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Europa LeagueBeim VfL Gummersbach wird vor dem Spiel acht Stunden geklebt

Lesezeit 5 Minuten
Die Werbeplakate hinter der Sparkassentribüne werden umgeschlagen und hochgezogen.

Thomas Knoblich und sein Team bauen die Schwalbe-Arena für das Europa League-Spiel gegen Toulouse um.

Der oberbergische Handball-Bundesligist empfängt in der Schwalbe-Arena im dritten Spiel der Europa League Fenix Toulouse.

Drei Stunden bevor am heutigen Dienstag das Spiel des VfL Gummersbach in der Europa League gegen Fenix Toulouse angepfiffen wird, nimmt Alexander Finke, VfL-Geschäftsführer Finanzen und Organisation, mit der EHF (European Handball Federation) in Wien Kontakt auf. Mit Fotos zeigt er, dass die Schwalbe-Arena bis auf acht genehmigte Werbepartner auf dem Hallenboden komplett werbefrei ist. Nichts deutet darauf hin, dass die Handball-Bundesliga hier eine Heimat hat.

Dass dem so ist, dafür haben Thomas Knoblich und sein Team am Tag vorher gesorgt. Mit ihm arbeiten Oliver Dabringhausen, Daniel Barth und Jugendhandballer Mats Weber (16), der bei ihm einen Ferienjob hat. Rund acht Stunden dauert es, bis die Halle so ist, wie es die EHF vorschreibt. Die großen Werbebanner hinter der Sparkassentribüne werden eingeklappt nach oben gezogen, die Spannrahmen an den Seiten mit weißen Tüchern abgedeckt und die LED-Wände neben den Spielerbänken entfernt.

Nach dem ersten Europa League-Spiel wurde der VfL Gummersbach gelobt

Dazu muss an allen der rund 60 Treppenstufen der Aggerenergie-Tribüne der Werbeschriftzug überklebt werden, am Zeitnehmertisch wird die Werbetafel herausgezogen, umgedreht und erhält somit das EHF-Zeichen. Auch die Werbeplatten auf der Rückenlehne der Spielerbänke werden überklebt. Damit nicht bei jedem Europa League-Spiel ein Steiger in die Halle gefahren werden muss, von dem aus über den Logen die Werbeschriftzüge der Mieter abgedeckt werden, wurden dort Rollos angebracht, die sich mit Schnüren über die Schriften ziehen lassen.

Haben die EHF-Mitarbeiter die Fotos studiert und keine Beanstandungen, dann bekommt der VfL Gummersbach eine erstmalige Freigabe für die Halle . Im Nachgang zum Spiel gibt es zudem noch eine Bewertung. „Nach dem ersten Spiel sind wir gelobt worden“, sagt Alexander Finke. Vor dem Anpfiff gab es aber auch noch eine kleine Beanstandung, denn unter dem Buzzer war noch ein Sticker mit dem Schriftzug der Daikin-Bundesliga zu sehen – der natürlich lange vor dem Anpfiff abgeklebt wurde.

Der VfL Gummersbach musste auch neue Trikots kreieren

Da die Gummersbacher von dem Zeitpunkt, an dem sie sich für die Europa League qualifiziert hatten, bis zum ersten Spiel gegen SK Sävehof nur vier Wochen Zeit hatten, sei es ein hoher organisatorischer Aufwand gewesen, sagt Finke. Zumal es auch neue Trikots geben musste, da das Logo der EHF verpflichtend auf dem linken Ärmel zu sehen sein soll. Neue grüne Trikots wurden kreiert.

Thomas Knoblich, der sich 2008 mit seiner Firmal TK-Hallenprofi selbstständig gemacht hat, hatte bereits Erfahrungen beim EHF-Championsleague Final Four und dem Europea-League-Finale gesammelt. Bundesweit ist er bei zehn Vereinen für den Bodenaufbau zuständig. Dafür hat er sieben fest angestellte Mitarbeiter und zwölf Nebenberufler.

Thomas Knoblich betrachtet, ob die beiden blauen Platten und das zusammengeschobene EHF-Logo.

