GummersbachZwei Künstlerinnen beenden mit abstrakter Kunst die Corona-Pause
Gummersbach – Die Kunst ist ein Kampf um Eigenständigkeit. Und doch bilden sich immer wieder Allianzen. Rike Stausberg (62) aus Gummersbach und Anne von Hoyningen-Huene (36) aus Engelskirchen haben sich zusammengetan, um die Kunstfreunde aus dem Corona-Koma zu holen. Noch bis Ende Juni bespielen sie die erste Ausstellung nach Ende des Lockdowns im „Kunstraum Markt 1“.
Die beiden trennen mehr als 25 Lebensjahre, sonst haben sie einiges gemein. So haben beide in der Corona-Zeit eine Förderung über das Stipendienprogramm des NRW-Kultusministeriums bekommen. Die Ausstellung nebst Begleitprogramm ist gleichsam das Ergebnis dieser Stipendien.
Für Stausberg ist das Geld nicht nur wirtschaftlich bedeutsam in einer Zeit, in der sie keine Ausstellungen und keine Malkurse hatte, sondern sie empfindet es auch als Wertschätzung ihrer Rolle als Künstlerin in der Gesellschaft.
Programm
Die Ausstellung ist geöffnet am heutigen Freitag, 11. Juni, 16 bis 19 Uhr, am Samstag, 12. Juni, 13 bis 17 Uhr, am Freitag, 25. Juni, 16 bis 19 Uhr, am Samstag, 26. Juni, 15 bis 19 Uhr, und am Sonntag, 27. Juni, 15 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 20. Juni, 15 bis 19 Uhr, führen die Künstlerinnen bei einer Midissage durch die Ausstellung.
Für Einzeltermine muss man sich anmelden per E-Mail unter info@ulrikestausberg.de oder annevhh@gmx.de. Gleiches gilt für Stausbergs Lesung am Donnerstag, 24. Juni, 19 Uhr, aus Werken der US-Autorin Jane Roberts (1929 – 1984) und für von Hoyningen-Huenes Online-Filmvorführung am Mittwoch, 23. Juni, 18 Uhr. (tie)
Kunst ist Kommunikation: unsichtbare Fäden in Gummersbach
Beide Künstlerinnen malen abstrakt und gern auf kleinen Formaten, die zu immer neuen Folgen arrangiert werden. Und beide können über ihre Kunst auch reden, was nicht selbstverständlich ist.
Jede Kunst ist Kommunikation, aber in diesem Fall ganz besonders: Alle und alles nimmt miteinander Beziehungen auf – die einzelnen Bilder mit ihren Nachbarn, die Werkgruppe der einen mit der der anderen Künstlerin, die Urheberinnen mit den Betrachtern – bis der ganze Raum von einem unsichtbaren Netzwerk erfüllt ist. Und die Fäden reichen darüber hinaus.
Anne von Hoyningen-Huene hat sich in der Corona-Zeit über ihre Arbeit als Dozentin (unter anderem an der Alanus-Hochschule in Alfter) intensiver mit der Kommunikation über das Internet beschäftigt. Darum gehören zum Rahmenprogramm auch eine Online-Führung und ein Internetvideo, das ihre Arbeitsweise im Osberghausener Atelier anschaulich macht.
Ausstellung in Gummersbach: Arbeiten mit Tusche
In ihrer aktuellen Werkreihe mit dem Titel „Findungen“ hat von Hoyningen-Huene mit schwarzer und blauer Tusche gearbeitet. Die Miniaturen werden mit einer Abdeckung in eine Kreisform gebracht, die dem wild-lebendigen Zusammenspiel von Aquarellpapier und Farbe eine stabile Form verleiht, als blickte man durch ein Mikroskop.
Auch Rike Stausberg malt ganz analog. Die gelernte Grafikerin verwendet neben dem üblichen Mal- und Zeichenwerkzeug immer wieder Stempel und Rubbelbuchstaben, um im verschwenderisch ausgestalteten Kosmos ihrer Bilder rätselhafte Spuren zu legen. „Kein Yin ohne Yang“ war ihr Leitthema. Rike Stausberg sagt: „Das Helle braucht das Dunkle, die Ordnung das Chaos.“ Man möchte hinzufügen: Und die Kunst den Betrachter. Gut, dass diese beiden jetzt wieder zusammenkommen.