„Grusel-Grausel-Führung“Gruselstimmung im Waldbröler Naturpark
Waldbröl – Der Stinkevogel ist 538 000 Jahre, sieben Tage, fünf Stunden und drei Minuten alt. Immer wieder breitet er seine fast 30 Meter langen Schwingen aus, verlässt das harte Nest auf Fort Ommeroth und kreist dann über Panarbora, um ein Kind zu klauen. „Damit polstert er dann seinen Hort“, flüstert Patrick Mielke und blickt dabei in große Augen. Angst hat keines der Kinder, die gerade dem Geschichtenerzähler auf dem Baumwipfelpfad des Waldbröler Naturerlebnisparks lauschen. Aber plötzlich sind die Sinne geschärft: Mucksmäuschen still ist es, schließlich will niemand den großen Stinkevogel locken.
Spät am Nachmittag versammeln sich zehn Kinder und ihre Eltern am Fuße des hölzernen Aussichtsturms und lassen sich von Mielke zu einer „Grusel-Grausel-Führung“ einladen. Bekannt ist der 52 Jahre alte Waldbröler für seine Krimitouren durch die Marktstadt. Drei Jahre lang hat der Autor diese in Kooperation mit „Wir für Waldbröl“ organisiert. Jetzt arbeitet er als Waldhüter auf Panarbora, aber die Gänsehaut ist geblieben.
Und der Teufel kommt aus Düsseldorf
„Die Kinder sollen sich gruseln, aber nicht ängstigen“, betont Mielke, der sich im vergangenen Jahr erstmals solche Rundgänge ausgedacht hat. Da hatte sich Panarbora vor Halloween in einen Geisterpark verwandelt. Weil 2020 aber alles anders ist, gibt es diesmal nur die rund anderthalbstündigen Touren. „Wir hoffen in dieser schweren Zeit auf etwas andere Unterhaltung“, sagt etwa Thomas Bein aus Berlin, der mit Tochter Jule (8) unterwegs ist. 1635 Meter Baumwipfelpfad und schaurig-schöne, skurrile, fantastische und auch ein wenig makabere Geschichten liegen vor Vater und Tochter. Die vom bösen Stinkevogel ist nur eine davon.
Grusel garantiert
Die „Grusel-Grausel-Führungen“ für Kinder ab acht finden bis Samstag, 31. Oktober, täglich ab 16 Uhr statt, am Schlusstag auch ab 17.30 Uhr. Anmeldungen werden empfohlen unter (02291) 90 86 50. Die Gruppen haben zehn Teilnehmer. Freie Plätze werden kurzfristig im Infoportal vergeben. (höh)
Mielke greift auf Bekanntes zurück, erfindet hier etwas dazu, ändert dort etwas ab und lässt nicht zuletzt der Fantasie freien Lauf: Unter dem Naturerlebnispark schwappt das Meer der Inneren Erde und droht, Waldbröl und ganz Oberberg hinwegzuspülen, sollte jemand den Stöpsel ziehen. Die rote Teufelskiefer erinnert derweil an einen Wutausbruch des Höllenwesens, das auf eben jenem Baum am Rand des Wipfelpfades festgesetzt war – überlistet von einem etwa 830 Jahre alten und kreuzsuperfiesgemeinen Mann. Der Teufel – er kommt übrigens aus Düsseldorf – wäre wohl besser nicht nach Waldbröl gereist.
Der gruselige Riesenhase
Sophie Haneder ist mit ihrem Sohn Anton (2) und den Zwillingen Hans und Max (5) dagegen aus Bonn in den Nutscheid gekommen und die vier finden’s da richtig gut. „Die Geschichte mit dem Riesenhasen ist am gruseligsten“, überlegt Max. Jener Hase mit den feuerroten Augen war einst ein Jäger, der niemals ruhte und auch am Sonntag auf die Pirsch ging. Und das Hasendasein ist die Strafe dafür.
Von Werkröten, die Kinder mit spitzer Zunge piksen, erzählt Patrick Mielke und von einer Affenpfote mit drei Fingern, die einem Bauerneherpaar aus dem Windecker Ländchen zwar drei Wünsche beschert, aber auch viel Leid. „Die fand ich am besten“, verrät Jule, als sie mit ihrem Papa Thomas auf dem 40 Meter hohen Turm den Blick schweifen und einen Tag voll Abenteuer ausklingen lässt.