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Europa LeagueVfL-Handballer Teitur Einarsson zum Heimatbesuch mit Handicap

Lesezeit 5 Minuten
Teitur Einarsson deht seinen rechten Arm.

Gut lachen hatte Teitur Einarsson in der Vorbereitung auf die Saison mit dem VfL Gummersbach.

VfL Gummersbach tritt im zweiten Spiel der Europa League in Reykjavic gegen FH Hafnarfjördur an.

Teitur Einarsson, dem rechten Rückraumspieler des VfL Gummersbach, fällt es schon schwer, verletzt am Spielfeldrand zu sitzen. Wenn dann noch zwei persönlich wichtige Spiele anstehen, ist es besonders bitter für den 26-Jährigen. Das Bundesligaspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt, von der er im Sommer zum VfL gewechselt war, hat er schon überstanden. Jetzt folgt am heutigen Dienstag, 20.30 Uhr, in seiner Heimat Island die Partie gegen FH Hafnarfjördur – mit einem Cousin im Aufgebot und Verwandtschaft auf der Tribüne. Für den VfL ist es das zweite Spiel der Vorrunde in der Europa League.

VfL-Handballer riss sich gegen Leipzig eine Sehne unter dem Fuß

Im Bundesligaspiel beim SC DHfK Leipzig hatte sich Teitur Einarsson im September verletzt, genau einen Angriff nachdem sich Julian Köster das Knie verdreht hatte und vom Platz musste. „Ich bin hart auf meiner Ferse gelandet“, berichtet Einarsson. Zunächst sei er zurückgelaufen, habe noch in der Abwehr gestanden, aber gemerkt, dass es nicht geht. Ein Sehnenriss unter dem Fuß wurde diagnostiziert, mit einer Ausfallzeit von sechs Wochen. Drei hat der 26-Jährige, der wie seine verletzten Mannschaftskollegen Julian Köster und Tom Kiesler mit nach Reykjavik gereist ist, noch vor sich.

Am Dienstagabend bestreitet nicht nur Hafnarfjordur ein Heimspiel, sondern zuvor trifft in der selben Halle ebenfalls in der Europa League Valur Reykjavic gegen den FC Porto an. „Dass es in einem kleinen Land wie Island gleich zwei Mannschaften gibt, die in der Europa League spielen, ist toll“, sagt der 26-Jährige. Dass Island so viele gute Sportler stelle, liege an der Jugendarbeit, die sich die Regierung viel kosten lasse und daran, dass in dem kleinen Land alles so nah beieinander sei.

Teitur Einarsson war auch ein begabter Speerwerfer

Das lässt sich auch an seinem Werdegang ablesen. Mit acht Jahren begann Teitur Einarsson mit Handball, war aber aber auch ein guter Speerwerfer. „Meine Mutter ist Leichtathletiktrainerin, mein Vater Handballtrainer“, erzählt er, dass das Sportgen in der Familie liegt. Wie er sind auch seine drei jüngeren Schwestern gut in den Wurfdisziplinen Speerwerfen, Diskus und Kugel. Seine jüngste Schwester, 2009 geboren, sei ein Supertalent und gehöre zu den Top fünf in der Welt, berichtet Einarsson stolz.

Der Linkshänder legte mit 15 Jahren den Speer zur Seite und entschied sich ganz für den Handball. Mit 16 Jahren spielte er bei den Männern in seinem Heimatverein UMF Selfoss in der Zweiten Liga. 15 Kilometer von Reykjavic entfernt, ist der Verein bekannt für seine gute Jugendarbeit. Die Positionen des Linkshänders waren von Beginn an der rechte Rückraum aber auch Rechtsaußen.

Für die jungen Gummersbacher ist die Doppelbelastung von Europa League und Bundesliga eine Herausforderung

2018 ging es für ihn nach Schweden zu IFK Kristianstadt. Dort spielte er in der Champions League und der Europa League. Im Oktober 2021 wechselte er nach Flensburg. Bevor er im Sommer zum VfL kam, gewann er mit Flensburg die Europa League. Deshalb kann Teitur Einarsson auch einschätzen, wie groß die Herausforderung ist, in der Bundesliga anzutreten und zeitgleich international zu spielen. Für ihn sei die Belastung über die Jahre normal geworden. „Aber wenn du neu bist, ist es viel schwerer“, sagt er mit Blick auf die jungen Gummersbacher, von denen nur wenige bisher solche Erfahrungen gemacht haben. Und die jetzt auch noch auf verletzte Routiniers verzichten müssen.

Der Wechsel nach Gummersbach sei der richtige Schritt gewesen, sagt Einarsson. VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson kannte er bereits aus der gemeinsamen Zeit in der Nationalmannschaft, in der der 26-Jährige 2018 sein Debüt gab. „Wir möchten jedes Spiel gewinnen und wir haben auch die Möglichkeit dazu“, sagt der Rückraumspieler über seine neue Mannschaft, die ganz dem Charakter ihres Trainers entsprechend, immer 120 Prozent geben möchte. „Wir trainieren jeden Tag hart dafür, so weit wie möglich zu kommen.“

In Gummersbach lebt er mit seiner Freundin, die Basketballerin war und bei Iceland Air im Finanzwesen arbeitet. Gummersbach gefalle ihm, da es eine kleine Stadt mit schöner Natur drumherum sei. Zudem spiele der Handball eine große Rolle. Als Ausgleich spielt er gerne Golf.

„Es ist schwerer, Spiele von außen zu betrachten, als sie zu spielen“, sagt Einarsson und zählt schon die Tage, bis er wieder dabei sein kann. Wenn er noch weiter in die Zukunft blickt, dann möchte er einen Pokal gewinnen und zu einem noch kompletteren Handballer werden. Da er oft der einzige Linkshänder in der Mannschaft gewesen sei, habe er viel im Angriff gespielt. Jetzt möchte er in der Abwehr nachziehen, auch um bessere Chancen in der isländischen Nationalmannschaft zu haben.


Europa League

Die Anwurfzeit sei brutal, sagt Gudjon Valur Sigurdsson, Trainer der Handballer des VfL Gummersbach, vor dem Spiel bei FH Hafnarfjödur. Die zweite Partie in der Europa League wird in Reykjavik am heutigen Dienstag, 20.30 Uhr angepfiffen, in deutscher Zeit ist dann schon 22.30 Uhr. Keine leichte Aufgabe für die VfL-Handballer.

Das Europa-League-Spiel ist eins von zweien an diesem Tag in der Sporthalle in Reykjavik, in der FH Hafnarfjördur sein 95-jähriges Jubiläum feiert. Zuvor tritt Valur Reykjavic gegen den FC Porto an. „Es gibt ein Riesenrahmenprogramm“, erklärte Sigurdsson vor der Abreise in sein Heimatland. Die Handballer von FH Hafnarfjördur sind isländischer Rekordmeister. Bekanntester Spieler ist Aron Palmarsson, der mit Kiel zweimal die Champions League gewann, bei Veszprem und dem FC Barcelona spielte. Bei der 30:37-Niederlage gegen Fenix Toulouse Handball hatte Palmarsson aber ebenso verletzt gefehlt wie der spielende Co-Trainer Olafur Gustafsson.

Nach dem Spiel geht es für die Gummersbacher Handballer noch in der Nacht zum Flughafen, um über Kopenhagen nach Düsseldorf und von dort nach Gummersbach zurückzukehren, wo am Freitag, 19 Uhr, das Bundesligaspiel gegen den ThSV Eisenach angepfiffen wird. Dafür gibt es nur noch Restkarten.