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Landesweiter ProtestOberbergs Ärzte und Apotheker machen am Mittwoch dicht

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Bild einer Schaufensterscheibe, in der ein Protestplakat klebt.

In Düsseldorf und Dortmund machen die Ärzte und Apotheker am Mittwoch ihrem Ärger Luft.

Nur echte Notfälle sollen am Mittwoch versorgt werden.

Nach dem angekündigten Protest der Apotheker rufen nun auch Oberbergs Hausärzte für Mittwoch, 15. November, zu Praxisschließungen auf. Der Hausärzteverband Oberberg, die Apotheker im Kreis sowie der Berufsverband der Medizinischen Fachangestellten haben sich dem landesweiten „Aktionsbündnis Patientenversorgung“ angeschlossen, um auf die aus ihrer Sicht drohende ärztliche Unterversorgung in der Region und die wirtschaftlich schlechte Lage vieler Apotheken aufmerksam machen.

Oberbergs Ärzte protestieren in Düsseldorf

Die Apotheker nehmen an einer zentralen Kundgebung in Dortmund teil. Martina Dammüller, Sprecherin der Apotheker im Oberbergischen Kreis, rechnet damit, dass deshalb 98 Prozent der Apotheken im Kreis morgen geschlossen bleiben. Ein Notdienst werde jedoch eingerichtet. Die Ärzte wiederum wollen ihrem Ärger in Düsseldorf Luft machen und kritisieren vor allem, „dass die Finanzierungsabschlüsse zwischen Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen für die ambulante Versorgung seit Jahren unter den Inflationsraten liegen und Preissteigerungen bei den Kosten und Personaltarifen nicht abbilden.“

Das wird zu einer Unterversorgungskatastrophe führen.
Dr. Ralph Krolewski befürchtet spätestens ab 2033 eine lückenhafte Versorgung in Oberberg

Der Hausärzteverband Oberberg erwartet bis zum Jahr 2033 zudem das altersbedingte Ausscheiden von 50 Prozent der hiesigen Mediziner. „Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen der Finanzierung wird es keine Auffanglösungen geben“, teilt der Verband in einer Mitteilung mit. Dr. Ralph Krolewski, Vorsitzender des oberbergischen Hausärzteverbandes, hat dazu konkrete Berechnungen angestellt und kommt auf rund 400 000 Fälle pro Jahr, die künftig nicht mehr hausärztlich versorgt werden können. „Das wird zu einer Unterversorgungskatastrophe führen. Ausweichmöglichkeiten gibt es dann nicht“, so Krolewski.

Immer mehr freie Arztpraxen

Bereits heute sei die medizinische Versorgung durch Hausärzte in Gummersbach, Bergneustadt, Reichshof, Wiehl, Marienheide, Waldbröl, Nümbrecht, Morsbach und Wipperfürth am Kipp-Punkt, zunehmend gebe es dort freie Hausarztsitze. Um Oberberg mit funktionierenden Praxen abzudecken, seien 168 Hausärztinnen und Hausärzte mit Vollzeitstelle nötig.

Der Hausärzteverband Oberberg fordert mit Nachdruck, dass Praxen betriebssicher mit qualifiziertem Personal erhalten bleiben. Wenn Fachangestellte nicht mehr tariflich bezahlt werden könnten und das Einkommen selbstständiger Praxisinhaber unter das vergleichbare Einkommen eines Oberarztes im Krankenhaus sinke, könnten keine Nachfolger gefunden werden.