Die Gummersbacher Grünen hatten einen Stand organisiert, an dem die Stromerzeugung durch Kernenergie symbolisch zu Grabe getragen wurde.
Es gab auch WiderspruchGummersbachs Grüne feierten auf dem Lindenplatz den Atom-Ausstieg
Mit den Umfragen ist das so eine Sache. Nach dem Reaktorunglück von Fukushima waren weit über 70 Prozent der Deutschen für den Atomausstieg, doch jetzt, da die bundesdeutschen Meiler nun sämtlich abgeschaltet sind, wäre laut aktueller Umfragen fast der gleiche Anteil der Bevölkerung für einen Weiterbetrieb.
Doch es gibt auch jene, die das Ende der Atomkraft sogar feiern, wie beispielsweise die Grünen in Gummersbach um ihren Sprecher Lothar Winkelhoch. „Ich hatte diese verrückte Idee das Ergebnis zu feiern, für das wir – gerade auch als Grüne – viele Jahre gekämpft haben.“
Stromerzeugung durch Kernenergie wurde symbolisch zu Grabe getragen
So hatten die Gummersbacher Grünen am Samstag auf dem Lindenplatz einen Stand organisiert, an dem die Stromerzeugung durch Kernenergie symbolisch zu Grabe getragen wurde. Ja, man konnte die Meiler sogar aufessen: Butterkekse auf denen mit Zuckerguss (politisch korrekt:) „Schoko“-Küsse und Waffelröllchen drapiert waren, wurden von den Grünen gereicht, zudem gab’s Sekt zum Anstoßen.
Allerdings stieß die Aktion nicht auf die ungeteilte Freude der Gummersbacher Passanten. Während der eine oder andere kopfschüttelnd das Weite suchte oder gar ein „Schwachsinn!“, vor sich hin grummelte, suchten einige auch die direkte Konfrontation und Diskussion mit den Veranstaltern dieser unter dem Banner des „Atomkraft-Nein-Danke“-Smileys zelebrierten Festivität.
Und das war nicht immer einfach, auch nicht für den neuen Kreissprecher der Grünen, Julian Münster, der mit dem Verweis auf die Halbwertszeit radioaktiver Abfälle, die bis zu einer Million Jahre lang noch strahlen, bei einer Dame gar nicht landen konnte. Sie war auf die Formel „Kernenergie ist sauber und preiswert“ fixiert und ließ sich in ihrer mit Vehemenz vorgetragenen Meinung auch gar nicht beirren.
Aus Sicht zumindest der Gummersbacher Grünen war die nun abgeschlossene Atom-Episode teuer und ist bis in unvorhersehbare Zukunft hinein gefährlich. Die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung, das kompromisslose und vor allem unversöhnliche Streiten, führt Lothar Winkelhoch wesentlich auf die Einflussnahme durch die sogenannten sozialen Medien zurück, denen er persönlich ganz bewusst fern geblieben sei und fern bleiben werde.
Seine Befürchtung, es könne auf dem Lindenplatz Attacken gegen die Feier der Grünen geben, war unbegründet: Es blieb beim Disput.