Chef Thomas Knoblich tauscht die Werbeplatten am Zeitnehmertisch gegen das EHF-Logo aus.

Er weiß, wie streng die EHF ist, die bei den Einlaufkindern im Final Four die Werbung auf den Schuhen abkleben ließ, weil die die falsche Marke hatten. Neun Stunden arbeiteten er und sechs Mitarbeiter vor dem ersten Europa League-Spiel in der Schwalbe-Arena bis alles den Anforderungen der EHF entsprach. Beim zweiten Spiel gibt es schon ein bisschen mehr Routine.

Zumal Thomas Knoblich und seine Mitarbeiter zuvor auch noch alles herrichten mussten für das Bundesligaspiel am Freitag gegen den ThSV Eisenach. Bei acht verschiedenen Spielen waren sie von Donnerstag an für den Aufbau des Spielfeldes zuständig. Start war bei Zweitligist Dormagen, am Abend folgte die Schwalbe-Arena und über das Wochenende verteilt die Handball-Zweitligisten Ferndorf, der Bergische HC in Wuppertal, die HSG Nordhorn-Lingen und TuSEM Essen. Dazu kamen die Basketball-Bundesliga-Frauen in Leverkusen und die Bayer-Volleys.

Nach dem Spiel folgt der Abbau Bei allem stand neben dem Aufbau auch der Abbau, der beim VfL Gummersbach am heutigen Dienstagsabend noch einmal rund sieben Stunden dauern wird.

Begonnen hat für Thomas Knoblich alles in der Eugen-Haas-Halle, als der damalige VfL-Geschäftsführer Carsten Sauer Anfang der 2000er-Jahre Leute suchte, die den Hallenboden aufbauten. Damals arbeitete Knoblich noch als Energieanlagenelektroniker. Es ging einige Jahre nebenberuflich, auch wenn die Nächte nach den Spielen lang waren. Zum VfL Gummersbach kam Dormagen hinzu.

„Als ich dann morgens um 5 Uhr aus der Köln-Arena kam und um 6 Uhr schon wieder auf der Arbeit sein musste, fiel mein Entschluss, mich selbstständig zu machen“, blickt Knoblich zurück.

„Es sieht schon ein bisschen kahl aus, wenn man jetzt in die Halle kommt“, sagt Alexander Finke. Dafür garantierten dann aber zuletzt die Handballer des VfL Gummersbach und ihre Fans viel Spektakel – egal in welchem Wettbewerb.


EHF Europa League

Für den VfL Gummersbach geht es am Dienstag, 18.45 Uhr, in der Schwalbe-Arena weiter mit dem dritten Spiel der Vorrunde in der Europa League. Mit Fenix Toulouse Handball erwartet der VfL Gummersbach die zweite in der Gruppe H noch ungeschlagene Mannschaft. Am vergangenen Dienstag hatten die Franzosen in Schweden mit 37:31 gegen IK Säverhof gewonnen, während sich die Gummersbacher mit 40:21 in Island gegen FH Hafnarfjördur durch gesetzt hatten. Zum Auftakt stand beim VfL ein 37:35-Erfolg gegen Säverhof und Toulouse startete mit einem 37:30 gegen Hafnarfjördur. Damit führen die Gummersbacher die Tabelle dank des besseren Torverhältnisses an.

VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson beschreibt das französische Team als sehr starke und disziplinierte Mannschaft, die in der Liga bisher nur ein Spiel verloren hat und hinter Paris St. Germain Platz zwei in der französischen Starliga belegt. Für Aufmerksamkeit sorgte die Mannschaft von Trainer Danijel Andelkovic mit dem 35:29-Sieg gegen den HBC Nantes. „Sie sind taktisch gut aufgestellt und spielen eine sehr aggressive 6:0-Abwehr“, sagt der Gummersbacher Trainer über die Gäste. Dazu kämen sehr gute Torhüter. Toulouse stelle eine taktisch gute Mannschaft mit jungen und erfahrenen Spielern,zu denen unter anderem Erwin Feuchtmann gehöre. Der Chilene ist in Gummersbach kein Unbekannter, denn er hatte in der Saison 2017/18 das Trikot des VfL getragen