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Kaum bekannter RassismusFachtag in Gummersbach widmete sich den Sinti und Roma

Lesezeit 2 Minuten
Ein Blick in den Tagungssaal.

In einem Vortrag blickt Sarah Tsehaye zurück in die Geschichte des Rassismus gegenüber Sinti und Roma.

Woran erkennt man Rassismus gegen Angehörige der Sinti und Roma? Das war Thema eines Fachtags in Gummersbach.

Eine wichtige Erkenntnis: Das Thema braucht mehr Zeit, der Informationsbedarf ist groß. Der Workshop war Teil des Projektes „Oberberger Brücken 2.0“, das durch die gemeinnützige Gesellschaft Vermitteln, Schulen, Beraten (VSB) in Kooperation mit den Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven durchgeführt wird. Dabei werden zum einen wohnungslose Menschen durch die Diakonie unterstützt. Zu anderen gibt es Hilfe für zugewanderte EU-Bürgerinnen und EU-Bürger. Als Kooperationspartner war außerdem der Kölner Verein „Rom“ mit dabei.

Bei der Beratung von Migranten kommt das Thema regelmäßig auf

„Wir haben den Fachtag organisiert, da im Rahmen unserer Beratungstätigkeit mit Migrantinnen und Migranten immer wieder das Thema Roma und Sinti aufkommt“, erklärt Vivian Sticher, Projektverantwortliche der VSB. In Deutschland sind Roma und Sinti eine als nationale Minderheit anerkannte Bevölkerungsgruppe, die seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Europa beheimatet ist.

Im Workshop ging es darum Interessierte zu sensibilisieren, Rassismus gegen diese Personengruppe zu erkennen, aufzudecken und ihm zukünftig entgegenzuwirken. Mit dabei waren unter anderem eine Hebamme, Vertreter des Kommunalen Integrationszentrums und des Gummersbacher Jugendamtes.

Der Rassismus wurde nicht erst in der NS-Zeit spürbar

Als Vortragende führten Sarah Tsehaye, Projektleiterin des Vereins Rom und Vorstandsmitglied Ruždija Sejdović in das Thema ein. Sie blickten zurück in die Geschichte, die zeigt, dass Rassismus gegenüber Roma und Sinti nicht erst in den Zeiten des Nationalsozialismus spürbar wurde. So erläuterte Sarah Tsehaye: „Es gibt in dieser Geschichte viel Leid, wenig Wiedergutmachung, aber auch sehr große Resilienz innerhalb der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen.“ Wichtig sei es, auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und Kommunikation aktiv zu suchen. Ruždija Sejdović erinnerte an den dreitägigen Bettelmarsch von Köln nach Düsseldorf im Jahr 1990, als hunderte von der Abschiebung bedrohte Roma für ihr Bleiberecht protestierten. „Erst da wurden wir mit all unseren Problemen und Nöten sichtbar“, erinnert er sich.

Doch genau diese Probleme und Nöte seien bis heute nicht sichtbar genug, befanden die Teilnehmenden des Workshops. Es fehlt vor allem an Informationen über die Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma.

So war zum Schluss der fünf informativen Stunden allgemeiner Konsens, dass es mehr Austausch braucht, mehr Gelegenheit, Fragen zu stellen, um die die Lebenswirklichkeit von Roma und Sinti kennenzulernen.

Deswegen soll es voraussichtlich im kommenden Jahr einen weiteren Fachtag zum Thema geben, kündigte Vivian Sticher an.