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Schockierende ZahlenFreiwillige retten in Oberberg wieder Kröten

Lesezeit 3 Minuten

Für die Rettung der Kröten werden wieder Zäune aufgebaut.

In Oberberg gehe jetzt wieder die Krötenretter auf Tour.

Die Zahlen sind schockierend. „Im Jahr 2009 haben wir an der Lingese auf fünf Kilometern 7409 Kröten, Frösche, Molche und Salamander von der Straße gerettet, im vergangenen Jahr waren es auf derselben Strecke nur noch rund 2200“, sagt Sabine Reinecke. Vor 24 Jahren zog sie nach Marienheide. Damals stellte sie bei einer nächtlichen Autofahrt im Frühling voller Entsetzen fest, wie viele Tiere von Autos überfahren auf der Straße lagen.

Seitdem engagiert sich Reinecke im Nabu für den Schutz der Amphibien als eine von vielen Helfern, die zwischen Februar und April als „Krötenchauffeure“ unterwegs sind. Denn wenn ab Mitte Februar die Temperatur auf über fünf Grad steigt, dann machen sich besonders in verregneten Nächten zuerst die zierlichen Männchen auf den gefährlichen den Weg zu ihren Laichgewässern, kurz darauf folgen die dicken Weibchen. Danach kehren sie zielstrebig wieder in ihre Sommerquartiere in den Wäldern zurück.

Immer weniger Kröten

An einigen Stellen in Oberberg sammeln Krötenfreunde daher die Tiere ein und errichten Zäune am Straßenrand, um die Tiere in Eimer zu leiten, in denen sie jeweils morgens und abends über die Straße getragen werden. Doch von Jahr zu Jahr werden auf diese Weise weniger Amphibien gerettet. Was ist passiert mit den Fröschen und Kröten, die wichtig sind für unser Ökosystem? Nabu-Geschäftsführer Uwe Hoffmann macht vor allem das Absterben der Fichten durch die Borkenkäferproblematik für den Rückgang verantwortlich. „Die folgende Aufforstung durch schwere Maschinen führten in Kombination zu verdichteten Böden, die im Sommer überhitzen und zum Verschluss der Erdhöhlen als Lebensraum.“

Zudem gebe es kaum noch Tümpel. Und wenn, seien sie oft durch unüberwindliche Mauern abgeriegelt. „Es gibt auch weniger Insekten, den Kröten geht die Nahrung aus.“ Schlechte Zeiten für Quaker und Hüpfer. Wer dennoch überlebt, riskiert, auf den Straßen unter die Räder zu kommen. Daher geben immer mehr Helfer auf. „In Grennebach wird wegen des Totalausfalls in den letzten zwei Jahren nicht mehr gesammelt“, so Hoffmann.

„In Lützinghausen war über 20 Jahre ein aktiver Hotspot mit Zäunen. In diesem Jahr stellen wir dort keinen Zaun mehr auf, da in 2024 die Wanderaktivitäten gegen Null gingen. Derzeit diskutieren wir intern kontrovers, ob es Sinn macht, an den Stellen mit geringen Zahlen zu sammeln“, so Hoffmann. „Jetzt gerade! Es ist doch umso wichtiger, angesichts der dramatischen Situation und des Klimawandels die überlebenden Amphibien zu retten“, sagt Reinecke. „Vor 15 Jahren fanden sich in unsern Eimern an der Lingese 4300 Kröten, vor einem Jahr nur noch 600. Aber die sind es doch wert!“

Daher will sie mit 14 Helferinnen und Helfern am Wochenende den Schutzzaun aufbauen. Alle 15 bis 20 Meter wird ein Eimer eingegraben. Wenn es wärmer wird, gibt es nach einem Blick auf die Wettervorhersage für alle, die anpacken wollen, per Whatsapp Krötenalarm. Dann wird ein Plan aufgestellt, wer an welchen Tagen abends und frühmorgens Kröten retten kann. „Aber wir sind zu wenige“, klagt die 75-Jährige. „Es wäre gut, wenn sich das Engagement auf mehr Schultern verteilt.“