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Konzentrierter SarkasmusDieter Nuhr traf den Nerv der Gummersbacher

Lesezeit 3 Minuten
Dieter Nuhr beim Auftritt in der Gummersbacher Schwalbe-Arena.

Dieter Nuhr (64) kommentierte in gewohnter Form Entwicklungen und Ereignisse des Jahres und traf damit den Nerv des Gummersbacher Publikums.

Seltsamen Verschiebungen in unserer Wahrnehmung kommt Dieter Nuhr am ehesten mit Sarkasmus bei. Zum Beispiel letzten Freitag in Gummersbach.

Das Jahr 2024 lässt uns verwirrt zurück. War das Ende der Ampel ein Skandal oder eine Erlösung? Warum ist der knopfäugige Onkel Habeck immer noch beim Volk beliebt, obwohl er schon so viel Steuergeld versenkt hat? Hat der Bundesgesundheitsminister seinen Amtssitz im Fernsehstudio?

Wenn Dieter Nuhr mit seinem bissigen Witz auf Politik und sonstiges Weltgeschehen blickt, dann kriegt so manche Berühmtheit ihr Fett weg. Am Freitagabend beleuchtete der Meister des leisen Sarkasmus' in der gut gefüllten Schwalbe Arena in Gummersbach seine Sicht auf das Zeitgeschehen.

Trauma oder Paarungsritual?

Zuerst wird es weihnachtlich. Doch kann man heute noch unbeschwert feiern, wenn man bedenkt, dass Jesus ein Jude war? War er wirklich ein Mann oder vielleicht eher eine bärtige Frau? Nuhr macht kein Geheimnis daraus, dass er von Gendern und Geschlechterdiversität nicht viel hält. „Früher haben wir eine Person mit Vagina als das angesehen, was sie unserer Erfahrung nach war: eine Frau.“

Heute könne man das nicht mehr so einfach behaupten. Und wenn jugendliche Jungs die Mädels im Schwimmbad ins Wasser schubsen, sei schnell von Traumaverdacht und toxischer Männlichkeit die Rede statt von einem Paarungsritual bei Heranwachsenden.

Es wird auf der Welt doch schon genug geschossen, das geht gar nicht!
Dieter Nuhr zitiert Eltern, die den Startschuss beim Laufen abschaffen möchten.

Immer wieder sind Nuhrs Beobachtungen gepaart mit Fassungslosigkeit. „Wie naiv wir waren . . .“, stellt er des Öfteren fest. „Als wir Hitzefrei einfach als schön empfanden und noch nicht automatisch vom Klimawandel die Rede war.“ Wenn Sportlehrer bei Wettbewerben früher den Startschuss nutzen.

Die Eltern würden heute auf die Barrikaden gehen: „Es wird auf der Welt doch schon genug geschossen, das geht gar nicht“. Überhaupt sollten sich die Kinder laut Nuhr keinen sportlichen Wettkampf mehr liefern, sondern lieber laufen, wo und wie es ihrem Gefühl entspräche. Die Eltern könnten sie ja dann mit dem SUV irgendwo abholen. Ironischer geht es nicht.

Übertreibt Nuhr maßlos oder denkt er einfach die aktuellen Entwicklungen bis zum Ende? Jedenfalls spricht er aus, was viele im Publikum denken und erntet einen Lacher nach dem anderen. Mit feinem Wortwitz nimmt er sich den Themen an. Ob in Elternaugen hochbegabte Kinder, Homöopathie oder Künstliche Intelligenz: Der Satiriker ist nicht zimperlich mit seiner Gesellschaftskritik.

Keinen Plan, wer Kanzler wird

Bei der Zugabe beweist Nuhr seine Schlagfertigkeit. „Ich bin mit meinen Themen jetzt durch, haben Sie noch Fragen?“, wendet sich der Comedian ans Publikum. „Wer wird Kanzler oder Kanzlerin?“, kommt prompt eine Frage von einem Zuschauer. „Sie verwechseln da was, ich bin Comedian, kein Hellseher“, kontert Nuhr. Und so wirklich festlegen mag er sich auch nicht, findet er doch zu jedem Kandidaten reichlich Kritikpunkte.

Nach rund zwei Stunden, gefüllt mit hochkonzentriertem Sarkasmus, entlässt Dieter Nuhr sein Publikum. Er hat die Probleme der Welt nicht gelöst. Aber er hat gezeigt, dass man sie lachend einfach besser ertragen kann.