Gegen den MüllGummersbach kooperiert mit Kölner „Höhle der Löwen“-Start-up Vytal
Mehrweg statt Einweg: Mit dem aus der „Höhle der Löwen“ bekannten Kölner Unternehmen Vytal als Partner will die Stadt Gummersbach der Vermüllung der Innenstadt durch gedankenlos weggeworfene Essensverpackungen und Bubble-Tea-Becher ein Ende bereiten. Ab dem 1. Januar ist das Angebot von mindestens einer Mehrwegverpackung beim Außer-Haus-Verkauf für Gastronomiebetriebe mit mehr als fünf Mitarbeitern und einer Fläche von mehr als 80 Quadratmetern bundesweit Pflicht.
Wie die Stadt nach einer Eingewöhnungsphase auf Verstöße reagiert, scheint aber noch nicht wirklich abgesprochen zu sein im Rathaus, wie bei einer Pressekonferenz am Donnerstag deutlich wurde. Formal zuständig wäre das Umweltamt des Oberbergischen Kreises, wie Stadtsprecher Siegfried Frank auf Nachfrage dieser Zeitung sagt. Auch einen Mehrweg-Ersatz für die in der Vergangenheit immer wieder gescholtenen Bubble-Tea-Becher gibt es zum Start am 1. Januar noch nicht. Dieser sei aber in der Entwicklung, hieß es.
Vermüllung der Innenstadt wurde immer größer
Bürgermeister Frank Helmenstein machte die Bedeutung des Themas aus seiner Sicht deutlich: „Das ist für mich einer der wichtigsten Termin in diesem Jahr“, sagte er. Helmenstein erinnerte daran, dass auf seine Initiative hin zu Beginn des Jahres eine entsprechende Arbeitsgruppe gegründet worden ist. Diese habe sich in Köln die Firma Vytal angeschaut und Lokalitäten besucht, in denen Mehrweggebinde des noch jungen Unternehmens eingesetzt werden. Auslöser war die immer größer werdende Vermüllung der Innenstadt gerade an den Wochenenden durch To-go-Verpackungen. Die „Vermüllung des Stadtgebietes“ habe ihn „kolossal geärgert“, sagt der Rathauschef.
Ein wenig stolz ist Frank Helmenstein nun darauf, dass Vytal als Anbieter von Mehrweggeschirr auch in einer eher kleinen Stadt wie Gummersbach eingestiegen ist.
Und wie funktioniert das System? Citymanager Uwe Gothow erläuterte das Prinzip: Ein Gastronom stattet sich mit den erforderlichen Gefäßen bei Vytal aus und bekommt diese bis 15. November kostenlos, wer danach mitmacht, zahlt eine Anmeldegebühr. Nachdem ein Gastronom ein Gefäß mit Essen oder Getränken befüllt und den QR-Code gescannt hat, ist der Kunde an der Reihe. Wenn er das Essen abholt, scannt auch er das Behältnis über eine App auf seinem Smartphone, so dass der Gastrobetrieb von Vytal mit einer Gebühr belastet wird. Je nach Gefäß sind das 10 bis 30 Cent.
Bis zu diesem Zeitpunkt entstehen dem Kunden noch keine Kosten. Das ändert sich erst, wenn dieser nicht binnen 14 Tagen seine Gefäße in einem der teilnehmenden Gastrobetriebe wieder abgibt.
Mit Smartphone und App
Bei einer angenommenen Nutzung von 1000 Durchgängen für zum Beispiel einen Kaffeebecher sei das System klar nachhaltiger als jedes Einweggeschirr und rechne sich auch, heißt es. Und wer kein Smartphone mit App hat oder verwenden will, hat eine sogenannte „Offline-Karte“ als Alternative.
Freiwilligkeit hin oder her: Den handelnden Personen ist es wichtig, dass die Nutzer zu dem Schluss kommen: „Das ist es.“ Mit Vytal habe man einen Partner, der auch bei den Gefäßen auf die Bedürfnisse der Gastronomie eingehen und sein Angebot erweitern wolle.
Werdegang
Im Jahr 2019 gründeten Sven Witthoeft und Dr. Tim Breker das Unternehmen Vytal in Köln. Ihre Hauptmotivation ist es, einen Beitrag zur Lösung der Ressourcenverschwendung zu leisten und ein nachhaltiges Konsumverhalten anzuregen. Im September 2020 wurde Vytal durch die VOX-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ deutschlandweit bekannt. Vytal betreibt mittlerweile Europas größtes digitales, pfandfreies Mehrwegsystem für Mitnahme- und Lieferessen.