Im Interview beschreiben Wolfgang Kenntemich und seine Tochter Heike, was ihren Laden in Vollmerhausen von Online-Händlern unterscheidet.
WeihnachtsgeschenkePersönliche Beratung gehört im Gummersbacher Spielzeugladen Kenntemich dazu
Der Spielzeugladen der Familie Kenntemich in der Gummersbacher Ortschaft Vollmerhausen hat eine lange Tradition und ist besonders vor Weihnachten eine beliebte Anlaufstelle von Eltern und ihren Kindern, um das passende Geschenk auszusuchen. Dabei schätzen viele der Kundinnen und Kunden vor allem die vielfältige Auswahl an Spielwaren sowie die eingehende Beratung durch Wolfgang Kenntemich und seine Tochter Heike. Linda Thielen hat kurz vor Heiligabend mit den beiden gesprochen.
Ihr Spielzeugladen hat eine lange Tradition im Oberbergischen. Wie lange existiert er schon und wie fing damals alles an?
Wolfgang Kenntemich: Den Laden gibt es schon seit mehr als 60 Jahren. Anfangs haben wir Haushalts- und Eisenwaren verkauft, wie auch andere Händler im Oberbergischen. Als dann immer mehr Baumärkte eröffnet haben, sind wir auf Spielzeug umgestiegen. Zuvor wurden die Spielwaren oftmals nur zu Weihnachten in die Regale gestellt und danach wieder weggepackt. Wir haben sie aber das ganze Jahr stehen gelassen. Nebenbei verkaufen und reparieren wir nach wie vor Rasenmäher und heute auch Mähroboter. Das ist unser zweites Standbein.
Wie kam das damals bei Ihren Kundinnen und Kunden, insbesondere bei den Kindern an, dass immer Spielzeug im Laden stand. Wurde das gut angenommen?
Heike Kenntemich: Ja, das wurde es. Und das wird es bis heute. Es kommen sowohl Kinder allein zu uns, die sich von ihrem Taschengeld etwas aussuchen, als auch Eltern, die auf der Suche nach Geschenken sind. Oder sie kommen gemeinsam. Wir haben viele Stammkunden, die uns schon sehr lange die Treue halten. Einige haben schon selbst als Kind hier eingekauft, nun kaufen sie Spielzeug für ihre Kinder. Das ist auch eine Bestätigung für unsere Arbeit und unser Angebot.
Mittlerweile bieten viele größere Läden in Einkaufszentren, wie beispielsweise Drogerien, Spielwaren an. Ist das für Sie zur Konkurrenz geworden?
Wolfgang Kenntemich: Nein, das würde ich nicht sagen. Natürlich kaufen manche auch dort ein oder bestellen direkt im Internet. Aber wir haben nach wie vor viel Kundschaft.
Inwiefern unterscheidet sich Ihr Angebot von dem in großen Ladenketten oder Drogerien?
Heike Kenntemich: Bei uns im Laden ist es gemütlicher, nicht so wuselig und vor allem persönlicher. Hier bleibt auch mal Zeit, um ein paar Worte zu wechseln, einen Kaffee zu trinken und sich in Ruhe beraten zu lassen. Außerdem ist unser Angebot deutlich größer und umfangreicher. Bei uns gibt es nicht nur die großen Spielzeugmarken, sondern auch kleinere und ganz ausgesuchte Spielsachen. Wir bieten seit einiger Zeit auch wieder mehr Holzspielzeug statt Plastik an.
Sie haben die Konkurrenz durch den Online-Handel bereits angesprochen. Inwiefern spüren Sie diesen und warum haben Sie sich dagegen entschieden, für Ihren Laden einen Online-Shop einzurichten?
