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Halle 32Kräutertipps bis Kommunalpolitik: Ein Besuch beim Oberbergischen Frauentag in Gummersbach

Lesezeit 3 Minuten
Gruppenfoto der 13 oberbergischen Gleichstellungsbeauftragten mit dem Gummersbacher Bürgermeister

Beratung an rund 50 Ständen hatten Oberbergs Gleichstellungsbeauftragte (hier mit Bürgermeister Frank Helmenstein) organisiert.

In Gummersbach fand am Donnerstag der zweite Oberbergische Frauentag statt. Das Programm hatte es in sich.

Gerade einmal 32 Prozent der Abgeordneten im neuen Deutschen Bundestag sind weiblich, obwohl Frauen bei der Wahl im Februar 52 Prozent der Wahlberechtigten stellten. Und trotzdem wäre selbst diese Quote in manchem oberbergischen Parlament rekordverdächtig. Mehr weibliche Teilhabe an der Kommunalpolitik war denn auch ein Schwerpunktthema beim Oberbergischen Frauentag, der am Donnerstag zum zweiten Mal in der Halle 32 stattfand, ausgerichtet von der Arbeitsgemeinschaft der oberbergischen Gleichstellungsbeauftragten (AG).

Gummersbachs Bürgermeister kam zur Eröffnung

„Jeder gemeinsame Kaffee, jedes Gespräch, das Ihr führt, und jedes Netz, das Ihr heute spannt, bringen uns ein Stück weiter“, sagte AG-Sprecherin Nina Sommer, die den Aktionstag mit rund 50 Ausstellern, sieben Stunden Programm und zwei Dutzend Workshops zusammen mit Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein eröffnete. Ohne Zögern stimmte der Rathauschef aus der Kreisstadt zu: „Frauen tun der Politik gut, sie stehen regelmäßig für ausgewogene Entscheidungen.“

Szene an einem Beratungsstand

Von der Pflege über die Rente bis zum Gesundheitskurs: Rund 50 Aussteller informierten am Donnerstag in der Gummersbacher Halle 32.

Gleich vor der Bühne informierten Vertreterinnen der Parteien über konkrete Möglichkeiten. Frauen engagierten sich in hohem Maße fürs Ehrenamt, bei den politischen Ämtern gebe es aber kurioserweise eine Art Barriere, berichteten Elisabeth Dusdal und Iris Tietz vom Vorstand der Frauen-Union Oberberg. Mögliche Gründe? „Frauen wollen seriös wirken, haben oft Zweifel an ihrem Auftreten. Männer machen einfach“, hat Tietz beobachtet. Außerdem stellte sie fest: Trotz jüngstem Zuwachs an jungen Frauen in Oberberg und speziellen Coachingprogrammen der NRW-CDU seien etwa die Grünen bei der Parität schon einen Schritt weiter als die Christdemokraten.

Frauen wollen seriös wirken, haben oft Zweifel an ihrem Auftreten. Männer machen einfach.
Iris Tietz vom Vorstand der Frauen Union Oberberg

Dieses Lob nahm Grünen-Landratskandidatin Bernadette Reinery-Hausmann am Nachbarstand gerne entgegen. Auch sie betonte, dass – unabhängig von der Parteifarbe – gemischt geführte Teams erwiesenermaßen erfolgreicher seien als reine Männergruppen.

Reichlich Auswahl gab es jedenfalls auch abseits politischer Themen: Die Besucherinnen konnten sich über speziell auf Frauen zugeschnittene Modelle der Altersvorsorge, den Wiedereinstieg in den Job sowie den Umgang mit Kinderlosigkeit und den Wechseljahren genauso informieren wie über neue Frisurentrends und Gesundheitskurse.

Szene vom Frauentag Oberberg in der Halle 32.

Gleich vor der Bühne informierten Vertreterinnen der Parteien über konkrete Möglichkeiten.

Unter knallgrünem Pavillon fiel die Brustkrebs-Selbsthilfegruppe aus Nümbrecht auf. Marianne Kretschmar und Peggy Naujoks, vor Jahren selbst betroffen, berichteten, dass erkrankte Frauen im Oberbergischen früher oft vergeblich nach Hilfsangeboten gesucht hätten. Meist wurde der Wunsch nach Austausch von finanziellen Sorgen überlagert, mögliche Anlaufstellen waren weit entfernt. Als nach wie vor einzige Brustkrebs-Selbsthilfegruppe Oberbergs helfen sie heute mit Workshops, Ratschlägen und manchmal einfach nur mit einem offenen Ohr.

Für die Regionalgruppe der Initiative „Omas gegen Rechts“ kritisierten Vera und Renate, dass derjenige, der demokratische Werte missachte, häufig zugleich auch auf Frauenrechte pfeife – das Duo setzte auf der Messe auf den persönlichen Kontakt. Viel los war auch beim Opferschutz der Polizei. Dort betonte etwa Nadin Kreißl, dass die Gewalt gegen Frauen oft psychisch sei und dazu auch bis in die vornehmsten Kreise verbreitet.


Protestaktion gegen Frauenmorde: Mit einer Mahnwache inklusive Protestschildern und Blumenkranz haben Mitglieder des Arbeitskreises „Grüne Frauen Oberberg“ am Donnerstagnachmittag in der Gummersbacher Fußgängerzone gegen Femizide, also die Tötung von Frauen wegen ihres Geschlechts, protestiert. Sarah Hanuschik las dabei die Namen von Opfern vor, die in Hamburg, Stuttgart, Dortmund und Berlin von ihren aktuellen oder früheren Partnern, getötet worden sind.

Trauerfeier der Gruenen zum Femizid in der Fußgaengerzone in Gummersbach

Vor der Alten Vogtei wurde am Donnerstagnachmittag protestiert.

Bei der Gesamtzahl berief sich die Gruppe auf die Statistik des Bundeskriminalamtes, nach der es 2023 genau 360 Opfer gab, also beinahe jeden Tag einen Femizid in Deutschland. Bei weiteren knapp 1000 Frauen gab es einen Tötungsversuch. Von der Politik forderten die Frauen härtere Strafen und besseren Schutz, etwa durch Frauenhäuser, und mehr Geld für Hilfsangebote. Das Thema gehe jeden an, sagte Hanuschik. „Femizide sind eine Schande für unsere gesamte Gesellschaft.“