Corona-TrubelBergneustädterin bringt ihr Kind unter besonderen Umständen zur Welt
Gummersbach – Als Fatima Özbag im zeitigen Frühjahr merkte, dass sie mit ihrem dritten Kind schwanger war, machte sie sich Sorgen. „Da fing das gerade an mit Corona“, erzählt die 32-Jährige. „Man wusste noch gar nicht, wie sich eine Ansteckung vielleicht auf das Baby auswirken könnte.“ Eine berechtigte Sorge, bestätigt Dr. Anja Weishap, Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Oberberg.
Gerade kämen erste Studienergebnisse heraus, die eine erhöhte Zahl von Früh- und Totgeburten bei an Covid 19 erkrankten Frauen feststellten. „Bei schwerem Verlauf gibt es eine Vielzahl von Problemen, von der erhöhten Thromboseneigung bis zum Organversagen“, schildert die Klinikdirektorin. Da sei es gegebenenfalls notwendig, aus medizinischen Gründen die Schwangerschaft abzubrechen. „Ich kann allen werden Müttern nur eindringlich raten, sehr gut auf sich Acht zu geben und die Abstandsregeln unbedingt einzuhalten“, mahnt die Ärztin.
Babyglück im Doppelpack
Im Jahr 2019 gab es im Oberbergischen Kreis insgesamt 2571 Geburten und damit 233 mehr als im Jahr 2015. Davon waren, so das Amt für Information und Technik NRW, 52 Zwillingsgeburten. Auch 2018 hatte es 52-mal kleine Oberberger/innen im Doppelpack gegeben. Viermal kamen im Jahr 2019 Drillinge zur Welt. In den beiden Jahren zuvor hatte es in Oberberg jeweils eine Drillingsgeburt gegeben. Damit liegt der Kreis in etwa im Landesdurchschnitt. In ganz NRW kamen 2019 mehr Zwillinge und Drillinge zur Welt als im Vorjahr.
Insgesamt lag der Anteil der Frauen mit Mehrlingsgeburten bei zwei Prozent. Im Jahr zuvor hatte er laut Statistischem Landesamt bei 1,9 Prozent gelegen. Von 167 760 nordrhein-westfälischen Frauen, die im vergangenen Jahr Kinder geboren haben, brachten 3277 Mehrlinge zur Welt. Zweimal bekamen Frauen vier oder sogar fünf Babys. In Oberberg gab es in den vergangenen vier Jahren keine Geburt von Vierlingen oder Fünflingen. (ms)
In Gummersbach habe es derartige Probleme zum Glück bisher nicht gegeben. Vor Kurzem habe allerdings eine erkrankte Frau dort ihr Baby bekommen. „Wir waren gut darauf vorbereitet und hatten schon vorher einen Isolationskreißsaal eingerichtet.“ Dieser hat ein eigenes Badezimmer mit Toilette, ist strikt getrennt von den anderen und steht ausschließlich für Verdachtsfälle bereit. „Wir tragen dort die ganze Zeit Vollmontur, bis nach der Geburt darf niemand den Raum verlassen, und in diesem besonderen Fall darf auch der Vater nicht mit dabei sein“, beschreibt Kreißsaal-Leiterin Jana Schäfer das Vorgehen.
„Nach der Entbindung kommen Mutter und Baby auf die Isolierstation, werden dort aber vom Personal der Wöchnerinnenstation betreut.“ Im Fall der mit Corona infizierten Mutter ist alles gut gegangen. „Das Baby war nicht infiziert“, sagt Weishap. Sie ist froh, dass es bisher keine Infektion des Personals im Bereich der Geburtshilfe gegeben hat. „Die Mitarbeitenden werden regelmäßig getestet und tragen den ganzen Tag FFP2-Masken.“
Besuchseinschränkung kommt jungen Eltern zupass
Gut gegangen sind Schwangerschaft und Geburt auch bei Fatima Özbag aus Bergneustadt. Ehemann Bekir durfte dabei sein, während die beiden älteren Töchter bei den Großeltern waren. „Bei der Ankunft mussten wir beide einen Schnelltest machen“, erzählt Fatima Özbag. Ihr Mann musste die Maske die ganze Zeit tragen, sie durfte sie in der letzten Phase der Geburt absetzen, um die Wehen zu veratmen. „Wir hatten schon im Frühjahr entschieden, die Anwesenheit der Väter zuzulassen“, sagt die Chefärztin.
„Allerdings müssen sie dann die ganze Zeit dabei bleiben und dürfen nicht zwischendurch in der Klinik herumlaufen oder gar nach Hause fahren.“ Auch der Test ist Pflicht für den Vater: „Wer ihn nicht machen will, bleibt draußen.“ Da sei man konsequent. Für die Özbags war das kein Problem. Am Sonntag vergangener Woche um 13.44 Uhr hielten sie ihre 54 Zentimeter große und 3920 Gramm schwere Tochter Leyla im Arm.
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„Schade nur, dass die Geschwister nicht zu Besuch ins Krankenhaus kommen dürfen“, bedauert die Mutter. Besucher sind zurzeit nicht erlaubt, nur der Vater darf täglich bis zu drei Stunden zu Mutter und Baby. „Dass nicht die ganze Verwandtschaft kommt, hat aber auch Vorteile“, findet Stationsleiterin Evelyn Christian. Sie stellt fest, dass sich die Ruhe auf der Station positiv auswirkt auf Mütter und Babys. „Sie haben mehr Zeit miteinander, es gibt weniger Stress, auch mit dem Stillen.“
Wie sich Corona und Lockdown auf die Zahl der Geburten auswirkt? Gerade erst ist im Gummersbacher Krankenhaus das 1000. Baby in diesem Jahr zur Welt gekommen. Dr. Anja Weishap sagt lächelnd: „Allerdings berichten uns die niedergelassenen Kollegen von deutlich mehr Schwangerschaften nach dem Lockdown im Frühjahr. Da kommt was auf uns zu!“