Alexandra Maria Linder ist Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht. Die 58-jährige Autorin und Journalistin ist in Gummersbach aufgewachsen und zur Schule gegangen.
LebensrechtAbtreibungsgegnerin sprach bei Empfang des oberbergischen Katholikenrats
Alexandra Maria Linder sagte selbst, es sei ein „hartes Thema“, über das sie sprechen werde. Das war nicht untertrieben, es ging immerhin um ein Thema, das nach Auffassung des Unionsbundestagsfraktionschefs Friedrich Merz „wie kein zweites das Land polarisiert“. Sollen Abtreibungen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen legalisiert werden?
Alexandra Maria Linder ist Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht und hat in dieser Frage eine klare Meinung. Die 58-jährige Autorin und Journalistin lebt heute am Niederrhein, ist aber in Gummersbach aufgewachsen und zur Schule gegangen. So war es für Torsten Wolter, den Vorsitzenden des Kreiskatholikenrats Oberberg, naheliegend, sie als Referentin zum Christkönig-Treffen einzuladen. Der Empfang zum Ende des Kirchenjahres stand unter dem Titel: „Menschenwürde im 21. Jahrhundert – (un)antastbar?“ Thema: die Schutzbedürftigkeit des vorgeburtlichen Lebens.
Oberbergs Kreisdechant würdigt den Menschen als gottgewolltes Wesen
Nach einem aktuellen Vorschlag von Bundestagsabgeordneten der SPD und Grünen sollen Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche legal werden. Die Pflicht zur Beratung bliebe bestehen. Derzeit sind Schwangerschaftsabbrüche laut Paragraf 218 des Strafgesetzbuches rechtswidrig, bleiben aber in den ersten zwölf Wochen straffrei.
Kreisdechant Christoph Bersch eröffnete den Vormittag in der Skybar der Halle 51 auf dem Steinmüllergelände mit einem geistlichen Wort. Der Psalm 139 lehre, dass ein jeder Mensch sich als Gott gewolltes Wesen verstehen dürfe, nicht als Laune der Natur. Und dessen Leben beginne nicht erst mit der Geburt, sondern mit der Verschmelzung von Samen und Eizelle.
Diese Auffassung bekräftigte Linder zu Beginn ihres Vortrags. Andere Definitionen der Wissenschaft nannte sie „willkürlich“. Diese seien Hintergrund für viele bioethische Probleme wie künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft und vorgeburtliche Diagnostik. Die Abtreibungsfrage sei aber „die Mutter aller Debatten“ in diesem Bereich.
Die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs sieht Linder in einem historischen Zusammenhang mit der Eugenik, also einer rassistischen Erbgesundheitslehre, die in der Zeit des Nationalsozialismus mörderische Konsequenzen hatte. Sie sehe überhaupt keinen Grund, Kinder mit Down-Syndrom oder anderen Gen-Defekten an einem potenziell glücklichen Leben zu hindern, sagte die Referentin. Den Befürwortern des Abtreibungsrechts wirft sie ideologische Verblendung vor. Vielen Abbrüchen lägen nichts anderes als instabile Beziehungen und „postmoderne Werte“ wie Geld und gutes Aussehen zugrunde. Die weibliche Selbstbestimmung stoße hier an eine Grenze: „Wenn die Frau schwanger ist, ist sie nicht mehr allein.“
Im Anschluss wurden die Zuhörer gebeten, sich an Stehtischen in kleineren Runden auszutauschen. Ein Podiumsgespräch sorgte danach für die Brücke zur katholischen Praxis in Oberberg. Alexandra Maria Linder, der Krankenhauspfarrer Christoph Schierbaum sowie Vita Oliva (Familienberatungsstelle) und Ralph Thau (Caritas) waren sich einig darin, dass es ihre Aufgabe ist, den Frauen in der Notsituation beizustehen, die sie eine Abtreibung erwägen lässt. Es gelte, den Frauen Ängste zu nehmen und zu helfen, Probleme zu lösen, die oft gar nichts mit der Schwangerschaft zu tun haben.
Diese Beratung sei „lebensbejahend“, aber nicht katholisch voreingenommen, betonten die Berater Vita Oliva und Ralph Thau. Am Ende müssten die Frauen selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen.