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Interview mit Ulrich BärenfängerSchauspieler spricht über Gummersbacher Rockmusical

Lesezeit 3 Minuten
Darsteller eines Theaterstücks stehen vor einer Leinwand, auf der der Schauspieler in der Mitte noch einmal groß zu sehen ist.

Der Hauptmann, den Ulrich Bärenfänger verkörpert, ist eine zentrale Figur im „Sonnenmarsch“.

Ulrich Bärenfänger ist mit dem Rockmusical „Sonnenmarsch“ in Gummersbach zu Gast. Eigentlich hat er noch Hoffnung für die Menschheit.

Anlässlich der Wiederaufnahme des Rockmusicals „Der Sonnenmarsch“ in der Halle 32 sprach Katja Pohl mit dem Münsteraner Schauspieler (62), der im Stück den Hauptmann verkörpert.

Sie sind seit Jahrzehnten mit dem Gummersbacher Kulturleben verbunden. Wie kam es dazu?

Ulrich Bärenfänger: Da gibt es zwei Ebenen. Von der Seite meiner Großmutter bestehen verwandtschaftliche Beziehungen. Bei Großtante und Großonkel in Hülsenbusch habe ich oft gewohnt, wenn ich in Oberberg aufgetreten bin. Die andere Verknüpfung ist der Bergneustädter Schauspieler und Regisseur Jörg von Winterfeld, den ich beim Vorsprechen zu „Der Brand des Goldenen Tempels“, einem Stück, das 1992 im Theater Gummersbach im Rahmen der Japanischen Wochen aufgeführt wurde, kennenlernte. Wir sind nach wie vor gute Freunde, hatten schon viele gemeinsame Projekte. Durch ihn wurde ich in Oberberg immer vernetzter.

Wo liegt der Unterschied zwischen Ihren Auftritten im Fernsehen, wie in der Krimiserie „Wilsberg“, zur Theaterbühne?

Das Theater ist im besten Fall ein Flow. Ich setze mich länger mit meiner Figur auseinander, so wie das Publikum bei der Aufführung, das die Entwicklung dieser Figur miterlebt. Das ist eine intensive Erfahrung, die unter anderem mit dem akribischen Lernen des Textes steht und fällt. Auftritte beim Film sind immer auf den Punkt, das letzte Wort hat der Regisseur, der meinen Protagonisten vielleicht nur in einer kurzen Sequenz einbindet.

Woher kommt Ihre Affinität zur Schauspielerei, zur Improvisation?

Ich bin in einem recht strengen kirchlichen Umfeld aufgewachsen. Da war es für mich nur logisch, Ventile zu suchen. So wurde ich zum Klassenkasper in der Schule, habe auf dem Schulhof Spontaninszenierungen zum Besten zu geben, um die Menschen um mich herum zu irritieren. Klar, ich habe auch durch die Kirche Kultur erlebt. Allerdings ausschließlich mit christlichen Inhalten.

Trotz dieses von Ihnen als eng erlebten kirchlichen Umfelds, Ihr Vater war Pfarrer einer Freikirche, haben Sie zunächst Theologie studiert, um in seine Fußstapfen zu treten.

Eigentlich wollte ich Kunst studieren. Als das nicht sofort funktionierte, habe ich mich der Theologie gewidmet. Aber auch das war nicht der richtige Weg. Nach dem Studium war ich – ganz klassisch – zunächst Taxifahrer für den Lebensunterhalt und stand in freien Theatergruppen auf der Bühne, war später Mitakteur bei Krimidinnern, fand großen Spaß am Improtheater. Inzwischen bin ich Schauspieler, Trauer- und Hochzeitsredner und lebe gemäß dem Satz: Schauspieler – ich kann nicht anders.

Der Sonnenmarsch malt eine düstere Zukunft. Ist das eine realistische Vision oder haben Sie Hoffnung für die Menschheit?

Ich habe auf jeden Fall Hoffnung, agiere seit 40 Jahren ganz selbstverständlich möglichst nachhaltig. Nach und nach bin ich zwar aus den täglichen Nachrichten ausgestiegen, bin aber stattdessen zum Fan des journalistischen Online-Formats „Perspective Daily“ geworden, das bewusst konstruktiven Journalismus pflegt. Dort findet man die guten Nachrichten, die die Hoffnung erhalten.


Gummersbacher „Sonnenmarsch“ hat drei weitere Aufführungen

Der „Sonnenmarsch“ ist ein Stück von Martin Kuchejda (Idee und Libretto) und Jens Berens (Musik) das der 2021 verstorbene Theatermacher Gregor Leschig für die Bühne aufbereitet hat. Die Uraufführung der Rockoper hatte Premiere unter der Regie von Martin Kuchejda und Kathleen Wojahnn im November 2022. Die neuen Aufführungen sind am Samstag, 23. September, 20 Uhr, sowie am Sonntag, 24. September, um 11 und um 18 Uhr. Der Eintritt kostet an der Tageskasse 15 Euro, im Vorverkauf 12 Euro. Aggerticket: (0 22 61) 30 03-888. (kpo)