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Lesung in GummersbachKrimiautor Andreas Storm schreibt über Ausflüge nach Oberberg

Lesezeit 4 Minuten
Ein Porträt des Autors, ein Mann mit Brille und Bart.

Andreas Storm stellt in Gummersbach seine Krimireihe vor.

Andreas Storm lässt in seine Kriminalromane auch mal Jugenderinnerungen einfließen. In Oberberg hat er einen prominenten Cousin.

Wenn Andreas Storm an Oberberg denkt, denkt er an Waffeln und Kakao, an Rehkitze und Naturidyll. Er denkt auch an ein altes Schaukel-Karussell, auf dem man für zehn Pfennige Kreise drehen konnte und für einige Zeit die graue Großstadt-Tristesse und den Nachkriegsmuff vergaß.

Solche Szenen seiner Kindheit sind es, die der Autor in seinen ersten Kriminalroman „Das neunte Gemälde“ hat bildreich einfließen lassen: die Ausflüge der Familie in den späten 60er und frühen 70er Jahren in das Ausflugslokal „Bergische Schweiz“ im Westen der Gemeinde Engelskirchen. Im Roman heißt es: „Das am Hang liegende und rückseitig von dichtem Tannenwald eingerahmte Kleinod erfreute sich großer Beliebtheit bei Ausflüglern, die dem geschundenen Nachkriegs-Köln […] entfliehen wollten.“ Andreas Storm hat diese Tradition, sonntags die Bergische Schweiz zu besuchen, mit der eigenen Familie später fortgeführt.

Hauptfigur in den Kriminalromanen ist ein Bonner Kunstexperte

In Bensberg 1964 geboren, dort und in Köln-Buchforst aufgewachsen, heute in Hoffnungsthal lebend, ist Andreas dem Kölner Umland treu geblieben: Nach seiner Ausbildung zum Werbekaufmann, einigen Aufenthalten im europäischen Ausland, leitet er heute eine Marketing-Agentur. Aber letztlich sind es immer wieder die, auch berufsbedingten, Reisen, die ihn begeistern, die Eindrücke, die ihn formen und die eine Idee in ihm wachsen lassen: all diese wunderbaren Inspirationen in Romane verpacken, spannend erlebbar machen.

Es sollten keine Thriller werden, aber Kriminalromane. Irgendwas mit Kunst, verknüpft mit Politik und Geschichte, garniert durch Wein und Kulinarik. So entstand in seinem Kopf die Figur des Dr. Lennard Lomberg, renommierter, internationaler Kunstexperte aus Bonn. Schlüsselerlebnis war ein zufällig entdeckter Internet-Artikel über ein historisches Ereignis aus den 40er Jahren, der Mythos um die Gemäldeverbrennung durch die Nazis am Pariser Jeu de Paume.

Andreas Storm: Autobiografische Reflexe führen ihn auf Köln zurück

Storm war angefixt – und entwickelte eine spannende Story um Lomberg, seinen Freund Sir Peter Barrington und Kriminalrätin Sina Röhm. Mit „Das neunte Gemälde“ war der Aufschlag gemacht für eine Serie. Es folgte „Die Akte Madrid“, der dritte Band ist gerade in Arbeit. Storms mittlerweile bewährtes Rezept für Plot, Settings und Figuren: Man nehme zeit- und kunsthistorische Fakten, platziere einen fiktionalen Krimi-Plot an selbst bereisten Schauplätzen und garniere die Story mit eingestreuten kulinarischen und önologischen Sidekicks. „Ganz ohne autobiografische Reflexe geht's übrigens nicht“, schmunzelt Andreas Storm mit Blick auf seinen Protagonisten Lomberg, der, wie er meint „am Reißbrett entstand“, jedoch ganz bewusst nicht in Köln, sondern in Bonn zu Hause ist.

Apropos: Persönliche Spiegelungen finden sich vor allem in Storms Auftaktroman. „Ich bin einem strukturell überalterten Familienverbund groß geworden“, erinnert sich der Schriftsteller. „Meine Mutter war das jüngste von acht Kindern einer Kölner Familie“, der Vater Spross einer hanseatischen Kaufmannsfamilie aus Norddeutschland. „Ich habe unzählige Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins.“ Einer dieser Cousins ist übrigens Jochen Hagt, Landrat des Oberbergischen Kreises.

Kriegserfahrungen der Kölner Familie sind eine Quelle

Erinnerungen an die Vertreter der Kriegsgeneration in der eigenen Familie und deren bildhafte Schilderungen teils dramatischer Erlebnisse bildeten eine reichhaltige Inspirationsquelle. Kaum weniger die Schatten über einzelnen Biografien und ein zumeist ambivalentes Geschichtsverständnis. „Allerdings habe ich bei der Nachzeichnung von Figuren stets genügend Abstand zu realen Einzelpersonen gewahrt“, betont der Autor.

Storm bescheinigt sich durchaus Kunstaffinität, sieht sich aber keinesfalls als Insider der Szene. Schon von Berufs wegen verfüge er zwar über ein mindestens solides Halbwissen. „Aber natürlich verlangt die Entwicklung einer Lomberg-Geschichte umfangreiche Recherchen zu kunstgeschichtlichen Fakten und Zusammenhängen.“

Und gerade diese Verknüpfung macht das Lesen der Lennard-Lomberg-Krimis zu einem besonderen Vergnügen: geschichtsträchtige Metropolen, inspirierende Landschaften und mitten drin das spannende kriminalistische Sujet der „Beutekunst“. Verknüpft mit den Abgründen der Nazi-Diktatur und den dunklen Geheimnissen der Bonner Republik – erzählt in verschiedenen Zeitebenen, damit der Geist bloß nicht träge wird. Es sind Geschichten, die man sich gerne an verregneten Nachmittagen bei einer guten Tasse englischen Tees und einem Ingwerplätzchen schmecken lassen kann.


Lesung in Gummersbach

Andreas Storm liest auf Einladung der Buchhandlung Thalia/Mayersche aus seinem Roman „Die Akte Madrid“ am Donnerstag, 23. November, 19 Uhr, im „Kunstraum Markt 1“, Marktstraße 1 in Gummersbach. Eintritt 10 Euro, Tickets gibt's in der Buchhandlung oder im Internet. (red) www.thalia.reservix.de