Die Gummersbacher Ortschaft Brunohl liegt so tief, dass Hochwasser jedes Jahr zum Thema wird.
BürgerdialogBei einem Deich müssten alle Bewohner in Brunohl mitziehen
Hochwasser in Brunohl oder Vollmerhausen ist seit Jahrzehnten im Aggertal ein Thema und in manchen Kellern ist eine Pumpe völlig normal. Denn immer dann, wenn es tagelang regnet und die Pegelstände der Agger klettern, geht der Fluss zuerst dort über die Ufer. Das liegt vor allem daran, dass Brunohl im Gummersbacher Stadtgebiet der tiefste und damit auch ein neuralgischer Punkt in Sachen Hochwasser ist.
Ob und welche Möglichkeiten es gibt, dem zu begegnen, darüber sprach jetzt die Stadt Gummersbach mit den Anliegern in Brunohl, wie der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner kürzlich im Stadtentwicklungsausschuss berichtete. Auch im Nachhaltigkeitsausschuss in der kommenden Woche wird Brunohl noch einmal thematisiert.
Ein Deichbauwerk ist aber mehr als eine Anschüttung von Erde
Der Gummersbacher Baudezernent berichtete im Gespräch mit dieser Zeitung, dass bei der Bürgerinformationsveranstaltung und auch im Vorfeld immer wieder von einem Deich als möglichem Schutz vor Hochwasser gesprochen werde. So ein Bauwerk sei aber nicht mal eben zu errichten und nicht mit der bloßen Anschüttung von Erdmaterial herzustellen. So eine wasserbauliche Anlage müsse genehmigt und nach dem Bau auch unterhalten werden.
Aus dem Haus des Regierungspräsidenten habe die Stadt das Signal bekommen, wenn Hochwasserschutz, dann auch richtig. Dazu gehörten dann aber auch Belange wie der Naturschutz und, was sicher ein großes Thema werden dürfte, wie Hefner sagt, die Eigentumsthematik. Und am Ende müsse man auch auf dem Plan haben, dass ein mögliches Deichbauwerk in Brunohl zur Folge habe, dass man an dieser Stelle Volumen, sprich Wassermengen wegnehme, die aber dann weiter flussabwärts für die Anlieger dort zu einem Thema würden. „So ein Retentionsvolumen muss dann 1:1 ausgeglichen werden“, erläutert der Technische Beigeordnete.
Deichbauwerk: Unterhalt ist nicht so einfach
Nicht unerheblich sei zudem der Aspekt der Unterhaltung eines solchen Bauwerks. „Tiere buddeln sich ein. Bäume wachsen, das ist alles zu berücksichtigen.“ Wenn man in Brunohl einen qualifizierten Hochwasserschutz bauen würde, müssten die Anlieger sich damit einverstanden erklären, dass eine durchgehende freie Fläche hergestellt werde. Und dafür Grund und Boden zu verkaufen, beziehungsweise auf diesem eine Grunddienstbarkeit für die Schaffung von Hochwasserschutzmaßnahmen eintragen lassen.
Bürger müssen unter einen Hut gebracht werden
Hefners ist nicht sicher, ob es zu erreichen ist, die Bevölkerung bei diesem Thema unter einen Hut zu bekommen. Er betont, dass ein solider Hochwasserschutz auch ein Wertgewinn sein könne. „In Brunohl gibt es da offenbar noch keine Einheit.“ Wenn ja, dann könnte sich die Stadt auch darum kümmern. Ein weiteres wichtiges Thema ist in den Augen des Baudezernten das große Feld des Eigenschutzes eines jeden Anliegers. Das fange bei einer ordentlichen Versicherung an und gehe weiter darüber, dass man keine teuren Dinge im Keller lagere.
In Brunohl habe man nun einmal die kritische Situation, dass das Wasser nicht nur über die Agger in den Ort komme, sondern im Falle eines Starkregenereignisses auch noch den Berg herunter fließe. Das verschärfe die Lage. Wie es weiter geht, hänge auch ein Stück weit von den Anwohnern ab, ob und wie diese sich auf ein Vorgehen einigen könnten. Die Stadt werde das alles gerne begleiten. Klar müsse aber auch sein, dass der Hochwasserschutz nicht zu den Pflichtaufgaben gehöre.