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SchiedsrichterDeutschlands Beste in der „Heimat des Handballs“

Lesezeit 4 Minuten
Ein Blick auf die Tribüne der Schwalbe-Arena, wo die besten deutschen Schiedsrichtergespanne Platz genommen haben.

Die Schwalbe-Arena wurde am Wochenende zum Klassenzimmer für die DHB-Schiedsrichter, die sich zu ihrem Halbzeitlehrgang trafen.

DHB richtete seinen traditionellen Halbzeitlehrgang der Schiedsrichter in Gummersbach aus – Fünf Gespanne aus Oberberg dabei.

Eine perfektere Trainingseinheit hätten sich Deutschlands beste Schiedsrichter-Gespanne wohl nicht vorstellen können. Zum traditionellen Halbzeitlehrgang trafen sich die Unparteiischen am Wochenende in der Gummersbacher Schwalbe-Arena.

Zum Programm gehörten am Samstag die drei Spiele der Handball-Europameisterschaft in Köln. Während die Schiedsrichter bei den ersten beiden Spielen Aufgaben zu erfüllen hatten, konnten sie die nervenaufreibende Partie zwischen Deutschland und Österreich als Zuschauer verfolgen.

Handball-Schiedsrichter vom Nachwuchs- bis zum Elitekader kamen nach Gummersbach

„Besser geht es doch gar nicht, als Spiele auf höchstem Niveau zu beobachten“, sagt Jutta Ehrmann-Wolf, Leiterin Schiedsrichterwesen im Deutschen Handball-Bund (DHB). Etwas, das sie schon seit anderthalb Wochen tut. Sie ist für die EHF (European Handball Federation) im Einsatz. Von Hamburg, dem zweiten Hauptrundenspielort der EM, war sie Freitagnacht nach Gummersbach gekommen und reiste am Samstag nach dem gemeinsamen Mittagessen wieder zurück an ihren Einsatzort.

Bis auf die beiden deutschen Gespanne Maike Merz/Tanja Kuttler und Tobias Tönnes/Robert Schulze, die   bei der EM im Einsatz waren und sind, kamen vom Nachwuchs- bis zum Elitekader alle nach Gummersbach. Darunter auch die fünf Gespanne, die für den Handballkreis Oberberg pfeifen.

Großes Lob für die Organisatoren in Gummersbach

„Es ist alles perfekt organisiert“, sandte Jutta Ehrmann-Wolf ein dickes Dankeschön an Didi Welthöner, den Manager der Schwalbe-Arena, und an Carmen Gräfe, die beim VfL Gummersbach für die Betreuung der Schiedsrichter zuständig ist und an diesem Wochenende die Aufgabe auch im großen Kreis perfekt erfüllte.   Dass der Nachwuchskader dabei war, ist eine Besonderheit und hängt mit der EM zusammen.

Auf dem Programm des Schiedsrichterlehrgangs standen neben regeltechnischen Inhalten, die die Gespanne selbst erarbeitet hatten, die Überprüfung der Fitness unter anderem mit einem Shuttle-Run-Test. „Es geht darum, die Rückrunde vorzubereiten“, beschreibt Jutta Ehrmann-Wolf. Dazu wird die Hinrunde der Bundesliga nachgearbeitet und überlegt, in welchem Bereich der Regelauslegung noch nachjustiert werden müsse.

Schiedsrichterchefin sieht den Videobeweis im Handball als eine Bereicherung

Als eine Bereicherung sieht die Schiedsrichterchefin den Videobeweis, der seit Saisonbeginn eingesetzt wird . Anders als im Fußball liege die Handhabung nur bei den Schiedsrichtern selbst und sei ein gutes Mittel, um strittige Szenen noch einmal zu überprüfen. Das gelte vor allem auch bei den vermeintlich versteckten unfairen Attacken, wenn ein Handballer sich plötzlich auf dem Boden krümme und die Aktion außerhalb des Sichtbereiches der Schiedsrichter stattgefunden habe. „Seit dem dritten Bundesligaspieltag läuft der Videobeweis nahezu fehlerfrei“, erklärt Jutta Ehrmann-Wolf.

Gemeinsam mit Schiedsrichterchefin Jutta Ehrmann-Wolf präsentieren sich die oberbergischen Schiedsrichtergespanne.

Die oberbergischen Gespanne (v.l.) Tim Förster/Fabian Förster, Marvin Cesnik/Jonas Konrad, Suresh Thiyagrajah, Schiedsrichterchefin Jutta Ehrmann-Wolf, Suresh Thiyagarajah, David Hannes (Bruder Christian war krank) und Rosana Sug/Sophia Janz, die eins von insgesamt vier weiblichen Gespannen im DHB sind.

Auch die Statistik spreche für einen guten Umgang mit dem technischen Hilfsmittel. Im Schnitt werde der Videobeweis einmal pro Spiel eingesetzt und die Unterbrechung daure im Schnitt 1:15 Minute.

Begeistert ist die Schiedsrichterchefin vom Einsatz bei den EM-Spielen: „16 Kameras beobachten aus verschiedenen Perspektiven das Geschehen.“ Sie führt weiter aus, dass es bei der EM – anders als in der Bundesliga   – weitere technische Möglichkeiten zur Unterstützung der Arbeit der Schiedsrichter und Delegierten gebe. Bei der Euro können Wechselfehler oder fehlerhafte Nutzung der Buzzertechnik genauso geprüft werden wie die Frage Tor ja oder nein beziehungsweise Tor in der Spielzeit.

„Eine bessere Werbung für Fairplay im Handball als die EM gibt es nicht“, sagt Jutta Ehrmann-Wolf. Die Männer-Europameisterschaft biete immerhin das höchste Niveau, was es im Handball gebe. Sie freut sich über die vielen Szenen, in denen sich Handballer, die sich vorher als Konkurrenten heftig   bearbeitet hatten, anschließend gegenseitig aufhelfen.

Bevor sie Richtung Hamburg aufbrach, betonte sie noch einmal, wie wohl sich die Schiedsrichter und sie in der „Heimat des Handballs“ gefühlt hätten. „Es war sicher nicht das letzte Mal, dass wir hier waren.“