Heike Kenntemich: Wir haben uns ganz bewusst dagegen entschieden. Internetshopping ist nicht unsere Generation. Ich bin 57 Jahre alt und kenne mich damit nicht so gut aus. Außerdem wäre das sehr zeitaufwendig. Wir hätten gar nicht die Kapazität dafür, 24 Stunden am Tag auch noch eine Online-Seite im Blick zu behalten, Bestellungen zu verpacken und zu verschicken. Die Konkurrenz durch die großen Internethändler ist spürbar und natürlich hat sich das Kaufverhalten der Leute sehr verändert. Aber unser Laden ist bisher glücklicherweise nie leer geblieben.
Welche Spielzeuge sind in diesem Jahr besonders angesagt? Und wie informieren Sie sich über aktuelle Spielzeug-Trends?
Wolfgang Kenntemich: Wir besuchen natürlich die Spielwarenmesse in Nürnberg und informieren uns über Neuheiten. Dort kommen wir auch mit anderen Händlern in Kontakt und tauschen uns aus.
Heike Kenntemich: Beliebt ist zum Ende des Jahres immer das Kinderspiel des Jahres. Dieses Jahr ist es das Spiel „Die magischen Schlüssel“ und auch das Spiel „Sky Team“ ist zurzeit sehr gefragt. Was außerdem immer geht, sind Puppen und Carrera-Bahnen. Da haben sich die Vorlieben der Kinder über die Jahre kaum verändern – mit dem einzigen Unterschied, dass es heute spezielle Carrera-Bahnen gibt, die schon für jüngere Kinder ab zweieinhalb bis drei Jahren geeignet sind. Da fliegen die Autos dann nicht so leicht aus der Kurve. (lacht)
Welches Angebot gibt es heute in Ihrem Laden, das es vor 60 Jahren noch nicht gab?
Heike Kenntemich: Was es damals noch nicht gab und was wir erst seit einiger Zeit anbieten, sind Geschenkekörbe. Das heißt, Kinder können sich selbst Spielzeug aussuchen, das sie sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünschen, und dieses in einem Korb sammeln. Der wird dann mit dem Namen des Kindes beschriftet und die Geburtstagsgäste oder die Familie kann aus diesem Korb Geschenke kaufen. Das wird sehr gut angenommen.
Womit haben Sie eigentlich als Kind am liebsten gespielt?
Heike Kenntemich: Ich war als Kind fast nur draußen, bin am liebsten Fahrrad gefahren, war mit meinen Rollschuhen unterwegs oder habe Buden im Wald gebaut. Also alles, was nicht mädchenhaft ist (lacht).
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit im Spielzeugladen, auch nach so vielen Jahren, am meisten Freude?
Heike Kenntemich: Das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn sie sich Spielzeug aussuchen, und der Austausch mit unseren Kunden, mit denen man hier auch mal Zeit hat, etwas zu quatschen.
Treue Kundschaft
Der Besuch des Spielzeugladens Kenntemich ist für Charline Bajwa aus der Wiehler Ortschaft Drabenderhöhe selbstverständlich, wenn es darum geht, das passende Geschenk für ihren Sohn zu suchen und auch zu finden. „Dieser Laden hier ist immer unsere Rettung und seit vielen Jahren die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, das passende Geschenk zu finden“, berichtet die Mutter.
Ihr Sohn wird einen Tag vor Heiligabend, also am heutigen 23. Dezember, drei Jahre alt und hat sich einen rosafarbenen Ballon und einen Zauberstab gewünscht. Für Heike Kenntemich ein Wunsch, den sie mit Leichtigkeit erfüllen kann. Im Laden hängt eine Vielzahl an Luftballons in allen Farben zur Auswahl, die vor Ort auch mit Helium gefüllt werden können. Und mehrere bunte Zauberstäbe hat sie schnell zur Hand.
Fündig geworden ist an diesem Vormittag auch Martin Felde aus Wiehl. Der alleinerziehende Vater einer siebenjährigen Tochter holt noch schnell das letzte von mehreren Geschenken ab, die seine Tochter in einem Wunschkorb zu Weihnachten zusammengestellt hatte. „Natürlich eine Puppe. Was Mädchen in dem Alter sich halt wünschen“, verrät er schmunzelnd.