwa einen Hund an eine alte Dame mit einem großen Garten in Olpe vermittelt. „Die alten Hunde brauchen nicht mehr so viele Gassi-Gänge. Sie liegen lieber mit ihrem Besitzer gemeinsam auf dem Sofa und schmusen“, erklärt die Pflegemutter das ideale Zusammenspiel. Allerdings werde vertraglich vereinbart, dass die Tiere wieder zurückkommen, wenn es nicht mehr gehe. Sie selbst habe ihre Vorliebe für die Rasse schon als Kind entdeckt. Elli Klein schwärmt: „Die bulligen und manchmal rüpelhaft wirkenden Hunde haben auch eine unglaubliche Zärtlichkeit und sind ideale Familienhunde.“