Ein Leben in andere Hände geben16 Jahre Babyklappe im Kreiskrankenhaus Gummersbach
- Das Babyklappe an der Rückseite der Kinderambulanz des Kreiskrankenhauses gibt es mittlerweile seit 2004.
- Grund hierfür war der Erfrierungstod eines Säuglings im Dezember 2003.
- Wie viele Kinder in den gesamten 16 Jahren abgegeben wurden und mit welche weiteren Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.
Gummersbach – Nachdem sich die Klappe geschlossen hat, liegt der Säugling höchstens drei Minuten im Wärmebett, bis im Schwesternzimmer des Kreiskrankenhauses Gummersbach die Lampe angeht. Die signalisiert: Es ist wieder ein Kind in der Babyklappe.
Seit 2004 gibt es das kleine Fenster an der Rückseite der Kinderambulanz des Kreiskrankenhauses. Anlass für die Errichtung war der Erfrierungstod eines ausgesetzten Kindes im Dezember 2003 in Eckenhagen. Seitdem können Frauen ihr neugeborenes Kind hineinlegen, wenn sie sich nicht in der Lagesehen, selbst dafür zu sorgen. In 16 Jahren wurden dort fünf Kinder abgegeben.
Das erste Baby kam 2014
Das erste 2014, nachdem es die Klappe schon zehn Jahre gab. Samstag vor zwei Wochen wurde das vorerst letzte Baby abgegeben. Wenn die Tür der Klappe sich geschlossen hat, kann sie von außen nicht mehr geöffnet werden. „Dann gibt es erstmal kein Zurück mehr für die Mütter“, sagt Thomas Hein. Er ist der Fachbereichsleiter für Jugend, Familie und Soziales bei der Stadt Gummersbach und arbeitet seit 2000 für das Jugendamt. „Bis jetzt konnten wir drei Kinder, die abgegeben wurden, wieder mit ihren Müttern zusammenbringen.“
Meist melden die sich nach einem Aufruf in der Zeitung. Dabei gehe es nicht nur darum, Mutter und Kind wieder zu vereinen, sondern auch um die ärztliche Versorgung der Mutter, die ihr Kind oft ohne Hilfe zur Welt bringt. „Uns ist das Wohl der Mütter genauso wichtig, wie das der Kinder. Eine Geburt alleine durchzustehen, ist nicht einfach“, sagt Hein.
Gemeinsame Lösungen finden
Darüber hinaus bemühe man sich, gemeinsam mit den Müttern Lösungen zu finden, die für sie und das Kind am besten sind. „Wir bieten alle Hilfe, die möglich ist“, sagt Hein. Viele würden erst dann erfahren, welche Unterstützungsmöglichkeiten es generell für junge Familien und Mütter gibt. So etwa den Babybegrüßungsdienst, der jedes neugeborene Kind im Kreisgebiet besucht. „Da kriegen junge Eltern Tipps, etwa wie man testet, ob der Inhalt des Fläschchens warm genug ist, oder wie man eine Babymassage richtig macht.“ Diese Besuche können mehrmals stattfinden und bei Bedarf in eine weiterführende Betreuung durch die sozialpädagogische Familienhilfe übergehen.
„Wenn wir sehen, dass die Familie alleine zurechtkommt und alle Bedingungen für eine wohlbehütetes Aufwachsen des ehemaligen Babyklappenkindes stimmen, überlassen wir die Familie wieder sich selbst“, schidert Hein den optimalen Ablauf. Warum jemand sich dazu entscheidet sein neugeborenes Kind abzugeben?
Unterschiedliche Beweggründe
Hein sagt: „Das ist unterschiedlich. Das können die Lebensumstände sein, wenn eine Frau sich etwa finanziell nicht in der Lage sieht, ein Kind groß zu ziehen. Manchmal ist es eine Kurzschlussreaktion, weil die Situation mit dem Kindsvater schwierig ist, oder die Schwangerschaft nicht bemerkt wurde.“
Manchmal spielt auch die Religion eine Rolle. An einen solchen Fall erinnert sich Hein noch gut. Drei Jahre, bevor die Babyklappe am Kreiskrankenhaus eingerichtet wurde, fand man am Bernberg ein Neugeborenes. „Das war damals eine große Sache, dieses Findelkind“, sagt Hein. „Sieben Fernsehsender haben darüber berichtet.“ Dort habe er ebenfalls Hilfe angeboten und die Mutter aufgefordert sich zu melden. Das tat sie dann auch. „Es stellte sich raus, dass das Mädchen sehr jung war und zu einer christlichen Glaubensgemeinschaft gehörte, die sehr streng war.
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Sie hatte Angst, sich zu dem Baby zu bekennen.“ Die Aussicht auf Hilfe habe sie doch dazu bewogen, sich an das Jugendamt zu wenden. „Sie hat sich mit der Familie geeinigt und mit ihr zusammen einen Lösung gefunden.“
Ob es der Psyche der Kinder schadet, zu wissen, dass sie als Kind abgegeben wurden? Hein sagt: „Sicher beschäftigt einen das, aber wenn die Kinder etwa in einer Adoptivfamilie gut aufgenommen werden, wissen sie ja: Ich werde trotzdem geliebt.“