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Mehrere VorträgeMahnung und Hoffnung bei Neujahrsempfang in der Gummersbacher Heuss-Akademie

Lesezeit 2 Minuten
Blick in den Saal der Theodor-Heuss-Akademie.

Werner Hoyer sieht ein Erstarken der undemokratischen Kräfte in dem Vertrauensverlust der Menschen in die Politik begründet.

Beim Empfang in der Theodor-Heuss-Akademie war auch Ex-Innenminister Gerhard Baum unter den Gästen.

„Wir befinden uns in der größten Krise der deutschen Nachkriegsdemokratie“, betonte Werner Hoyer, FDP-Politiker und bis Ende 2023 Leiter der Europäischen Investitionsbank, beim Neujahrsempfang der Theodor-Heuss-Akademie in Niederseßmar. Bei seinem Vortrag „Mein Europa“ appellierte er daran, das Feld nicht den Populisten zu überlassen und damit nicht den Menschen, die mit Freiheit, Demokratie und Recht nichts im Sinn haben.

Eine Ursache im Erstarken der undemokratischen Kräfte sah er im Vertrauensverlust der Menschen in die Politik. Schrumpfende Wirtschaftskraft „Es mangelt in Deutschland an Mut, politische Entscheidungen konsequent zu treffen, und wir waren alle viel zu lange zu naiv und unser selbst zu sicher“, sagte der Volkswirt, der unter anderem Abgeordneter in Bundestag und Europaparlament sowie Staatsminister im Auswärtigen Amt war.

Theodor-Heuss-Akademie: Lorenz Deutsch blickt hoffnungsvoll in die Zukunft

Folgen dieser Selbstgefälligkeit seien unter anderem eine schrumpfende Wirtschaftskraft und ein Hinterherhinken bei der Digitalisierung. Eine Chance gegen diese Verluste und die zunehmende Nationalstaatlichkeit und Autokratie biete das vereinte Europa, bekräftigte Hoyer. „Föderal und gemeinsam können wir uns in der Globalisierung behaupten.“

Hoffnungsvoll blickte bei seiner Begrüßungsrede auch Lorenz Deutsch, Leiter der Theodor-Heuss-Akademie, in Richtung Europa und vor allem auf die zahlreichen Menschen bei den derzeitigen Demonstrationen: „In Oberberg wie bundesweit machen sie deutlich, dass die Gefährdung der Demokratie real ist, und dass Menschen bereit sind, sie zu verteidigen.“

Ludwig Theodor Heuss, Vorsitzender der Theodor-Heuss-Stiftung und Enkel des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, zog in Niederseßmar den Vergleich zwischen dem aktuellen Strategietreffen von AfD und Gleichgesinnten in Potsdam und der Wannseekonferenz im Jahr 1942: „Wenn beide Male die Rede von Deportationen ist, dann ist es an der Zeit, sich zusammenzuschließen und gegen solche Vorstellungen anzugehen.“

Ex-Innenminister Gerhard Baum unter den Gästen in der Theodor-Heuss-Akademie

Gäste des Empfangs der Heuss-Akademie waren in Niederseßmar auch Annett Witte, Hauptgeschäftsführerin der „Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit“ aus Potsdam, die oberbergischen FDP-Politikerinnen und Politiker Prof. Friedrich Wilke, Ina Albowitz, der ehemalige FDP-Bundesinnenminister Gerhart Baum, Henning Höne, Landes- und Fraktionsvorsitzender der FDP Nordrhein-Westfalen sowie Bürgermeister Frank Helmenstein. Höne appellierte an alle Bürger, sich an der Europawahl am 6. Juni zu beteiligen: „Denn Europa ist nicht nur unsere Zukunft, die Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, haben großen Einfluss auf unseren Alltag.“