Grau statt grünKampf gegen die „Gärten des Grauens“ in Oberberg
- Trotz großer Sorge um das Insektensterben verwandeln viele Oberberger ihre Vorgärten in eine Steinwüste
- Diese Steingärten standen nun auch auf der Tagesordnung des Naturschutzbeirats des Kreistags
- Was kann dagegen unternommen werden und wie machen es die Hausbesitzer künftig besser?
Oberberg – Der Naturschutzbund spricht von „Gärten des Grauens“ und verweist auf eine Facebook-Gruppe gleichen Namens, die entsprechende Grundstücksgestaltungen im Internet anprangert. Es geht um den Trend, größere Grundstücksflächen mit Schotter zu bedecken. Aus ökologischer Sicht eine bedenkliche Entwicklung.
Solche Steingärten standen darum nun auch auf der Tagesordnung des Naturschutzbeirats des Kreistags. „Hintergrund ist die allgemeine Sorge um den Rückgang der Insekten und damit der Bestäuber“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. „Wo früher oftmals Hochstauden und Kräuter ihren Platz im Garten fanden, sind vermehrt solche Steinschüttungen vorgenommen worden, die alles andere als naturfreundlich sind.“
Verwandlung in öde Steinwüsten
Beiratsvorsitzender Heinz Kowalski sieht einen „richtigen Hype“ im Gange, in dessen Folge Hecken in Gabionen und Staudenbeete in Steinwüsten verwandelt werden. „So geht viel Fläche verloren, auf der Bienen und andere Insekten Nahrung gefunden haben“, bedauert Kowalski. „Wir haben uns hier schon mit Wegrändern beschäftigt. Was in den Gärten passiert, ist noch schädlicher.“ Naturschutzbeiräte in anderen Kreisen haben die Kommunen bereits aufgefordert, in Bebauungsplänen darauf zu drängen, dass die Böden nicht mit Steinschutt auf Folie versiegelt werden. Einen Vorstoß in diese Richtung hat die Gemeinde Morsbach am Montag gemacht: Der Bauausschuss votierte mehrheitlich dafür, das Anlegen von grünen Vorgärten bei Bebauungsplänen und Satzungen zumindest als Anregung aufzunehmen. Die SPD hatte eine solche Vorgabe beantragt.
Der Naturschutzbeirat will nun eigene Empfehlungen erarbeiten, sagt Beiratsvorsitzender Kowalski. „Es ist nicht gut, immer neue Forderungen zu stellen. Aber wir wollen ein Bewusstsein wecken.“ Die Aufgabe wurde einer Arbeitsgruppe übertragen. Neben Kowalski selbst werden darin Martin Wölk für den Imkerverband und Helmut Dresbach für den Landwirtschaftsverband vertreten sein.
Große Bedeutung für die Artenvielfalt
Der Naturschutzbund weist im Internet darauf hin, dass Vorgärten und kleine Grünflächen eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt haben.
Sie bilden ökologische Inseln für Pflanzenarten sowie Insekten und Vögel auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen. Die Grünflächen lieferten saubere, frische Luft. Kies- und Steinflächen heizten sich dagegen auf, speicherten Wärme und strahlten sie wieder ab.
Viele Gartenbesitzer entscheiden sich für eine Umgestaltung von Grün- in Steinflächen, weil sie sich davon weniger Pflegeaufwand versprechen – ein wichtiges Argument in einer älter werdenden Gesellschaft. Der Nabu warnt dagegen, dass es auch im Steingarten immer etwas zu tun gibt. „Blätter fallen auf die steinernen Flächen und müssen abgesammelt werden, denn sonst siedeln sich in den Steinfugen Gräser und Pflanzen an. Ebenso bildet sich Moos auf den Steinen, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt werden.“ Ein naturnaher Garten würde nicht mehr Arbeit machen. „Heimische Pflanzen brauchen, im Gegensatz zu standortfremden Pflanzen, weniger Pflege.“
Die heimische Büsche und Stauden locken aber eben zudem Schmetterlinge, Hummeln und Vögel in den Garten. Die Nabu-Gartenexpertin Marja Rottleb sagt: „Wer seinen Garten standortgerecht plant, schafft ein Stück Natur und trägt zur Artenvielfalt bei.“