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„Socken im Kühlschrank“Musical-Projekt Oberberg widmet sich wieder der Demenz

Lesezeit 3 Minuten

Schauspieltraining auf Abstand: Schwierig, aber möglich für das Ensemble vom Musical-Projekt Oberberg.

Gummersbach – Etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt. Die Folgen sind für Betroffene und deren Familien oft dramatisch. Angst und Verunsicherung nehmen einen zunehmend großen Raum ein.

Demenz ist ein Thema, auch in Oberberg. Grund genug für Joachim Kottmann, musikalischer Leiter des Musical Projekt Oberberg (MPO), dieses Thema auf die Bühne zu bringen. Die Eigenproduktion wurde 2019 mit großem Erfolg aufgeführt, dann verhinderte die Corona-Pandemie weitere Aufführungen. Auch die Proben fanden eine ganze Weile nur online statt.

Erst kurz vor den Sommerferien konnte das Laienensemble wieder als Gruppe zusammenkommen, mit Auflagen. Kurzerhand wurde das Stück an die aktuellen Schutzbestimmungen angepasst. In einer halbkonzertanten Fassung mit etwas mehr Abstand darf das bewegende und dennoch unterhaltsame Musical nun endlich wieder auf die Bühne vor Publikum. Die letzten Durchlaufproben für die doppelte Besetzung fanden am vergangenen Wochenende statt.

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Das Regieduo Martin Kuchejda und Kathleen Wojahn sind zufrieden. Hier gibt es einen Textpatzer, mal zeigt der Finger in die falsche Richtung. Kleinigkeiten, die bis zur ersten Aufführung am Donnerstag sitzen werden. Aber es ist gar nicht so leicht, auf Abstand zu schauspielen und auch noch Atmosphäre zu erzeugen. Die Musik wird nicht wie 2019 live von einem Orchester gespielt, sondern kommt vom Band. Allerdings mit Live-Begleitung von Kottmann am Klavier.

Die Demenz schleicht sich langsam in Lieses Leben ein

Hauptfigur Liese Lehmann (gespielt von Silke Benninghaus und Eike Sten) ist 73 und verwitwet, als sie zunehmend vergesslicher wird. Man trifft sie mit Pantoffeln im Schreibwarenladen oder findet ihr Notfallhandy im Eisfach. Tochter (Ann-Kathrin Horlitz/Ramona Even) und Schwiegersohn (Mike Weinerowski/Dominik Blumberg) sind besorgt. Ist sie nur unkonzentriert?

Die wahre Erklärung ist eine andere: Die personifizierte Demenzerkrankung Amy-Lloyd Beta (Svenja Schuster), zu erkennen an ihrem knallgrünen Schal, führt immer häufiger Regie in Lieses Leben. Die Nachbarn tratschen: „Die Lehmann wird verrückt!“ Dr. Sieglinde Engels (Marion Kottmann) bestätigt schließlich: „Sie zeigt Anzeichen von Demenz, vielleicht Alzheimer.“ Und empfiehlt einen Platz im Altenheim.

Empathischer Umgang mit schwieriger Krankheit

Immer wieder gibt es echte Gänsehautmomente. Allen Darstellern gelingt es, dieses schwierige Thema mit großer Empathie und viel Liebe zu transportieren. Schließlich bricht für die ganze Familie eine Welt zusammen. Einzig der Seniorenchor „Die Singdrossel“ scheint Liese gut zu tun. „Sie spielt sogar inzwischen Stücke auf der Mundharmonika und blüht total auf,“ freut sich Chorleiterin Christa Holthaus (Alisha Wlodarek). Das Herz ist nicht dement geworden.

Die Vertreter der Versicherung RKVVB, großartig gespielt von Sophie Krischik und Dirk Loh, wollen davon nichts wissen: „Singen ist gefährlich.“ Dabei weiß Chorleiterin Holthaus ganz genau: „Singen ist für ältere Menschen unentbehrlich, denn Singen ist herrlich.“

Ob Liese im Heim landet oder doch zu Hause bleiben darf, ob sie weiter Mundharmonika spielt oder sie in irgendeinem Heim-Sessel verkümmert? Am morgigen Donnerstag und am Samstag, jeweils um 20 Uhr, gibt es die Auflösung in der Halle 32. In einem wertvollen Musical, das in Erinnerung bleibt.

Karten gibt es telefonisch unter (0 22 61) 3003-888, online oder an der Abendkasse für 28/20 Euro.www.halle32.de