MontagskonzerteUkrainische Sängerin zu Gast im Gummersbacher Theater
Gummersbach – Nach einem Wiegenlied zur Einstimmung auf die Melodik ihrer ukrainischen Heimat sang Tamara Lukasheva ein Volkslied. Es erzählt von einer jungen Frau, die beschwingt über Bäche springt und dabei hofft, einmal den Mann fürs Leben zu finden, mit dem sie glücklich sein kann. „Früher habe ich dieses Lied aus dem Blickwinkel einer Frau gesehen“, sagte die Sängerin, „jetzt spüre ich es aus der Perspektive der ganzen Ukraine.“
Eine grandiose Mischung aus Jazz und Folklore erlebten die rund 50 Gäste des zweiten „Bühnenhaus-Montag“ nach der Corona-Pause mit der ukrainischen Sängerin Tamara Lukasheva und dem Jazz-Musiker Matthias Schriefl aus dem Allgäu. Mit dem Ukraine-Benefizkonzert wollen die „Freunde und Förderer Bühnenhaus Gummersbach“ notleidende Menschen in den Kriegsgebieten unterstützen. Vorsitzender Axel Krieger berichtete vor Konzertbeginn von berührenden Abenden, an denen Lukasheva in seinem Bergneustädter Schauspiel-Haus aufgetreten ist: „Ich bin gespannt, was die beiden heute spielen.“
„Ich glaube, dass man die Hoffnung nie ganz verliert“
„Anders als normale Konzerte haben Benefizveranstaltungen auch eine informative Funktion“, erläuterte die 34-jährige Jazzsängerin aus Odessa, die seit mehr als zehn Jahren in Köln lebt. Darum sprach sie auch immer wieder über die Situation in der Ukraine. In einem ihrer eigenen Stücke wechseln sich wehmütige und rhythmische Passagen ab, bei denen sie den Umfang ihrer bis zum Alt reichenden Sopranstimme demonstrierte. „Angst erzeugt Kraft, doch viele wissen gar nicht, welch wunderbare Energie in ihnen steckt“, sagte die Sängerin über den Song.
„Ich glaube, dass man die Hoffnung nie ganz verliert – immer bleibt ein kleines Stück zurück, aus dem sie neu austreiben kann.“ Vor der Pause untermalte Matthias Schriefl die von Lukasheva am Keyboard gesungene ukrainische Nationalhymne mit den dunklen Tönen des Alphorns aus seiner Heimat: „Seit meinem Kontakt mit Tamara verstehe ich, warum den Ukrainern ihre Heimat soviel wert ist.“
Zwischen Trompete, Flügelhorn, Tuba, Euphonium und Akkordeon wechselnd begleitete er die Sängerin, die sich einfühlsam auch in Schriefls Stücke integrieren konnte. In „Winter und Sommer“ beschrieb der Bläser einen Moment Aprilwetter, bei dem es auf der einen Seite seines Hauses geschneit, auf der anderen die Sonne geschienen habe.
Über den Blick eines Babys, das die Mutter verloren hat
Ein „Jodeldiplom“ verdienen konnten sich die Gäste, indem sie sich an den Jodlern von Lukasheva beteiligten, die Schriefl wieder mit dem Alphorn begleitete. Doch danach wurde es schnell wieder ernster, als die Ukrainerin in dem Song „Lullaby for Kira“ den Blick eines dreimonatigen Babys beschreibt, das bei einem Angriff Mutter und Großmutter verloren hat.
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Zum Ende der Benefizveranstaltung warb die Sängerin um Spenden, die für Kinderkliniken in der Ukraine bestimmt seien. Im Eingangsbereich verkauften Schüler der benachbarten Jakob-Moreno-Schule Schlüsselanhänger in den ukrainischen Landesfarben: „Bis jetzt haben wir schon 760 Euro an die Ukraine gespendet.“