Installation zum „Tag gegen Gewalt an Frauen“ sorgt in Gummersbachs Einkaufszentrum für Aufsehen
AktionWarum im Forum Gummersbach 133 Paar Schuhe stehen
Es ist ein Samstagnachmittag, zahlreiche Menschen schlendern durch das Forum-Einkaufszentrum auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände, um Besorgungen zu machen. Doch die meisten halten plötzlich inne, bleiben stehen und betrachten die mehrere Dutzend auf dem Boden platzierten Paar Schuhe.
Manche sind mit Kurzgeschichten versehen. So erfährt man von Lisa, die mit 36 Jahren von ihrem Mann mit einem Hammer erschlagen wurde, weil sie das Haus ohne seine Erlaubnis verlassen hat. Und von Alev, 24 Jahre alt. Sie wurde von ihrem Freund erwürgt, weil er glaubte, sie würde ihn betrügen.
Zwei Opfer stammen aus Oberberg
Ein Schild an einer bekleideten Schaufensterpuppe erklärt, was es mit den Schuhen auf sich hat: „133 Frauen sind im Jahr 2022 durch häusliche Gewalt gestorben — das sind ihre Schuhe!“ Zwei der 133 Paar Schuhe stehen für Frauen aus dem Oberbergischen Kreis.
Anlässlich des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen hatte sich der Fachdienst „Frauen“ (Frauenberatungsstelle, Gewaltschutzberatung und Frauenhaus) des Caritasverband für den Oberbergischen Kreis mit einem Informationsstand im Forum platziert, um für das Thema zu sensibilisieren und die Arbeit des Fachdienstes und seine Mitarbeiterinnen vorzustellen.
Nicole Schneider erläutert: „Die 133 Schuhe stehen für 133 Frauen, die diese Schuhe nicht mehr tragen können, weil sie aufgrund von häuslicher Gewalt gestorben sind.“ Die Fachdienstkoordinatorin der Caritas sagt: „Es ist provokant, aber das ist beabsichtigt. Wir möchten, dass diese Frauen nicht vergessen werden und aufzeigen, dass häusliche Gewalt auch in unserer Gesellschaft völlig unabhängig von Herkunft, Religionszugehörigkeit oder Bildung, leider immer noch zum Alltag von Frauen gehört.“
Die Provokation funktioniert, viele Passanten verlangsamen den Schritt beim Anblick der Schuhe und schauen bewusst hin. „Die Reaktionen reichten von verständnislosem Schulterzucken über Kopfschütteln bis hin zu betroffenen Gesichtern“, hat Schneider beobachtet.
Es habe auch viele Nachfragen gegeben. „Unter anderem wurde bezweifelt, dass solch eine Aktion etwas bringt. Das bejahen wir ausdrücklich, denn allein durch die Tatsache, dass die Menschen stehenbleiben, gucken und lesen, was manchen Frauen widerfahren ist, haben wir schon eine Menge erreicht“, sagt Schneider.
Caritas-Fachteam Oberberg hilft Frauen
Aufgabe des Caritas-Fachteams sei es, über das Thema aufzuklären, die Problematik öffentlich zu machen und dahingehend zu sensibilisieren, dass nicht weggeschaut, sondern einer von Gewalt betroffenen Person geholfen wird.
Mit diesem Ziel leistet Schneider auch Aufklärungsarbeit an den oberbergischen Schulen. „Es müssen nicht die Mädchen selbst sein, auch die Tante, Cousine, Schwester, Freundin oder eine Nachbarin kann betroffen sein. Wir erklären den Schülern, wohin sich eine von Gewalt betroffene Person wenden kann.“