Das Berufskolleg Dieringhausen versteht sich als oberbergisches Fachkraftwerk. Zum 50. Jubiläum stellte es jetzt sein breites Angebot vor.
JubiläumBerufskolleg hat tausenden Oberbergern zu Abschlüssen verholfen
Aus kaum einem anderen Gebäude im Kreis sind so viele Menschen schlauer herausgekommen als sie hineingegangen sind. Viele tausend Oberberger haben in den vergangenen 50 Jahren das Berufskolleg am Ortsrand von Gummersbach-Dieringhausen besucht, sei es im Rahmen ihrer Berufsausbildung oder als Vollzeitschüler. Und nicht wenige der aktuell etwa 1000 jährlichen Abgänger haben am Ende ein Dokument in der Tasche, sei es ein Schulabschlusszeugnis oder der Gesellenbrief.
Rund 2300 Schülerinnen und Schüler gehören derzeit zum Berufskolleg Dieringhausen, vom frisch geflüchteten Asylsuchenden ohne Sprachkenntnisse bis zum angehenden Techniker. 120 Lehrerinnen und Lehrer und weiteres Personal kümmern sich um diese Klientel. 50 Berufsfelder der Bereiche Ernährung/Hauswirtschaft, Sozialwesen und Technik werden hier bestellt. Dadurch wird das Kolleg zum Spiegel der wirtschaftlichen Entwicklung mit all ihren Verwerfungen.
Immer mehr Lehrlinge fahren nach Köln
Früher, als es keine Gesamtschulen gab, hatte das Kolleg viel mehr junge Leute, die dort das Abitur anstrebten. Manche Ausbildungsberufe wie Bäcker sind verschwunden, weil die Klassen irgendwann zu klein wurden. Die verbliebenen Lehrlinge fahren zur Berufsschule nach Köln. Der stellvertretende Schulleiter Klaus Bleiweiß betont umso dringlicher die Bedeutung der ortsnahen berufsschulischen Ausbildung als Standortfaktor und verweist auf die moderne Ausstattung: „Wir sind das Technologiezentrum der Region.“
Das Berufskolleg soll zum einen den Fachkräftenachschub in einer sich rasant verändernden Gesellschaft gewährleisten. Zum anderen soll es den Lernenden aber auch Spaß machen. Wie so etwas gelingen kann, erlebte der Besucher beim Jubiläumsfest am Samstag, bei dem die jungen Leute die Ergebnisse einer Projektwoche präsentierten.
In der Aula gab es viel Anerkennung. Vizelandrat Tobias Schneider, der vor 25 Jahren selbst das Berufskolleg besuchte, lobte „die bunte Vielfalt der Möglichkeiten“, ähnlich positiv äußerten sich Vertreter von Arbeitsagentur, IHK, Kreishandwerkerschaft, Bezirksregierung, Förderverein und Elternschaft. Schulleiterin Beate Eulenhöfer-Mann stellte ihr Haus als „Schule der Chancen“ vor, als durchlässige Schulform, die sowohl sprachliche Erstförderung als auch den Weg zum Bachelor-Abschluss anbietet.
Auf der Bühne wurde eine Veteranin begrüßt, die einst zum ersten Jahrgang gehörte, der 1974 vom Hepel in das neue „gewerblich-hauswirtschaftliche Schulzentrum“ in Dieringhausen umzog. Heidi Tinney (66) kehrte später zurück, um 26 Jahre lang als Hauswirtschaftslehrerin ihre Kenntnisse weiterzugeben. Sie bedauert, dass in ihrer Fachrichtung kaum noch ausgebildet wird. Der Fächerkanon habe sich in 50 Jahren sehr verändert, die Ausbildungszeiten seien verkürzt worden. „Hier herrscht ein irrer Wechsel, weil viele Schüler nur noch ein Jahr bleiben.“
Lob für den Oberbergischen Kreis
Dennoch habe sich das Haus eine persönliche, geradezu familiäre Atmosphäre erhalten, sagt Tinney. Und sie schwärmt von der Ausstattung: „Wir haben hier fantastische Werkstätten. Der Oberbergische Kreis legt viel Wert darauf, dass alles gut läuft. Da kenne ich aus Köln andere Verhältnisse.“
Während am einen Ende des Gebäudes 3D-Drucker rattern, wird am anderen Ende mit Perlen hantiert. Zur Bandbreite des Berufskollegs gehört auch die Erzieherinnenausbildung. In der Projektwoche haben die jungen Frauen einen Kita-Raum eingerichtet. Dort werden nur ausnahmsweise Kinder spielen. Stattdessen dient er der Erprobung der Lernmittel durch die Erzieherinnen.
Darunter auch Material zum Sortieren und Ordnen, wie die sozialpädagogische Leiterin Judith Deichmann erläutert: „Die mathematische Grundbildung ist in der Kita bisher unterrepräsentiert.“ Damit reagiert das Berufskolleg auf die von Wirtschaftsrepräsentanten oft geforderte Stärkung der naturwissenschaftlich-technischen Bildung.
Riona Scholz (19) aus Wiehl-Drabenderhöhe interessiert sich immerhin besonders für Biologie. Die Ausbildung zur Erzieherin nach dem Realschulabschluss kombiniert sie am Kolleg mit der gymnasialen Oberstufe und spart damit zwei Jahre. Kürzlich wurde sie wieder zur Schülersprecherin gewählt. Entsprechend souverän präsentiert sie sich auf der Bühne: „Man fühlt sich hier gehört als Schülervertretung“, lobt Scholz das Berufskolleg, „man hat das Gefühl, etwas bewirken zu können.“ So hat sie erfolgreich angeregt, dass der Schulgarten in der Projektwoche aufgewertet wird. Dort wächst und gedeiht jetzt neues Grün. Ein schönes Symbol für das Berufskolleg in Jubiläumsjahr.
Tag der offenen Tür
Anlässlich des Jubiläums und zum Abschluss einer Projektwoche lud das Berufskolleg am Samstag zu Führungen durch die Werkstätten und Labore ein und präsentierte Mitmachaktionen zum Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Auf der Bühne trat ein Projektchor auf, eine andere Gruppe zeigte schräge Recycling-Mode. Außerdem gab es eine Fotoausstellung, Einblicke in den Schulsanitätsdienst und eine „Stylebox“. Volksbankvorstandsmitglied Jörn Richling prämierte die besten „Mini-Gesellenstücke“ der Tischlermittelstufe. Paul von Preen siegte mit einer Sitzbank vor Johann Thiele mit einem Grammophon und Noah Bergerhoff mit einem TV-Schrank.